Erscheinungsdatum: 30.05.2005

HAWK-Studierende der Fakultät Gestaltung entwickeln Objekte für das Roemer- und Pelizaeus-Museum in Hildesheim

Dass Designer-Werke direkt nach ihrer Erschaffung ohne Umwege ins Museum wandern, ist eher eine Seltenheit - in einem ganz besonderen Hildesheimer Fall aber höchst angemessen. Denn die Stücke, die Studierende an der Fakultät Gestaltung der HAWK jetzt unter der Leitung von Professor Werner Sauer fertig gestellt haben, sind eigens für das Roemer- und Pelizaeus-Museum entworfen worden. Die Aufgabe der angehenden Produkt- und Lighting Designer war außerodentlich komplex und kompliziert: Für die neue Dauerausstellung „Frühe Menschen in die ganze Welt“ des Museums sollten Funde und Forschung im Rahmen thematisch unterschiedlicher Laboratorien erleb- und verstehbar gemacht werden. Zum Beispiel: die Entwicklung des aufrechten Ganges beim Menschen.

An der Lage der Schädelöffnung für die Wirbelsäule können Wissenschaftler den Entwicklungsstand eines Menschen erkennen: Je weiter in der Mitte die Öffnung liegt, desto aufrechter ist der Gang - je weiter hinten, desto gebeugter. Das war die Ausgangsinformation. Entwickelt haben die Studierenden daraus einen Helm mit Maske, die an schweren Metallschienen vor das Gesicht geklappt werden kann. Ist die gläserne Maske mit Neandertaler-Antlitz wie ein offenes Visier nach oben geschoben, wiegt sie nur schwer, verändert aber die Haltung nicht. Wird die Maske vor das Gesicht gelegt, zieht das Gewicht Kopf und Wirbelsäule nach vorn und simuliert so den gebeugten Gang. Die Museumsbesucher können dies jetzt ausprobieren.

Ansprechen will die Ausstellung, die Museumsdirektorin Dr. Eleni Vassilika jetzt der Öffentlichkeit präsentierte, auch Kinder und Jugendliche. Sie können nun zu wissenschaftlichen Zwecken am Rad drehen: Die HAWK-Studierenden haben eine drehbare Apparatur aus Schädeln mit angeschlossenem Hirsebehälter gebaut. Wissenschaftler benutzen Hirse wegen ihrer guten Verteilbarkeit zur Berechnung von Gehirnvolumen. Je kleiner der Schädel, desto älter der Fund. Die Apparatur ist so gestaltet, dass die befestigten Schädel aus unterschiedlichen menschlichen Entwicklungsstadien wie Sanduhren gedreht werden können und die Hirse in den Schädel oder aus ihm heraus rieselt. Das unterschiedliche Volumen wird so sichtbar.

In der Ausstellung des Roemer- und Pelizaeus-Museums gibt es noch eine ganze Reihe weiterer Stationen, wie die Terminals mit Darwin-Quiz, Gesichts- und Mimikerkennung oder einem Evulotions-Musikvideo – ein pädagogisch neuartiges Gesamtkonzept, das die Funde als Teil der wissenschaftlichen Fragestellung präsentiert. Es wurde von Wissenschaftlern der Universität Mainz entwickelt. Die Objekte der HAWK-Studierenden tragen darin ihren Teil zur Veranschaulichung des menschlichen Werdegangs bei. Design als Mittel zum Erkenntnisgewinn verdient eben den direkten Weg ins Museum.

Das Roemer-und Pelizaeus-Museum, Am Steine 1-2 in 31134 Hildesheim,ist täglich von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Weitere Informationen unter: www.rpmuseum.de und www.hawk-hhg.de .

HAWK-Studierende der Fakultät Gestaltung entwickeln Objekte für das Roemer- und Pelizaeus-Museum in Hildesheim (v.l.n.r.): Dr. Eleni Vassilika, Prof. Werner Sauer und Dr. Matthias Brochhausen stellen die Hirse- (v.l.n.r.): Dr. Eleni Vassilika, Prof. Werner Sauer  und Dr. Matthias Brochhausen stellen die Hirse-