Ursula von der Leyen, heute Bundesverteidigungsministerin, damals Bundesfamilienministerin, hat die HAWK-Modellkrippe 2006 höchstpersönlich eröffnet. Die HAWK sei mit dieser Einrichtung Trendsetter für Deutschland, sagte sie in einer Zeit, in der das Krippenausbauprogramm oder das Elterngeld noch Zukunftsmusik waren. Jetzt ist die Krippe zehn Jahre alt geworden und die HAWK feierte diesen Anlass mit einer Festwoche, an deren Abschluss jetzt das „Fest rund um die ‘10‘“ stand.
HAWK-Präsidentin Prof. Dr. Christiane Dienel und Hildesheims Oberbürgermeister Ingo Meyer feierten mit Groß und Klein. Gekommen waren auch kleine und große Aktuelle und Ehemalige samt Familien, Verantwortliche, Unterstützer/innen aus Politik und Wirtschaft und Hochschulangehörige. Eingeladen waren auch alle Interessierten, die die Einrichtung kennenlernen wollten. Denn nur ein Drittel der Plätze ist für Studierende oder Mitarbeitende der HAWK vorbehalten. Die anderen werden an Hildesheimer Eltern ohne Bezug zur Hochschule vergeben.
Inzwischen haben rund 300 Kinder die Krippe besucht. Es gibt vier Gruppen, davon zwei ganztags. Das pädagogische Konzept der Krippe orientiert sich am „Phänomenografischen Ansatz“ aus Schweden und dem sogenannten „Baum der Erkenntnis“. So beruht die Arbeit des Krippenteams auf Beobachtung, Dokumentation und Reflexion. „Die Kinder unserer Einrichtung sollen lernen, was sie lernen und wie sie es lernen“, beschreibt Dr. Gesa C. Teichert, Gleichstellungsbeauftragte der HAWK den Ansatz. Teichert leitet von Hochschulseite die Geschicke der Krippe. Sie ist die Nachfolgerin von Ingrid Haasper, die die Einrichtung mit Unterstützung der HAWK- Präsidien gegründet und entwickelt hat.
Mitarbeiterin der ersten Stunde ist Krippenleiterin Claudia Montag: „Selbstverständliche alltägliche Aspekte sind Ausgangspunkt des Lernens: Kinder lernen nur dann etwas über die sie umgebende Welt, wenn sie sich ihrer einzelnen Phänomene bewusst werden. Dies erfordert von unseren pädagogischen Fachkräften, dass sie auch die Aufmerksamkeit der Kinder auf verschiedene Aspekte lenken und damit Lernprozesse zum Beispiel über Farben, Zahlen oder Buchstaben bewusst machen.“
Wissenschaftlich begleitet wird die Krippe von Prof. Dr. Ruth Jäger-Jürgens vom HAWK-Studiengang Bildung und Erziehung, die seit 2008 regelmäßig Klausurtagungen mit dem Team durchführt, damit das Konzept und die Dokumentationsarbeit gemeinsam und stetig weiterentwickelt werden können. „Hinzu kommt eine regelmäßige Supervision der Kolleginnen und Kollegen“, beschreibt Jäger-Jürgens, die für Ende dieses Jahres gemeinsam mit der Gleichstellungsbeauftragten einen Fachtag zum Thema Krippenpädagogik plant.
„Kindliche Früherziehung darf nicht von der Schulausbildung abgekoppelt werden. Kinder wollen lernen. Und genau das wird in unserer Krippe gefördert. Hier werden verschiedene Ansätze frühkindlicher Erziehung sinnvoll zusammengeführt. Dazu gehören auch die musische Förderung und das Heranführen an naturwissenschaftlich-technische Zusammenhänge“, fasst Teichert zusammen.
In der Festwoche ging es aber nicht nur um die Kinder: Für das Krippenteam waren besondere Gäste eingeladen: Marianne und Lasse Berger, die den deutschen „Baum der Erkenntnis“ entwickelt und über das Konzept gesprochen haben. Die „großen“ Kinder, die bald drei Jahre alt werden, hatten gemeinsam mit zwei Theaterpädagoginnen eine Theaterimprovisation über „Das kleine Blau und das kleine Gelb“ entwickelt. Und die Eltern bekamen eine besondere Einsicht geschenkt: Studierende der HAWK-Fakultät Gestaltung hatten den Film „augenhöhe“ gemeinsam mit den Kindern und ausschließlich aus deren Perspektive gedreht – damit die Eltern endlich mal sehen können, was passiert, wenn sie nicht mehr dabei sind.
Die Krippe HAWK-Kinder
HAWK TV hat die Geburtstagswoche und das "Fest rund um die 10" begleitet (v.l.n.r.) Justus, Friedrich und Klara beim 10. Geburtstag der HAWK-Krippe