Bezahlte und unbezahlte Fürsorgearbeit im Fokus

Erscheinungsdatum: 24.02.2021

In Deutschland leisten Frauen den Großteil der beruflichen Care-Arbeit. Die Arbeit unter Coronavirus-Schutzbedingungen stellt Care-Arbeiter*innen vor noch größere Herausforderungen. Die Arbeitsbelastung steigt und die Verantwortung der Care-Berufe wächst, wenn auch die Unverzichtbarkeit der Fürsorgearbeit in der Coronavirus-Pandemie endlich sichtbar geworden ist. Neben der bezahlten Care-Arbeit hat die Pandemie auch Auswirkungen auf die unbezahlte Fürsorgearbeit, die sich ähnlich ungleich unter den Geschlechtern verteilt.

Diese deutliche Ungleichverteilung in bezahlter und unbezahlter Fürsorgearbeit nennt sich „Gender Care Gap“.

Equal Care Day "Vorausschauende Rücksichtnahme"

Einer der größten Teile der menschlichen Arbeit umfasst die Fürsorgearbeit. Sie legt den Grundstein für das Funktionieren der Gesellschaft und ist somit unverzichtbar. Zu den Berufen der Fürsorge- und Care-Arbeit gehören Berufsfelder der Sozialen Arbeit, Erziehungs- und Betreuungsberufe, Pflegeberufe in der Kranken- und Altenhilfe, die Unterstützung von Menschen mit Behinderungen und auch die Arbeit in den Haushalten und innerhalb der Familie. Trotz der großen Verantwortung und Herausforderungen der einzelnen Berufe und den umfangreichen Ausbildungen erfahren die Fachkräfte finanzielle Benachteiligungen. Momentan leiden überwiegend Frauen unter der Herabsetzung der Care-Berufe, da sie 84 Prozent der bezahlten Care-Arbeit in Deutschland übernehmen.

 

Das Ziel von Equal Care besteht nicht darin, dass sich die Fürsorgearbeit 50/50 auf die Verantwortlichen, sondern dass die Care-Arbeit mehr Wertschätzung erfährt und Fürsorgearbeit für die Ausübenden keinen Nachteil bedeutet. Gleichzeitig wird dazu aufgerufen, Verantwortung zu übernehmen und das eigene Verhältnis zu Erwerbsarbeit und Fürsorgearbeit zu reflektieren.

Zum diesjährigen Equal Care Day 2021, der am Montag, 01. März 2021, stattfindet, blicken die Veranstalter*innen in die Zukunft. Mit dem Motto "Vorausschauende Rücksichtnahme" streben die Veranstaltenden einen fürsorglichen Systemwandel an. Seit der Equal Care Day 2016 ins Leben gerufen wurde, ist das Engagement einen solchen Wandel voranzutreiben, gewachsen. Projekte wie der "Boys'Day", den auch an die HAWK anbietet, sollen das Interesse von Jungen an Care-Berufen fördern. Ziel ist es, dass der Anteil an Männer in Care-Berufen steigt und sie auch vermehrt unbezahlte Care-Tätigkeiten übernehmen. Somit können sich neue Rollenvorbilder entwickeln, die Care und Fürsorge integrieren und ihre gesamtgesellschaftliche Relevanz widerspiegeln.

Homeoffice - eine Ent- oder Belastung?

Eine Befragung der Hans-Böckler-Stiftung zeigte, dass die Situation in der Coronavirus-Krise vor allem Alleinerziehende und Elternpaare mit Kindern unter 14 Jahren stark belastet. Kitas und Schulen schließen oder haben nur teilweise geöffnet und die Folgen für die Vereinbarkeit von unbezahlter Fürsorgearbeit zu Hause und der Erwerbstätigkeit sind spürbar und weiterhin ungleich verteilt. Während bei den befragten Männern nur etwa 12 Prozent angaben, überwiegend für die Kinderbetreuung verantwortlich zu sein, waren es bei den befragten Frauen 54 Prozent. Somit sind es auch während der Pandemie überwiegend Frauen, die den Großteil der Kinderbetreuung übernehmen. Trotzdem ist auch ein positiver Trend in Hinblick auf die partnerschaftliche Verteilung der Care-Arbeit zu verzeichnen, denn auch der Anteil der Männer, die den Großteil der Kinderbetreuung übernehmen, hat sich im Laufe der Pandemie verdoppelt.

Aus dem dritten Gleichstellungsbericht der Bundesregierung geht hervor, dass die Arbeit im Homeoffice die Ungleichverteilung der Sorgearbeit für Familie und Haushalt noch verstärkt. So begünstigt das Arbeiten im eigenen Haushalt die Ausweitung von Betreuungs- und Haushaltstätigkeiten. Frauen nutzen dies häufiger, um eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu erzielen. Schon aus dem zweiten Gleichstellungsbericht ist bekannt, dass Frauen 52,4 Prozent mehr Zeit für unbezahlte Care-Arbeit verwenden. Dieser Trend setzt sich auch im Homeoffice weiter fort und der Zeitaufwand für die Frauen wird noch größer. Neben der Betreuung von Kindern übernehmen auch in der Altenpflege mehr Frauen die Verantwortung, Frauen machen zwei Drittel der Hauptpflegepersonen aus. Die Initiative des Equal Care Day hat einen Selbsttest entwickelt, mit dem jede*r herausfinden kann, wie Erwerbsarbeit und Care-Arbeit verteilt sind.

Die Veränderungen durch die Corona-Pandemie machen sich auch in der Unternehmensführung bemerkbar. Kita- und Schulschließungen zwangen die Unternehmen, neue Lösungen und Maßnahmen für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf durchzusetzen. Dabei wurde deutlich, dass eine gelingende Vereinbarkeit einen stark positiven Effekt auf die Produktivität der Mitarbeiter*innen hat. Passend zu dem diesjährigen Motto “Vorausschauende Rücksichtnahme”, kann das neu geschaffene Bewusstsein der Unternehmen zu nachhaltigen Maßnahmen und Lösungen für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf führen.

Online-Veranstaltungen zum Equal Care Day 2021

Kontakt

Profilbild Klintworth
Referentin für den Familienservice