Erscheinungsdatum: 14.01.2015

Patentierte Entwicklung von HAWK-Forschern geht jetzt in die Produktion

Patentierte Entwicklung von HAWK-Forschern geht jetzt in die Produktion

Trotz hoher Modernisierung und viel helfender Technologie im Alltag werden manche Arbeitsschritte in der Fortwirtschaft noch immer mit veralteten, unnötig komplizierten Verfahren durchgeführt. Die Forscher der HAWK Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst Hildesheim/Holzminden/Göttingen lassen dies nicht auf sich beruhen und entwickeln ein neuartiges Messgerät, von der ersten Idee bis zum verwerteten Patent.

Angeblich soll Sir Isaac Newton im 17. Jahrhundert durch einen vom Baum fallenden Apfel zu seiner Theorie über die Schwerkraft inspiriert worden sein. Der kurze Moment der Erkenntnis zieht jahrelanges Feilen an den Details nach sich und ist in diesem Sinne auch in Bezug auf die heutige Forschung und Entwicklung noch hochaktuell. Auch an der HAWK Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst gab ein Baum den Ausschlag für eine neue Idee, wenn auch sehr viel spezifischer.

Schon im Jahr 2009 traf Professor Dr. Friedbert Bombosch von der Göttinger HAWK-Fakultät Ressourcenmanagement im Rahmen einer Weiterbildung mit zahlreichen Forstwirten zusammen. Schnell wurde er von ihnen darauf aufmerksam gemacht, dass es trotz aller modernen Methoden zu diesem Zeitpunkt nicht möglich war, den Durchmesser von Bäumen technisch, lageunabhängig und berührungslos im Wald zu vermessen. Bis heute wird diese Messung manuell mit einer Kluppe, einer Art großem Messschieber, vorgenommen. Das unhandliche Gerät verursacht lästige Probleme, es muss am Gürtel transportiert werden, kommt dem Träger auf unebenem Gelände in den Weg und bohrt sich sogar manchmal schmerzhaft in die Wade. Nicht alle Bäume können mit derselben Kluppe vermessen werden, sodass noch mehr Traglast mit noch sperrigeren Geräten entsteht. Die komplexen und zahlreichen Aufgaben des modernen Forstwirtes werden dadurch unnötig verkompliziert.

Professor Bombosch nahm sich des Problems an und zog fachübergreifend Professor Dr. Wolfgang Viöl von der Göttinger Fakultät Naturwissenschaften und Technik hinzu. Das Projekt wurde als Bachelor-Arbeit ausgeschrieben. Die unter Betreuung der Professoren Viöl und Stephan Wieneke vom damaligen Bachelor-Studenten Johannes Winkler umgesetzte technische Lösung einer Laser gestützten elektronischen Kluppe wurde kontinuierlich verfeinert und schließlich der MBM Science Bridge GmbH vorgestellt. Mit der Hilfe von MBM-Mitarbeiter Dr. Carlos Güntner konnte das Patent angemeldet werden, seit 2013 wurde die Vermarktung vorangetrieben. Im November 2014 entstand schließlich ein Lizenzvertrag mit einem führenden europäischen Hersteller, der das patentierte Verfahren industriell umsetzen wird.

„Bis zur Verwertung einer Idee ist es oft ein mühsamer, kleinschrittiger Weg. Man braucht einen langen Atem und muss bereit sein, immer wieder nachzubessern. Am Ende lohnt es sich natürlich“, sind sich die Professoren Bombosch, Viöl und Wieneke einig. „Wir freuen uns sehr, dass es trotzdem gelungen ist, die Verbesserung umzusetzen.“

Prof. apl. Prof. Dr. Wolfgang Viöl
Prof. Dr. Friedbert Bombosch

Das ehemals schuhkarton-große Gerät wurde zu einer handlichen Technologie umgewandelt Das ehemals schuhkarton-große Gerät wurde zu einer handlichen Technologie umgewandelt