Die HAWK veranstaltet einen Workshop zur byzantinischen Wandmalerei

Erscheinungsdatum: 08.08.2019

Der Wandmalereirestaurator Dr. Adrian Rauca von der rumänischen Universitatea de Artă şi Design din Cluj-Napoca besuchte für einige Tage die HAWK, um Studierenden der Wandmalerei-Restaurierung in Hildesheim byzantinische Wandmalerei nahe zu bringen. Er lehrte, wie sich Malereien mit in byzantinischer Zeit üblichen Techniken und Motiven anfertigen lassen. Möglich wurde dies durch einen Kooperationsvertrag zwischen der HAWK und der Universität aus Cluj-Napoca, dem ehemaligen Klausenburg, im Rahmen des EU-Programms Erasmus+.

„Einfach genial“ urteilte am Ende Diplomrestauratorin Anneli Ellesat-Brümmer M.A. etwas erschöpft. Die Leiterin der Werkstatt Konservierung/Restaurierung von Wandmalerei/Architekturoberfläche an der HAWK erläuterte, dass Künstler damals freskal, also in den frischen Putz malten, was oft unvorhergesehene Zeitverzögerungen mit sich bringt. So geschah es auch bei diesem Workshop: Am zweiten Tag mussten die Teilnehmenden fünf Stunden warten, da die Wand zunächst für den nächsten Arbeitsschritt noch zu nass war. Dafür mussten sie danach bis 22.00 Uhr in der Werkstatt malen.

 

Um eine möglichst authentische Arbeit in originaler Größe zu ermöglichen - ein „ganz anderes feeling“, so eine Studentin - hatte Anneli Ellesat-Brümmer im Vorfeld mit einem kleinen Team extra ein Wandstück in der HAWK-Werkstatt für ein gemeinsames Großfresko vorbereitet. Anschließend konnten alle Teilnehmenden aus den zahlreich mitgebrachten Fotos je ein Motiv aus einer rumänischen Kirche auswählen und auf einer kleinformatigen Platte kopieren - etwas zum Mitnehmen hinterher.

Am Anfang hatte der rumänische Spezialist Rauca in einem einführenden Vortrag die byzantinische Malerei in Rumänien mit ihrer besonderen Technik, den verwendeten Materialien und den besonderen Motiven vorgestellt. Als Beispiel nutzte er hochmittelalterliche Wandmalereien aus Transsylvanien und spätmittelalterliche Exemplare aus den Kirchen im nördlichen Moldavien. Wegen ihrer Einzigartigkeit gehören inzwischen sechs von ihnen zum UNESCO-Weltkulturerbe.

Anschließend analysierte Rauca anhand vieler Fotos den typischen Farbauftrag dieser Malerei von dunkel zu hell und erläuterte, in welcher Reihenfolge die Farben aufgetragen werden. Dabei betonte er, dass die Teilnehmenden nicht unbedingt 1:1 kopieren müssen, sondern das Verständnis erlangen sollten, wie ein solches Fresko aufgebaut ist.

Im Anschluss bereiteten die Teilnehmenden die Wände und Platten zunächst vor und trugen ein Intonaco auf. Zudem fertigten sie Zeichnungen und Pausen der gewünschten Motive im Maßstab 1:1 und bereiteten die Pigmente vor. Weiter übertrugen sie die Zeichnungen mittels der Lochpausen auf den frischen Putz – erst dann konnten sie mit dem eigentlichen Malen beginnen. Da die Pigmente beim Fresko nur mit Wasser vermischt auf den ganz frischen Putz aufgetragen werden, mussten die Teilnehmenden recht schnell malen.  Teile der Malerei wurden anschließend poliert, um sie zu betonen.

Adrian Rauca zeigte sich am Ende mit den Ergebnissen der Studierenden äußerst zufrieden und lobte die Ernsthaftigkeit und das große Engagement der Hildesheimer. „Credits“ fürs Studium gab es für die Malerei keine; es handelte sich um eine freiwillige, zusätzliche Aktion der Studierenden außerhalb des Lehrplans.

„Das war ein tolle Möglichkeit, mal was Neues auszuprobieren“, freute sich eine Teilnehmerin. Denn ein Fresko-Workshop gehört auch zum Studienprogramm in Hildesheim, aber diese Malerei in der Tradition des byzantinischen Freskos ist etwas Anderes als die freskale Malerei im hiesigen Raum:  Dem Kalk mischte man beispielsweise in Rumänien geschnittenen Hanf bei, in Deutschland sind hingegen hauptsächlich Sand, Stroh und manchmal Tierhaar üblich.

Deshalb hatte Adrian Rauca auch Hanf und viele freskotaugliche Pigmente mitgebracht. Anneli Ellesat-Brümmer zeigt sich vor allem auch sehr dankbar für den mitgebrachten, drei Jahre alten Kalk, den man in Deutschland nur sehr teuer kaufen kann. In Rumänien kommt er hingegen noch immer an Häusern zum Einsatz, weshalb Hersteller ihn dort günstiger und in größeren Mengen produzieren.

Initiiert hatte den Workshop Dr. Angela Weyer, die Leiterin des Hornemann Instituts. Sie lernte Adrian Rauca im Rahmen des von ihr koordinierten EU-Projekts „EwaGlos“ kennen und schätzen und wollte die Lehre in Hildesheim mit dem praktischen Wandmalerei-Workshop bereichern. „Ihre Ergebnisse sind super.“, lobt sie alle Teilnehmenden. Sie will sich dafür einsetzen, dass sich die Studierenden auch die Originale in Rumänien anschauen dürfen und das Erlernte vor Ort mit Adrian Rauca vertiefen können. Auch das könnte die EU möglich machen, denn Erasmus+ unterstützt auch Auslandsaufenthalte von Studierenden.

 

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