Erscheinungsdatum: 18.01.2007

Prof. Eckart Westermeier produziert mit Studierenden der HAWK-Fakultät Gestaltung Videostatements zur Ausstellung \\\"Vier Jahrhunderte niedersächsische Presse\\\"

Prof. Eckart Westermeier produziert mit Studierenden der HAWK-Fakultät Gestaltung Videostatements zur Ausstellung "Vier Jahrhunderte niedersächsische Presse"

VierJahrhunderte niedersächsische Presse - das ist ein Grund zu feiern und Resümee zu ziehen: zum Stand der Presse, zum Stand der Massenmedien, zum Stand oder der Entwicklung der Medien schlechthin. Da liegt es nahe, dass eine Gestaltungsfakultät wie die der HAWK, Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst, eine Hochschule mit medialen Schwerpunkten, sich mit der aktuellen Erscheinung von Medien auseinandersetzt und diese Auseinandersetzungen als Statement manifestiert.

Prof. Eckhard Westermeier hat sich mit 16 Studierenden zu diesem Anlass mit der Geschichte und den aktuellen Erscheinungen der Medien befasst, um Inhalt, Wirkungen und Erscheinung der Medien neu zu untersuchen. Ihre Reflexionen haben die Studierenden des Studienangebots "Zeitbasierte Medien" als Video-Statements in Form gebracht, die sie in der Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek, der niederächsischen Landesbibliothek, am 16. Januar 2007 zur offiziellen Eröffnung als Großprojektionen gezeigt haben. Dass diese Statements zu einem solchem Anlass von den neuen Medien geprägt sind, sich der Computeranimation, der DVD-Projektion und des WEBs bedienen, ist kein Widerspruch, sondern eine Notwendigkeit, die sich darin begündet, dass einem ebenso traditionellen wie modernen Medium Rechnung zu tragen ist: der Zeitung.


Thomas Linz und Mark Töbermann postulieren in ihremetwa einminütigen Video die wichtigsten Qualitätskriterien, die eine gute Zeitung ausmachen. Sie kombinieren dafür 3D-Animation und klassischen Zeichentrick mit Collagenanimation.
Mit den Mitteln von analogem und digitalem Video und 3D-Animation schickt Manuel Quatz den Betrachter auf eine Zeitreise, in der ihm die wichtigsten Techniken des Zeitungsmachen wie Recherche und Texterstellung, Textsatz, Fotografie und Druck der verschiedenen Epochen vor Augen geführt werden.


Auch Michael Hartmann thematisiert die Epochen, die das Medium Zeitschrift in den vergangenen 400 Jahren durchlebt hat. Dazu benutzt er ein Zitat von Arthur Schopenhauer, "Die Zeitungen sind die Sekundenzeiger der Geschichte". Über eine Choreografie von Elementen eines Uhrenzifferblattes und begleitet von der Musik der jeweiligen Epoche führt er den Betrachter durch verschiedene Höhepunkte der Pressegeschichte.Auf eine Zeit(ungs)reise schickt auch He Yong Kim den Betrachter: auf einem virtuellen Papierflieger, der aus der Hildesheimer Allgemeinen Zeitung gefaltet ist. He Yong Kim versteht seine Animation als ironische Verbeugung vor der ältesten heute noch erscheinenden Zeitung Deutschlands, die gerade an dem Ort erscheint, in dem er studiert, der Hildesheimer Allgemeinen Zeitung.


Mit einem kräftigen Schuss Sarkasmus thematisieren Sabrina Thesing und Yvonne Harste
in Form eines Kurzfilms das Thema Zeitung: Unter dem Titel von Alberto Sordis
Aphorismus "Der sicherste Weg in die Zeitung zu kommen, besteht darin, eine zu lesen,
während man die Straße überquert", schildern sie ebenso eindringlich wie realistisch den
Weg von der Straße in die Spalte der Todesanzeigen.
Ebenfalls die Form des narrativen Kurzfilms benützt auch Pia Klinghammer, um mit Ironie die Zeitung als Medium verschiedener Generationen zu thematisieren.


Andreas Stahl visualisiert statistische Fakten zum aktuellen Stand der niedersächsischen Presse im Look eines Videoclips.
Katarzyna Warpas zeigt, wie man aus dem Zerreißen und Zerknüllen von Zeitungen atonale Tonreihen erzeugt Diese verdichtet sie im Verlauf ihres Clips zu einem hymnischen Geburtstagsgruß zu vier Jahrhunderte niedersächsische Zeitungen.
In einer Choreografie von typografischen Zeichen inszeniert mit asiatischem Duktus Insil Seo August Ludwig Schlözers Satz „Zeitungen sind eines der großen Kulturmittel, durch die wir Europäer Europäer geworden sind.“
Jewegeni Roppelt bedient sich der Form des Kurzfilms, um die negative und die positive Seiten des Mediums Zeitung zu beleuchten. Einerseits thematisiert er die geballte Meinungsflut, die auf den Zeitungsleser einhämmert und dabei schmerzhafte kulturelle Verwüstungen erzeugt, anderseits zeigt er die überlebenswichtige Notwendigkeit alltäglicher Information in unserer Zivilisation, die fast ausschließlich über die Zeitungen vermittelt werden.


Pascal Strasches Visionen vom Austausch der Informationen sind unserem aktuellen Medienverständnis weit voraus. Er zeigt Entwicklungen und Ereignisse, die maschinenfreie Datenübertragung ausschließlich über Telepathie hervorrufen könnte. Ähnliche telepathische Fähigkeiten unterstellt in Form eines Werbeclips auch Marc-André Weibezahn der Zeitung.
Hier werden einem Mann während des Frühstücks beim Lesen seines Morgenblatts alle sein augenfälligen Unzulänglichkeiten in Schlagzeilen vorgehalten. So wird er von der Morgenzeitung darauf hingewiesen, dass er sich zu rasieren vergessen hat und dass die Milch in seinem Kaffee sauer ist. "Wir sind gespannt auf die nächsten 400 Jahre niedersächsische Presse", kommentiert der Autor diese außergewöhnlichen journalistischen Fähigkeiten.