Workshop in Göttingen führt Wissenschaft, Interessenten und Anbieter zusammen
„Besonders der Erfahrungsbericht aus Unternehmenssicht hat einen sehr guten Einblick zur Umsetzung und Anwendung von passiven Exoskeletten geboten. Davon brauchen wir mehr!“, so berichtet einer der Teilnehmenden nach der Veranstaltung in einer Umfrage.
Bei einem Exoskelett handelt es sich um eine außen am Körper anliegend getragene Konstruktion, welche die auf bestimmte Körperregionen einwirkenden äußeren Kräfte aufnimmt und ableitet. So können Menschen belastende Bewegungen, wie etwa das Heben von schweren Gegenständen, muskelschonender und ergonomischer ausführen. Gerade im Baugewerbe, in der industriellen Fertigung, in der Logistik und Lageristik ist dies der Fall. Aber auch in der Pflege müssen Menschen schwere Arbeit verrichten, die Rücken und Muskulatur belastet. Krankheiten und damit Arbeitsausfälle sind oft die Folge. Abhilfe könnten bei der Arbeit getragene Exoskelette schaffen, welche die anstrengenden Tätigkeiten erleichtern.
Exoskelette sollen muskuloskelettale Erkrankungen vorbeugen und dadurch bedingte Arbeitsausfälle reduzieren, die jährlich zu großen wirtschaftlichen Belastungen führen. Hiermit beschäftigt sich auch das Projekt EXSKALLERATE.
„Exoskelette haben die Fähigkeit, die Zahl der Verletzungen des Bewegungsapparats zu verringern und die Lebensqualität am Arbeitsplatz zu erhöhen“, sagt Dekan für Gesundheit Prof. Dr. rer. nat. Christoph Rußmann. Die Kosten für ein Unternehmen könnten so langfristig gesenkt werden, speziell für klein- und mittelständische Unternehmen - dies sei auch Ziel des Projekts EXSKALLERATE.
So erörterten im Workshop die HAWK-Wissenschaftler*innen der HAWK, Imke Pitz und Verw.-Prof. Holger Hoffman erste Erkenntnisse aus dem Projekt und wie Exoskelette zur Wettbewerbsfähigkeit von klein- und mittelständischen Unternehmen sowie generell zur Gesundheit am Arbeitsplatz beitragen.
„Passive Exoskelette können die Muskelaktivität in den unterstützten Bereichen reduzieren und verringern die Ermüdung“, so Pitz in ihrem Vortrag. Dies steigere die Arbeitsplatzqualität und Produktivität.
Andre Quittenbaum, Betriebsleiter des Logistikzentrums der Einbecker Brauhaus AG, berichtete über die ersten positiven Erfahrungen: Ein Mitarbeiter, der bereits seit sechs Wochen ein Exoskelett nutzte, empfinde eine wirkliche Entlastung und sei sehr zufrieden. Die Brauerei möchte daher weitere Exoskelette anschaffen. Desweiteren wird das Unternehmen im Rahmen des Projektes EXSKALLERATE an den Pilot Sites teilnehmen, aus denen die Wissenschaftler weitere Erkenntnisse aus dem Arbeitsalltag gewinnen werden.
Markus Rockenschaub Managing-Director von exxowear human robotics berichtete von Erfahrungen aus Österreich. exxowear human robotics ist ein TechScouting-Startup. Sein Team widmet sich den neuesten Trends und Entwicklungen im Exoskelett-Bereich und filtert, testet und evaluiert den Nutzen mit Betrieben in Form eines Try-Before-You-Buy-Prinzips.
Die deutschen Exoskelett-Produzenten HUNIC GmbH und Ottobock Bionic Exokeletons hatten ihre Produkte, die Einsatzmöglichkeiten, den Stand der Entwicklung und die Kosten den interessierten Teilnehmenden vorgestellt.
Das Projekt EXSKALLERATE möchte die Einführung von Exoskeletten in der Nordseeregion fördern. Als deutsche Partner in diesem EU-Projekt arbeiten die HAWK, die Regionalmanagement Nordhessen GmbH und MoWiN.net e.V. zusammen. EXSKALLERATE geht diese Probleme an, indem es sich darauf konzentriert, die Einführung von Exoskeletten bei klein- und mittelständischen Unternehmen des Baugewerbes und der industriellen Fertigung zu beschleunigen, wo schwere körperliche Arbeit zu ernsthaften Gesundheitsproblemen führt. Der Einsatz von passiven Exoskeletten könnte 10-40 % der Muskelspitzenbelastungen und bis zu 80 % mittels aktiver Exoskelette abmildern.
Der Gesundheitscampus Göttingen, ein Kooperationsprojekt der HAWK und der Universitätsmedizin Göttingen (UMG), ist einer von dreizehn Projektpartnern aus sechs Nordsee-angrenzenden Ländern. Das Vorhaben dient dazu, diese Technik bei Bau- oder Industriearbeiter*innen zu testen, anzuwenden und weiterzuentwickeln.