„Kein anderes Lebewesen kann so alt werden wie ein Baum. Deshalb dienen Bäume dem Menschen seit jeher als Symbole für Stabilität, Standhaftigkeit und Langlebigkeit. Kurz, der Mensch hat ein ganz besonderes Verhältnis zu Bäumen.“ Der dies sagt, weiß, wovon er spricht, ist selbst Baum-Experte und ist jetzt von Prof. Dr. Martin Thren, dem Präsidenten der HAWK Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst, Fachhochschule Hildesheim/Holzminden/Göttingen, zum Honorarprofessor für den europaweit ersten Bachelor-Studiengang Arboristik berufen worden: Dr. Dirk Dujesiefken hat den Studiengang, in dem es um Schutz, Pflege und Entwicklung von städtischem Grün geht, mit aufgebaut.
„Ohne Dirk Dujesiefken wäre dieses Ausbildungsangebot nicht ins Leben gerufen worden“, betonte Prof. Dr. Ulrich Weihs, Dekan der Göttinger HAWK-Fakultät Ressourcenmanagement bei der feierlichen Übergabe der Ernennungsurkunde. Am Büsgenweg waren Gratulanten aus der ganzen Bundesrepublik zu Gast. Weihs: „Mit der hier versammelten Sachkompetenz können wir direkt alternative Baumpflegetage hier in Göttingen abhalten.“ Dujesiefken habe mit seiner ausgewiesenen Kompetenz dazu beigetragen, dass die Arboristik quasi aus dem Stand eine gleichwertige Position zur Forstwissenschaft erlangt habe und zum eigenständigen Fachgebiet geworden sei, unterstrich Präsident Thren. So habe Dujesiefken einen wertvollen Beitrag zur Entwicklung der gesamten Fakultät geleistet.
Der 50-Jährige leitet seit 1990 das Institut für Baumpflege in Hamburg und ist zudem als öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger im Bereich „Holzbiologische Baumanalysen, Baumpflege und -sanierung“ für die Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein tätig. Dujesiefken hat an der Universität Hamburg Holzwirtschaft studiert und dort auch 1985 im Fachbereich Biologie promoviert. Er ist Mitveranstalter der Augsburger Baumpflegetage und kooperiert im Rahmen seiner Tätigkeiten mit zahlreichen nationalen und internationalen Organisationen. An der Swedish University of Agricultural Sciences in Alnarp bei Malmö ist er als Lehrbeauftragter tätig. An der Fakultät Ressourcenmanagement lehrt er seit 2003.
In seinem Festvortrag mit dem Thema „Baum und Mensch“ umriss Dujesiefken mit den Stichworten „Gefühle“, „Nutzen“, „Versorgung“ und „Erholung“ die unterschiedlichen Blickwinkel des Menschen auf den Baum. Mit der so genannten Baumuhr zeichnete der Fachmann einen Kreis der Spezialisten und ihres speziellen Verhältnisses zum Baum: Vom Forstwirt, dem Holzwirt, dem Imker, dem Ökologen, über den Künstler zum Landschaftsplaner, zum Baumschuler, zum Gärtner, bis hin zum Botaniker und schließlich zum Arboristen ergeben sich unterschiedliche Beziehungen und Tätigkeiten. Das städtische Grün erfordert eine besondere Herangehensweise: Es handele sich vornehmlich um Bäume auf anderen Standorten, anderen Krankheiten, verstärkt um Verkehrssicherheitsprobleme, andere Konfliktfelder, andere rechtliche Strukturen und andere Stressfaktoren.
Den Bogen vom Menschen zum Baum selbst und seiner Wandlungs- und Anpassungsfähigkeit schlug Gastredner Prof. Dr. Andreas Roloff vom Institut für Forstbotanik und Forstzoologie der Technischen Universität Dresden. Sein Thema war „Baum und Umwelt“. Die Entwicklung eines Baumes werde von den Faktoren Licht, Wind, Temperatur, Tier und Wasser beeinflusst. Der Baum reagiere in einem Anpassungs- und Optimierungsprozess. Ein Beispiel dafür sei die unterschiedliche Ausrichtung der Blätter innerhalb eines Baumes, die durch die Position zum Licht geprägt sei. Anhand vieler Bildbeispiele zeigte Roloff: „Was Bäume erlebt haben, bleibt in ihrer Gestalt dokumentiert.“
Dies ist auch im städtischen Grün der Fall. Mit dem Studiengang Arboristik, so fasste Dujesiefken zusammen, werde endlich eine Ausbildung auf Hochschulebene für eine Aufgabe angeboten, die es schon lange gebe.