HAWK-Studentin Julia Zielinski berichtet von ihrem Auslandspraktikum in Kroatien

Erscheinungsdatum: 17.12.2024

Wer im Bachelorstudiengang Soziale Arbeit an der Fakultät Management, Soziale Arbeit, Bauen der HAWK am Standort Holzminden studiert, durchläuft 2 berufspraktische Phasen. Das bedeutet, die Studierenden absolvieren verschiedene Praktika in einem oder mehreren Handlungsfeldern der Sozialen Arbeit. Manche kombinieren die berufspraktische Phase mit einem Auslandsaufenthalt – so zum Beispiel Julia Zielinski. Die 21-Jährige arbeitete 2 Monate in einem Mädchenwohnheim in Kroatien. Finanziell möglich machte das die Unterstützung durch das Programm Erasmus+.

 

„Die Bedürfnisse anderer Menschen waren mir schon immer wichtig und es macht mir Freude, zu helfen. Somit war die Entscheidung, Soziale Arbeit zu studieren, genau richtig für mich“, so Julia Zielinski. An der HAWK habe sie sich sofort wohlgefühlt. „Der Austausch mit Gleichgesinnten gab mir das Gefühl, angekommen zu sein.“ Der Plan, während des Studiums ins Ausland zu gehen, stand für sie schon früh fest. Allerdings lief bei der Organisation nicht alles glatt: „Eigentlich wollte ich in eine Einrichtung in Portugal, aber dort wurde mir kurzfristig abgesagt. Dass sich spontan die Möglichkeit ergab, nach Kroatien zu gehen, war ein Glücksfall für mich. Das International Office der HAWK hat mich dabei toll unterstützt. Auch aus dem Studiengang wurde ich immer bestärkt.“

 

Praktikum in einem Mädchenwohnheim für traumatisierte Jugendliche

Suzana Vargovic, die Leiterin des Vereins Breza, habe sie mit offenen Armen empfangen und sofort für ein positives Gefühl gesorgt. Der Verein unterhält mehrere Wohneinheiten für Jugendliche mit traumatisierenden Erfahrungen, hauptsächlich Mädchen, die Schwierigkeiten bei der Alltagsbewältigung haben. Durch das Zusammenleben im Wohnheim, Verantwortung für Haushalt, Gemüsegarten und Tiere sollen die Jugendlichen zu einem selbstständigen und geregelten Leben befähigt werden. „Die Fälle sind ganz unterschiedlich“, schildert Julia Zielinski. „Es gibt Mädchen mit Aggressionsproblemen, Suchtverhalten und solche, die häusliche Gewalt erlebt haben. Das sind ganz individuelle Geschichten.“

Finanzielle Unterstützung durch Erasmus+

Bis zu 5 Teenagerinnen im Alter zwischen 12 und 16 Jahren wohnen in dem Haus, das die Studentin aus Deutschland mitbetreute. Sie selbst sei in einer zu dem Zeitpunkt leerstehenden Wohnung des Vereins untergekommen. Das habe organisatorisch und finanziell vieles erleichtert. Auch Verpflegung erhielt sie zum Teil von ihrer Praktikumsstelle. Durch die Förderung von Erasmus+ hielt sich die sonstige finanzielle Belastung ebenfalls in Grenzen. „Neben einem einmaligen Zuschuss bekam ich auch monatliche Zuwendungen“, berichtet Julia Zielinski. Erststudierende wie sie erhielten noch Unterstützung in besonderer Weise. „Von meinem eigenen Geld habe ich so gut wie nichts gebraucht.“ Neben Erasmus+ gibt es weitere Förderprogramme wie das Auslands-BAföG, das PROMOS-Programm und Stipendien. An der HAWK fördert zudem die Kemper-Stiftung für Immobilienlehre und -forschung auch Auslandsaufenthalte.

Der Start ins Praktikum war intensiv: Bei akuten Problemen und Krisen der Mädchen musste Julia Zielinski sowohl für sich persönlich als auch in der Gruppe einen Umgang damit finden. Allerdings hätten ihr die ersten 2 Studienjahre bereits viel Handwerkszeug vermittelt, das sie während des 2-monatigen Praktikums anwenden konnte, zum Beispiel die professionelle Reflexion schwieriger Situationen. „Ich kann gut zwischen der persönlichen und der Arbeitsebene unterscheiden. Gespräche mit anderen Mitarbeiter*innen helfen dabei – ebenso Zeit für mich, um bestimmte Situationen noch einmal durchzugehen.“

Begleitung des Alltags und eigene Projekte

Solche Reflexionsgespräche waren auch Teil der Arbeit mit den Jugendlichen. Außerdem begleitete Julia Zielinski den Alltag im Wohnheim. So begleitete sie zum Beispiel die Haushaltsführung, und verbesserte diese, falls dies nötig war. Zudem ging sie mit den Mädchen in den Gemüsegarten. „Die körperliche Arbeit bietet ein Ventil für Aggressionen und hilft, Frustration abzubauen. Außerdem ernten die Jugendlichen buchstäblich die Früchte ihrer Arbeit, was Erfolgserlebnisse und damit Zufriedenheit schafft.“

Die größte Herausforderung war, sich aufgrund ihres Alters Respekt zu verschaffen. „Anfangs haben mich die Mädchen nicht als Mitarbeiterin betrachtet, sondern als Verbündete“, berichtet die 21-Jährige. „Darum war es schwierig, bei Fehlverhalten konsequent zu sein.“ Nach und nach habe es die Studentin jedoch geschafft, eine vertrauensvolle, aber professionelle Beziehung zu den Jugendlichen aufzubauen und realisierte mit ihnen eigene Projekte. Auch die Sprache habe manches Mal zu Kommunikationsschwierigkeiten geführt. Um Missverständnisse weitgehend zu vermeiden, gab es Dolmetscher*innen; ansonsten sprachen alle Beteiligten Englisch.

Highlights: Ausflug zum Strand und Festival-Workshops

Eines von 2 Highlights war ein Strandausflug, der eine Woche dauerte. In Gesprächen über private Probleme habe die Gruppe emotionale Momente geteilt. „Da habe ich gespürt, dass sie mich akzeptieren und mir vertrauen. Das war schön.“ Das 2. Highlight war die Teilnahme an einem einwöchigen Festival, welches verschiedene Workshops anbot. Julia Zielinski verantwortete das Auftragen von Henna-Tattoos, verbunden mit einer Ausstellung zum Abschluss des Festivals.

Der Abschied sei ihr schwergefallen. „Es war eine bereichernde Erfahrung, an der ich gewachsen bin – sowohl professionell als auch persönlich“, resümiert die Studentin. „Der Austausch mit einer anderen Kultur, deren Ansätze und Methoden der Sozialen Arbeit haben mir neue Perspektiven aufgezeigt.“

Anderen Studierenden, die ebenfalls ins Ausland möchten, empfiehlt sie, ohne Scheu auf die zuständigen Mitarbeiter*innen in Verwaltung und Lehre zuzugehen, sich nach Unterstützung zu erkundigen und bestenfalls mehrere Monate Vorlauf einzuplanen. „Ich habe die Unterlagen 2 Monate vor Praktikumsbeginn eingereicht. Das war schon knapp. Es ist aber möglich und sollte niemanden abschrecken, sich auch kurzfristig an die Organisation zu wagen. Es lohnt sich.“

Kontakt zum International Office

An der HAWK beantwortet das International Office Fragen und bietet Beratung zum Thema Auslandsaufenthalt. Am Standort Holzminden ist Karen Büttner Ansprechperson. Sie lässt sich unter der E-Mail-Adresse karen.buettner@hawk.de erreichen, alle Ansprechpersonen stehen auch auf der Kontakt-Website des International Office.

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