Soziales Engagement bereichert naturwissenschaftliches Studium fernab vom Wald
Sich Kindern in herausfordernden und für die Studenten selbst fremden Lebenssituationen zu widmen, setzt Mut und Offenheit voraus. Ein bisschen mulmig war ihnen auch vor dem ersten Kennlerntreffen mit ihren „Moglis“, wie das Projekt die Patenkinder in Anlehnung an das Dschungelbuch nennt. Ob die Kinder überhaupt „Bock auf uns“ haben, fragten sich die Studenten im Vorfeld – das Eis war jedoch schnell gebrochen. Die wissbegierigen "Moglis" kamen auch aufgrund der eigenen Initiative der Studenten schnell ins Gespräch und freuten sich über gemeinsame Unternehmungen.
Alle drei Studenten traten in völlig unbekannte Lebens- und Sozialräume in Göttingen ein. Fabian Kind betreut einen „Mogli“ in der Flüchtlingsunterkunft auf den Zietenterrassen, Johannes Heidelbach einen libanesischen Jungen, der seit drei Jahren mit seiner Familie in Göttingen lebt, Arne Glitz kümmert sich um einen Jungen aus dem Irak, der in Göttingen Grone lebt. Ob eben die Flüchtlingsunterkunft, das Groner Nachbarschaftszentrum in einem sozialen Brennpunktviertel oder die libenesische Kultur – alle drei lernten durch ihren „Mogli“ eine fremde Welt kennen, in der sie sich heute ganz normal bewegen, dazu gehören und willkommen sind.
Diese Erfahrung empfinden sie als sehr wertvoll. Vorher gab es trotz der räumlichen Nähe keinen Anlass, die eigene Lebenswelt zu den nun bekannten Lebenswelten zu öffnen. Jetzt sind sie Teil der eigenen Lebenswelt geworden und die vorherige „Ko-Existenz“ mutet rückblickend seltsam an.
Wenn die drei Studenten von ihren „Moglis“ sprechen, geht es schnell um Verantwortung. Sie alle merken, dass sie eine wichtige Rolle im Leben der Kinder einnehmen. Jenseits von Familie und Schule eröffnen sie ihnen einen völlig freien Raum, um eine Beziehung aufzubauen, die ihre Persönlichkeit in den Fokus stellt und Zeit und Platz für ihre vielen Fragen und Themen bietet. Die Ehrlichkeit, Direktheit und Offenheit, die die Kinder in diese Beziehungen hineinbringen, fordern die Studenten heraus, das eigene Handeln und Reagieren zu reflektieren. Aber genau hier erkennen Sie auch ihren persönlichen Gewinn: authentisches Handeln und das positive Feedback der Kinder „ist einfach ein schönes Gefühl“.
Reflexion steht bei dem Projekt im Vordergrund – vor allem während der zweiwöchentlichen „Balu-Treffen“, die Annette Rehfus, Projektkoordinatorin von „Balu und Du“ in Göttingen (Träger: CVJM) begleitet. Hier berichten sie von Situationen, die ihnen nahe gehen. Sie holen Feedback ein und geben auch solches an die anderen Balus zurück. Diese Treffen und die Betreuung durch Annette Rehfus sind für sie unverzichtbar, denn sie geben den nötigen Rückhalt für ihre Balu-Mogli-Beziehung.
Wenn Annette Rehfus auf das erste halbe Jahr mit ihren „HAWK-Balus“ zurückschaut, wünscht sie sich mehr! Mehr Studierende, die mit so viel Herzblut und Verbindlichkeit dabei sind.
Interessierte Studierende können zum Sommersemester 2020 wieder einsteigen und die Patenschaft für "einen Mogli" für ein Jahr übernehmen und neben vielen wertvollen Erfahrungen und persönlicher Entwicklung sechs Credits für ihr Studium erlangen.
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Kontakt
- +49/5121/881-461
-
Büsgenweg 1a(Raum GÖK_309)37077 Göttingen