Private Stiftung fördert Forschungsprojekt des Hornemann Instituts
Zusätzlich haben sich rund 200 mittelalterliche Stuckfragmente in vier verschiedenen Magazinen in Hildesheim und Hannover erhalten. Von weiteren Fragmenten zeugen noch historische Zeichnungen und Fotografien.
Hildesheimer UNESCO-Welterbe
Diese Stuckfragmente gehören zum Ensemble des Hildesheimer UNESCO-Welterbes Hildesheimer Dom und St. Michaelis. Sie sind für die Erforschung mittelalterlicher Stuckplastik von zentraler Bedeutung.
Interdisziplinäres Projekt
Ein interdisziplinäres Forscher*innenteam unter Leitung von Dr. Angela Weyer, Leiterin des Hornemann Instituts, nimmt sich in den kommenden zwei Jahren der Fragmente an, deren Dokumentation und Erforschung noch erhebliche Lücken aufweisen.
- Zum einen sind diese Fragmente noch nie alle zusammengeführt worden, weil sie vom 19. bis zum frühen 21. Jahrhundert in Grabungen unterschiedlicher Institutionen geborgen wurden und sich deshalb heute im Besitz von drei Institutionen befinden. Das sind die Kirchengemeinde St. Michaelis, das Roemer- und Pelizaeus-Museum in Hildesheim sowie das Niedersächsische Landesamt für Denkmalpflege in Hannover.
- Zum anderen erfolgte die restauratorische Ersterfassung der älteren Funde bereits vor rund 30 Jahren. Seither haben die Restaurierungswissenschaften verfeinerte restauratorische und naturwissenschaftliche Untersuchungen entwickelt und etabliert, die unsere Vorstellung von den historischen Objekten erheblich verbessern.
Zum Projekt
Inhalt des geplanten Forschungsprojektes ist es, alle Fragmente zusammenzubringen und den bisherigen Stand der Forschung zunächst zu evaluieren und dann zu komplettieren. Es ist eine systematische Dokumentation und Erforschung der Stuckfragmente geplant, unter Einbeziehung der historischen Quellen, restauratorischen Befunde am Objekt und naturwissenschaftlichen Analysen. Ein besonderes Augenmerk gilt dabei der materiellen Beschaffenheit sowie den Bearbeitungsspuren, die Rückschlüsse auf Werktechnik und ursprüngliche Zusammengehörigkeit geben können. Die bereits vorliegenden fotografischen Dokumentationen sollen durch Fotos, IR/UV-Aufnahmen, 3D-Scans sowie zeichnerische Dokumentation ergänzt werden.
Insbesondere die ursprüngliche Farbigkeit der Chorschranke ist ein großes Forschungsdesiderat, nicht nur für Hildesheim. Auf der Grundlage des Einsatzes nicht invasiver Untersuchungstechniken und der sich daraus ergebenden Fragestellungen sollen gezielt kleinste Beprobungen für die Analyse von Stuck, Pigmenten und Bindemitteln erfolgen. Anschließend sollen die Untersuchungsergebnisse an den Hildesheimer Stuckfragmenten mit denen anderer aktueller Forschungsprojekte zum hochmittelalterlichen Stuck, insbesondere in Mitteldeutschland, verglichen werden.
Letztlich werden die Forscher*innen gemeinsam unser Bild dieses größten, bekannten Stuckdekorationsensembles seiner Zeit nördlich der Alpen deutlich verbessern können. Wir erhoffen uns mithilfe der Fragmente Rekonstruktionen, wie der Lettner einmal ausgesehen hat, und bessere Einblicke in einige ungewöhnlichen Techniken seiner Herstellung.
Laufzeit und Publikation
Die Projektlaufzeit soll im Jahr 2022 starten und maximal zwei Jahre dauern. Das Vorhaben umfasst auch eine abschließende Publikation in der Schriftenreihe des Hornemann Instituts, die sich nicht nur an die Fachleute richtet, sondern durch viele gute Illustrationen und klare Sprache auch die interessierte Öffentlichkeit anspricht.
Förderung
Das Projekt wird von der Stiftung Beate und Hans Peter Autenrieth finanziert und im Gedenken an den verstorbenen Kollegen Dr. Matthias Exner durchgeführt.
Projektbeteiligte
An der HAWK sind vor allem involviert:
- Dr. Angela Weyer, Leiterin des Hornemann Instituts
- Prof. Dr. Barbara Beckett, seit 01. September 2021 ordentliche Professorin für die Konservierung-Restaurierung von Steinobjekten und Architekturoberflächen
- Dr. Max Rahrig, Lehrbeauftragter an der HAWK für digitale Dokumentation
- Zudem soll noch eine akademische Restauratorin für das Projekt eingestellt werden.
Prof. Dr. Dipl. Rest. Ursula Schädler-Saub, bis September 2021 ordentliche Professorin an der HAWK, arbeitet als wissenschaftliche Projektpartnerin mit.