Erscheinungsdatum: 07.05.2002

Hochschuldelegation aus St. Petersburg übergibt Porträt von Ferdinand Freiherr von Wintzingerode an die Burg Bodenstein

Hochschuldelegation aus St. Petersburg übergibt Porträt von Ferdinand Freiherr von Wintzingerode an die Burg Bodenstein

Die Hochschulpartnerschaft zwischen der Fachhochschule Hildesheim/Holzminden/Göttingen, insbesondere dem Göttinger Fachbereich Forstwirtschaft und Umweltmanagement, und der Staatlichen Forsttechnischen Akademie St. Petersburg in Russland lässt eine deutsch-russische Geschichte ganz anderer Art wieder lebendig werden: die der Burg Bodenstein im Eichsfeld in Thüringen und des Freiherrn Ferdinand von Wintzingerode, sowie seiner Rolle als russischer General in den Freiheitskriegen gegen Napoleon.

Katharina Agarkowa von der Forsttechnischen Akademie St. Petersburg ist es unter großen Mühen und mit viel Beharrlichkeit gelungen, eine Kopie des Heldenporträts des Freiherrn Ferdinand erstellen zu lassen und im Zuge des Hochschulaustausches nach Göttingen zu bringen. Das Porträt des einstigen Heerführers des russischen Zaren Alexander hängt neben vielen anderen in der Heldengalerie der Ermitage von St. Petersburg. Die Kopie soll ihren Platz nun auch in der Burg Bodenstein finden und daran erinnern, dass es letztlich dem Freiherrn zu verdanken ist, dass die Burg nach Ende des Zweiten Weltkrieges nicht dem Erdboden gleich gemacht wurde.

Die Burg Bodenstein im Eichsfeld ist seit mehr als 600 Jahren Stammsitz der Freiherrn und Grafen von Wintzingerode. Die letzte Burgherrin, Gräfin Gisela von Wintzingerode, war als Mitglied der bekennenden Kirche im Widerstand gegen den Nationalsozialismus tätig. Gottesdienste und Gespräche der Bewegung fanden auf der Burg statt. Nach Ende des Zweiten Weltkrieges verlor die Familie im Zuge der Bodenreform ihren gesamten Besitz und musste die Burg verlassen.

Vor ihrer Flucht bat die Gräfin die evangelische Kirche, sich der Burg und Kapelle anzunehmen. Ebenso wie die wintzingerödischen Herrenhäuser Adelsborn und Wehnde und wie viele andere Adelssitze in der ehemaligen russischen Besatzungszone sollte auch die Burg gesprengt werden. Der damalige evangelische Pfarrer Schwarzer aus Wintzingerode wandte sich daraufhin mit Hinweis auf die Verdienste des Generals Freiherr Ferdinand von Wintzingerode um Russland im ersten vaterländischen Krieg an den zuständigen russischen Kommandanten und bat, die Burg vor der Zerstörung zu bewahren. Der Kommandant entsprach dieser Bitte. So wurde die Burg durch einen russischen Offizier gerettet. Sie blieb in der Hand der evangelischen Kirche und ist heute als Familienerholungs- und Begegnungsstätte zu einem der geistlichen und kulturellen Zentren des Eichsfeldes geworden.

Die seit 1995 bestehende und vor genau einem Jahr vertraglich besiegelte deutsch-russische Hochschulpartnerschaft hat jetzt dafür gesorgt, dass diese Geschichte nicht in Vergessenheit gerät. Professor Dr. Hans-Leopold von Sperber vom Fachbereich Forstwirtschaft und Umweltmanagement hat die Familie von Wintzingerode beim Rückerwerb von Teilen des enteigneten Waldbesitzes im Zuge der Reprivatisierung unterstützt. Er und andere Kollegen des Fachbereiches Forstwirtschaft und Umweltmanagement beraten und unterstützen den Gräflich von Wintzingerode’schen Forstbetrieb und die mit ihm verbundenen Forstbetriebsgemeinschaften des Eichsfeldes auch in Form von Projekten und Diplomarbeiten.

Der gräfliche Forstbetrieb steht umgekehrt der Fachhochschule zu Übungen und Exkursionen im Rahmen einer praxisorientierten Lehre zur Verfügung. Prof. Dr. von Sperber ist im Zuge der Hochschulpartnerschaft schon zweimal in St. Petersburg gewesen. Er ist der Initiator der feierlichen Übergabe des Porträts von Ferdinand Freiherr von Wintzingerode durch die russische Delegation an den heutigen Leiter der Burg, Herrn Dieter Fuchs und Wilko Graf von Wintzingerode in seiner Eigenschaft als Ehrenmitglied des Kuratoriums der Burg. Heinrich Jobst Graf von Wintzingerode, Student der Geschichte im 8.Semester an der Humboldt Univesität in Berlin, wird die Festrede halten, in der er das wechselvolle Leben seines Vorfahren nachzeichnet.

Der Originaltext der Festrede:

(Es gilt das gesprochene Wort)