„Der November wird bunt“, lautet das diesjährige Motto der traditionellen Novemberausstellung. Wie ernst die Fakultät Gestaltung der HAWK Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst dieses Motto nimmt, beweisen mehr als 350 Exponate aus den insgesamt neun Kompetenzfeldern. Dazu gehört: Advertising Design, Corporate Identity/Corporate Design, Digitale Medien, Farbdesign, Grafikdesign, Interior Architecture/Interior-Design, Lighting Design, Metallgestaltung und Produktdesign.
„Der Name ist Programm“, sagt Tina Schönheit selbstbewusst und stellt ihre Miniaturfiguren aus Silber vor. Auf Fotos von ihren Werken mäht ein höchstens fünf Zentimeter großer Sensemann Körperbehaarung weg, ein anderer bohrt mit einem Presslusthammer Zähne auf, der nächste erklimmt als Bergsteiger eine Männerbrust. Hinter den Fotos weiß die angehende Metallgestalterin im fünften Semester noch eine schöne Geschichte zu erzählen: „Als ich meine ersten Zeichnungen für die Skulpturen fertig hatte, sah ich eine Frau, die genauso aussah wie die auf meinen Skizzen. Wir kannten uns noch nicht. Ich sprach sie an. Sie fand die Geschichte witzig, und ihr Freund ist Fotograf. Jetzt ist sie als Model mit den Figuren auf den Bildern zu sehen, die ihr Freund geschossen hat.“ Mut muss man haben.
Den brauchten auch die Lighting Designer, die in Seesen beim Kulturfest „Kultur in Dosen“ das Motto gekonnt ins rechte Licht gerückt haben. Jasper Kühn, Lighting Design-Student im dritten Semester, war bei diesem Spektakel als Akteur dabei. „Das Festival heißt so, weil dort eine riesige Dosenfabrik steht, die die Veranstaltung auch fördert. Wir haben dann in der Stadtgeschichte geforscht, was es in Seesen an Besonderheiten gibt. Zum Beispiel hat Wilhelm Busch dort gelebt oder auch die Familie Steinway. Das haben wir dann in Videos verpackt und zusammen mit einer großen Licht-Installation am Abend aufgeführt.“ Die Show selbst ist als Video festgehalten worden. Vor dem Raum stehen getreu dem Motto der Ausstellung Dosen mit bunten Lichtern.
Ins rechte Licht gesetzt wurden auch zahlreiche Modelle, die im Kompetenzfeld Interior Architecture für den Vereinssitz vom Theaterhaus Hildesheim entworfen wurden. Imke Wendt, Interior-Design-Studentin im dritten Semester, und Richard Dahlmann, Lighting Design-Student im fünften Semester, haben um die Modelle einen passenden Raum geschaffen. Verschachtelt angebrachte Leisten bilden die Grundlage. Durch Fäden aus weißer Wolle werden sie zu transparenten Wänden verbunden. Diese lassen Licht durch, sorgen aber dennoch für räumliche Abgrenzungen, so dass jeder der ausgestellten Entwürfe für sich alleine steht, aber dennoch nicht den Kontext zu den anderen verliert.
Ebenfalls im Verbund zeigen sich die Grafikdesign-Studierenden. Sie haben sich zum „Grafik-Kiosk“ zusammen getan. Hier können die Gäste zahlreiche Werke als Andenken erwerben. Dazu Nick Strauß, Grafikdesign-Student im vierten Semester: „Wir haben von Siebdrucken, Linolschnitten über Radierungen bis hin zu Lithografien nahezu alle Techniken in allen möglichen Formaten ausgestellt. Ganz ehrlich: Wir wollten die Werke nicht ausschließlich unverkäuflich an die Wand hängen, sondern auch verkaufen. Sicher gefallen den Gästen manche Werke und sie kaufen sie – was uns Studierenden natürlich auch gut gefällt.“ Manche Ideen sind so nahe liegend, dass man doch erst mal drauf kommen muss.
So wie es die Farbdesigner dieses Jahr auf den Punkt bringen. Der zieht sich nämlich durch den nahezu gesamten Bereich der Fläche dieses Kompetenzfeldes. Timo Rieke, Verwaltungs-Professor, erläutert die Intention: „Der Punkt als unendliches Symbol gibt die ebenfalls unendlichen Möglichkeiten von Farbe wieder.“ Entsprechend sind Grafiken zu sehen, auf denen anhand einer Zitrone diverse Varianten des Eindrucks „zitronengelb“ aufgezeigt werden. Auch da, wo Schatten hinfällt.
Viel mit Farbe beschäftigt hat sich auch Mirjana Teuner, Corporate-Design-Studentin im sechsten Semester. Sie hat ein Corporate Design für den Ort Duderstadt bei Göttingen erarbeitet: „Zuerst reise ich dafür in die Stadt selbst, sammele visuelle Eindrücke von der Umgebung, den Gebäuden, den Menschen und Besonderheiten und erstellt daraus so genannte Mood-Boards. In meiner Lösung habe ich dann die ganzen umliegenden Orte einbezogen, weil ich festgestellt habe, dass alle zusammengehören. Insgesamt habe ich dann weniger mit Symbolen gearbeitet, sondern mit einem Farb-Code, den ich entwickelt habe. Daraus ist eine Grafik aus Grün für die Umgebung, blutrot als dominierende Farbe der Stadt selbst, genau wie ein Orange-Ton entstanden, die die Verschachtelung der umliegenden Orte mit Duderstadt widerspiegeln.“
Die Ausstellung ist noch bis Mittwoch, 16. November, in den Fakultätsgebäuden Am Marienfriedhof 1, Kaiserstraße 43–45 und Langer Garten 24/25 in Hildesheim von 9 bis 19 Uhr zu sehen. Der Eintritt ist frei.