Erscheinungsdatum: 23.06.2014

Studiengang Arboristik der HAWK gibt in den Göttinger Schillerwiesen Einblick in das Berufsfeld

Studiengang Arboristik der HAWK gibt in den Göttinger Schillerwiesen Einblick in das Berufsfeld

„Es ist sehr eindrucksvoll, den Baum einmal aus einer anderen Perspektive zu sehen. Sonst schaut man immer nur nach oben“, erzählt der Göttinger Werner Hüneburg begeistert über seine Fahrt mit der Hubarbeitsbühne in die Baumkrone der rund 120 Jahre alten Buche in den Schillerwiesen in Göttingen. Der Bachelorstudiengang Arboristik der Fakultät Ressourcenmanagement der HAWK Hochschule für angewandte Wissenschaften und Kunst am Standort Göttingen bot anlässlich des 40-jährigen Geburtstages der Fakultät einen Einblick in den Alltag von Arborist/inn/en. Der Studiengang wird seit elf Jahren bundesweit ausschließlich an der HAWK angeboten.

Bericht von Stadtradio Göttingen

Welcher Ort wäre besser geeignet als die Schillerwiesen? „Es ist eine Parkanlage mit vielen verschiedenen Baumarten, mit unterschiedlichem Alter der Bäume, wir sehen den Baum im Spannungsfeld zwischen Baumkontrolle, Verkehrssicherheit, aber zur Erholung der Bevölkerung - das kann man hier alles an einem Ort wunderschön zeigen“, so Prof. Dr. Rolf Kehr. Es sei wichtig, mit den Bürgerinnen und Bürgern in den Dialog zu treten, denn es gehe bei Entscheidungen über das Stadtgrün nur miteinander, nie gegen die Bürgerin oder den Bürger. „Die Entscheidungen sind auch immer pro Baum“, ergänzt Prof. Dr. Ulrich Weihs, der als Sachverständiger maßgeblich die nicht mehr verkehrssicheren Bäume in Göttingen für die Fällliste mitbestimmt.

An vier Ständen erklärten die Lehrenden des Studienganges und Studierende den Göttinger Bürgerinnen und Bürgern, dass genau das städtische Grün die Hauptaufgabe der Arboristin und des Arboristen sei. Die Aboristin und der Aborist sind zuständig für den Schutz und die Pflege des urbanen Grüns und legen besonderen Schwerpunkt auf Gehölze und Bäume, so die Fachleute.

„In der Stadt spielen die Grünflächen für das Klima und das Wohlbefinden der Menschen eine große Rolle“, grenzt Professor Dr. Thorsten Gaertig den Arbeitsbereich des Arboristen vom Forstwirt ab. Gleichzeitig sei ein Stadtbaum immer widrigen Umständen ausgesetzt, wie höheren Temperaturen, geringerer Wasserzufuhr durch die versiegelten Böden, weniger Luftaustausch, sowie Belastung durch Streusalz und Hundekot, wodurch die Lebensdauer von Stadtbäumen deutlich verkürzt sei. „Eine Arboristin und ein Arborist müssen erkennen können, ist der Baum gesund, er/sie muss entscheiden können, wie muss ein Baum am besten geschnitten werden, falls er geschnitten werden soll, wie ein Baum gepflanzt werden muss und wie zum Beispiel die Standortvorbereitung gelingt, wenn ein Baum zwischen Fahrradweg und Fahrbahn wachsen soll.“

In einer zweieinhalbstündigen Führung konnten die Bürgerinnen und Bürger ausführlich über Stadtklimatologie, Bodenkunde, Gehölzpathologie und fachgerechte Pflege lernen. Highlight des außergewöhnlichen Parkspazierganges war die Hubarbeitsbühne, die –gesteuert von Martin Franz und Holger Sturhan - die Gäste mit an den Arbeitsplatz der Arboristin und des Arboristen nahm. In 28 Metern Höhe konnte die Baumkrone von oben bestaunt werden, vorher ging es an den Baumkronensicherungen vorbei, nach altem System mit einem fest verankerten Stahlseil und nach neuen baumschonenden Maßnahmen mit elastischem Band zwischen den sich trennenden Ästen.

Eine Chance, die sich auch die Biologin und ehrenamtliche Naturschutzbeauftragte der Stadt Göttingen, Britta Walbrun, nicht entgehen ließ. Bevor sie von Bachelorstudent Jannis Böttcher lernte, wie ein Baum mit Hilfe von Seilen und Sicherheitsvorkehrungen auch aus dem Stand beklettert und gepflegt werden kann. Der 23-Jährige besitzt inzwischen die Erlaubnis, den Baum auch mit der Motorsäge zu beklettern und ist in den Semesterferien immer zu Baumpflegemaßnahmen unterwegs. Die körperliche Belastung beim Hochseilen in den Baum erwies sich für die ungeübten Göttingerinnen und Göttinger als deutlich kraftraubender als die Bühne. „Grundsätzlich werden die meisten Arbeiten aber mit der Hubarbeitsbühne verrichtet“, verriet Forstwirtschaftsmeister Martin Franz.

Bachelorstudiengang Arboristik
Jubiläumsprogramm 40 Jahre Fakultät Ressourcenmanagement

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