ALR-Hochschulpreis für Göttinger Doktorand und Holzmindener Master-Absolvent

Erscheinungsdatum: 28.11.2017

Die Niedersächsische Akademie Ländlicher Raum e. V. (ALR) hat Jan Schametat für seine Master-Thesis an der Holzmindener HAWK-Fakultät Management, Soziale Arbeit, Bauen und Dr. Benjamin Ebeling für seine Promotionsschrift an der Göttinger HAWK-Fakultät Ressourcenmanagement mit einer Anerkennung des ALR Hochschulpreises für Studierende 2017 ausgezeichnet. Der diesjährige Wettbewerb hatte das Thema „Perspektive Ländlicher Raum Niedersachsen. Herausforderungen. Diskurse. Lösungen“.

Im Rahmen einer Posterpräsentation stellten Jan Schametat und Benjamin Ebeling ihre Arbeitsergebnisse der Schirmherrin des Preises, der Niedersächsischen Ministerin für Bundes- und Europaangelegenheiten und Regionale Entwicklung, Birgit Honé, der Jury, dem Vorstand der ALR und geladenen Gästen vor.

 

Dr. Benjamin Ebeling

Dr. Benjamin Ebeling hat seine Promotion als Stipendiat und Wissenschaftlicher Mitarbeiter im Forschungsschwerpunkt Dialog unter Begleitung von Prof. Dr. Ulrich Harteisen von der HAWK-Fakultät Ressourcenmanagement und Prof. Dr. Stephan von Cramon-Taubadel von der Fakultät für Agrarwissenschaften der Universität Göttingen erarbeitet. 

Unter dem Titel „Akteure der Landwirtschaft in Leader-Aktionsgruppen: Untersuchungen zur Teilnahmemotivation vor dem Hintergrund zunehmender Fragmentierung“ analysiert Benjamin Ebeling die Motivationen von Akteuren der Landwirtschaft zur aktiven Teilnahme und zum Engagement im Rahmen des Leader-Förderprogramms der EU auf regionaler Ebene. Angesichts des geringen Forschungsstands kommt der formulierten richtungsgebenden Forschungsfrage „Welche Attraktivität übt der Leader-Förderansatz als Handlungsfeld ländlicher Entwicklung angesichts der zunehmenden soziokulturellen Herausforderungen in der Landwirtschaft auf landwirtschaftsnahe LAG-Vertreter aus?“ eine hohe wissenschaftliche Bedeutung wie auch Praxisrelevanz zu.

Der Strukturwandel in der Landwirtschaft ist ein bekanntes und vielfach beschriebenes Phänomen, interessant im Kontext der Arbeit sind vor allem die Folgen für das Rollenverständnis des Landwirts/der Landwirtin in Dorf und Region. Benjamin Ebeling stellt den Bezug zur „landwirtschaftlichen Welt“ her und zeigt die Fragmentierung der Landwirtschaft auf.

Der Autor vermutet in der „Fragmentierung der landwirtschaftlichen Welt“ eine Ursache für fehlende oder geringe Motivation für freiwilliges Engagement. Benjamin  Ebeling prägt den Begriff der „Sozio-kulturellen Fragmentierung der Landwirtschaft“ und erklärt damit auch die Konflikte, die in der Landwirtschaft tätigen Menschen in ihren Engagement-Rollen und Sozialbeziehungen haben und die ggf. Engagement-Hindernisse sind. Ministerin Birgit Honé ermutigte Benjamin Ebeling, seine Aufmerksamkeit weiter auf ländliche Räume zu richten: Gerade das bürgerschaftliche Engagement zu erklären und dabei Motive und Gelingensprozesse herauszuarbeiten sei dringend notwendig.

Die Promotionsarbeit ist hier publiziert und öffentlich einsehbar.

 

Jan Schametat

Jan Schametat, Absolvent der Sozialen Arbeit an der Fakultät Management, Soziale Arbeit, Bauen in Holzminden, hat mit seiner von Prof. Dr. Alexandra Engel begleiteten MA-Thesis „Einstellungen und regionale Bindung von Jugendlichen im ländlichen Raum am Beispiel der länderübergreifenden Region Holzminden-Höxter“ eine Forschungslücke geschlossen. Er gehört damit zu den jungen Wissenschaftlern, die die Perspektive auf Schrumpfung und Transformation in ländlichen Räumen nicht länger stigmatisierend defizitorientiert beleuchten. Sein Fokus sind vor allem die Bleibefaktoren.  Mit dem Herausarbeiten dieser Bindungsfaktoren leistet Jan Schametat einen unmittelbaren Beitrag zur Erhöhung der Selbstwirksamkeitsüberzeugungen in ländlichen Regionen, vor allem bei im Diskurs bislang völlig vernachlässigten jungen Menschen.

Mit der Kampagne "H!ERgeblieben" hat Jan Schametat aufbauend auf der MA-Thesis am Zukunftszentrum Holzminden-Höxter (ZZHH)eine Marke für die Region Holzminden-Höxter entwickelt, mit der sich die Zielgruppe stark identifiziert. Dies wird unterstützt durch die Einbindung ehrenamtlicher Botschafter/innen, womit das Projekt einen sogenannten Citizen Science Charakter erhält. Jan Schametat und sein Teamkollege Sascha Schenk belassen es also nicht bei der Erforschung der regionalen Bindungen, sondern konzipieren im Sinne des Wissenstransfers eine Kampagne sowie ein Konzept der pädagogischen Arbeit mit Schüler/inne/n und deren Partizipation.

Auch Sascha Schenk hat mit seiner auf qualitativen Daten zur Bindung Jugendlicher beruhenden Bachelor-Thesis eine Grundlage für das "H!ERgeblieben" -Projekt gelegt. Für die Fakultät Management, Soziale Arbeit, Bauen und das Zukunftszentrum ist "H!ERgeblieben" ein gelungenes Beispiel der Verknüpfung von Studium und Forschung und dem Wissenstransfer in die Region.

Warum bleiben jungen Menschen in der Region und wie können Informationen über die Chancen in der Region transportiert werden? Einige Antworten zu diesen Kernfragen zur Entwicklung ländlicher Räume finden sich zwischenzeitlich auch unter www.Hiergeblieben.net. Die Studienergebnisse hat Schametat in diesem Jahr bereits auf mehreren nationalen und internationalen Tagungen präsentiert, so unter anderem beim Deutschen Kongress für Geographie in Tübingen. Das Interesse an übertragbaren Lösungen für die Herausforderungen des demografischen Wandels ist damit weit über die regionalen Grenzen hinaus vorhanden. Die Ergebnisse sind zudem im Verlag Beltz-Juventa unter dem Titel „ Was sie hält – Regionale Bindung von Jugendlichen im ländlichen Raum“ erschienen. Ministerin Birgit Honé hat das „H!ergeblieben“-Projekt bereits vergangenen Sommer besucht und kündigte nun an, dass sie wiederkommen werde. Denn die Erkenntnisse vor Ort seien die Leistungen, die sie in der Politik brauche, um gute Lösungen entwickeln zu können.