Der Abschied in den Ruhestand von Prof. Dr. Paul Walter Schmits-Reinecke
So jedenfalls sind die Reden und Aktionen vom Dekan Prof. Dr. Jan Henrik Oehlmann, dem Kollegium, den Studierenden und den zahlreich angereisten Alumni zu seiner feierlichen Verabschiedung auf dem Campus Weinberg zusammenzufassen.
„Sie werden immer integraler Bestandteil dieser Fakultät bleiben“, resümiert Prof. Dr. Oehlmann in seiner Eröffnungsrede, in der er Zitate zum Thema Abschied gesammelt hatte. Was er mit Stefan Remmlers „alles hat ein Ende, nur die Wurst hat zwei“ meinte, sollte sich erst im weiteren Verlauf der Veranstaltung herausstellen. Im Anschluss sind es Prof. Andreas Matthias Schulz und Norbert Werner Wasserfurth-Grzybowsi, die sich für die Zusammenarbeit und die Unterstützung des scheidenden Kompetenzfeldkoordinatoren bedanken. Moderiert von Lighting Design-Absolvent Johannes Roloff kamen dann die zahlreich angereisten Studierenden und Alumni zu Wort.
Für ergreifende Worte, stellvertretend für alle, sorgte der Absolvent Gregor Gärtner: „Der Studiengang Lighting Design hat durch dich maßgeblich sein Profil bekommen. Nicht nur dein Fachwissen, sondern auch du als Mensch hast uns geprägt. Wenn man Studierende und Alumni fragt, was sie mit dir verbinden, dann kommen Worte wie geradlinig, verlässlich, professionell genauso wie herzlich und begeisterungsfähig. Möge das Licht mit dir sein.“ Mit ähnlichem Inhalt, nur in Reimen als Gedicht zusammengefasst, war es der Student Tom Schaarschmidt, der mit der Definition der neuen „Maßeinheit Schmits“, dargestellt durch einen Gliedermaßstab in 1,96 m Länge mit der gedruckten Aufschrift sowie Maßbändern aus Papier an der Leine, absolut den Humor von Prof. Dr. Schmits-Reinecke und des Publikums traf.
Gleichermaßen gerührt wie erfreut bedankt sich Prof. Dr. Schmits-Reinecke für die Glückwünsche und Geschenke, unter anderem eine Reise nach Oslo mit einem Besuch im Opernhaus, für die alle Lehrenden und Angestellten der Fakultät Gestaltung zusammengelegt hatten. Zur Verewigung wurde kurzerhand das Gebäude D auf dem Campus Weinberg in „Paul Schmits Haus“ umbenannt mittels einer provisorisch angebrachten Plakette, ein riesengroßes Mapping an die Hauswand projiziert sowie im Haupteingang zum Campus Weinberg sein Name mit Funktion im Eingangsbereich angebracht. „Ich finde es toll, was sich alle für mich ausgedacht haben. Mindestens genauso gut wie das funktionierende Netzwerk im Kompetenzfeld Lighting Design. Nahezu alle meine ehemaligen Studierenden arbeiten erfolgreich in der Branche – das ist für mich das größte Lob für mein Schaffen“, freut sich Prof. Dr. Schmits-Reinecke.
Seine berufliche Laufbahn begann Prof. Dr. Schmits-Reinecke 1969 mit dem Studium der Elektrotechnik an der Technischen Universität Berlin, an der er nach seinem erfolgreichen Abschluss zum Diplom-Ingenieur als wissenschaftlicher Mitarbeiter mit Lehrtätigkeit am Institut für Lichttechnik arbeitete. 1988 promovierte er zum Dr.-Ing., ein Jahr nachdem er bei der Selux AG technischer Leiter für Stromschienen und Strahler wurde. Im Anschluss daran baute er dort die Abteilung „Lichtanwendung“ auf, arbeitete im Marketing mit sowie in zahlreichen Gremien. Hier lernte er auch Prof. Andreas Matthias Schulz kennen.
1994 begann Prof. Dr. Schmits-Reinecke wieder an Hochschulen und Universitäten zu lehren, unter anderem seit 2005 als Honorarprofessor für Lichtplanung an der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus. Sein letzter Wechsel: 2009 trat Prof. Dr. Schmits-Reinecke seine Professur an der Fakultät Gestaltung der HAWK in Hildesheim an und koordinierte fortan das Kompetenzfeld Lighting Design. Diese Aufgabe übernahm er mit dem „für mich positivsten Team meines Berufslebens. Das gilt gleichermaßen für das Kollegium wie für Studierende“, erklärt Prof. Dr. Schmits-Reinecke.
Schon der Start an der Fakultät Gestaltung dürfte diesen Teamgeist nachhaltig geprägt haben. Bei der Planung und Organisation der Messeauftritte für „3mg“ erinnert er sich an eine „glorreiche Zusammenarbeit der drei Kompetenzfelder Innenarchitektur, Farbdesign und Lichtdesign“ auf drei Messen. Genauso in Erinnerung bleiben wird ihm „das grandiose Bergfest, als zum Abschluss des Lichtcampus 2017 gefühlt halb Hildesheim auf den Weinberg Campus der HAWK in Hildesheim strömte, um zu sehen und zu bestaunen, was man mit Licht alles anstellen kann“. Und dazwischen? „Immer wieder die regelrecht familiären Treffen der Lighting-Designschaffenden wie beispielsweise die jährliche Verleihung des Deutschen Lighting-Design-Preises, bei der ich Jahr für Jahr unsere Absolventinnen und Absolventen auf der Bühne sah, wie sie ihre Auszeichnungen entgegennahmen.“
Bereits jetzt ist sich Prof. Dr. Schmits-Reinecke sicher: „Ich werde die Fakultät Gestaltung und die Menschen sehr vermissen.“ Aber wie alles im Leben gibt es auch eine gute Seite: „Den vielen hundert Stunden in der Bahn zwischen Hildesheim und Berlin weine ich kaum eine Träne nach.“ Auch, wenn man meint, Prof. Dr. Schmits-Reinecke hätte beruflich alles erreicht, bleibt er selbstkritisch: „Lighting Design ist eine ungemein vielfältige und aufregende Disziplin mit hervorragenden Berufschancen. All meine Aktivitäten, diese Botschaft Studieninteressierten nahezubringen, waren leider nicht so erfolgreich wie erhofft.“ Er hätte also gerne noch mehr jungen Menschen zu einer Karriere im Bereich Lighting Design verholfen. An der Qualität jedoch scheint es nicht gelegen zu haben, wie sich bei der Verabschiedung zeigte.
Mit dem Schritt in den Ruhestand steht immerhin die Option offen, weiter an diesem Ziel zu arbeiten. Denn Prof. Dr. Schmits-Reinecke hat sich eins fest vorgenommen: „Weiterhin so unruhig wie möglich zu sein.“ Und das war dann auch die beste Nachricht des Tages: Prof. Dr. Schmits-Reinecke hat einen Lehrauftrag angenommen und wird somit zumindest noch einen Tag in der Woche der Fakultät Gestaltung erhalten bleiben. Einen letzten Rat hat er dann auch noch als Resümee nach zehn Jahren als Professor an der HAWK in Hildesheim: „Das Konzept der interdisziplinären Lehre zwischen den Kompetenzfeldern der Fakultät Gestaltung ist einzigartig gut und wirklich fit für die Zukunft – ich bitte darum, es immer weiter zu verbessern und nie aufzugeben.“