Was der Zukunftstag für Mädchen und Jungen mit der Hannover Messe Industrie zu tun hat? An der HAWK eine ganze Menge. Rund vierzig Schülerinnen und Schüler verbrachten den Vormittag mit spannenden Aktionen: Die Mädchen schneiderten an der Fakultät Bauwesen eine Jacke aus Dämmmaterial oder arbeiteten in der Schmiedewerkstatt der Fakultät Gestaltung, während die Jungen in der HAWK-Modellkrippe hospitierten.
Zum Abschluss besuchten alle gemeinsam die Eröffnung der Ausstellung „Technik im Korsett“ im Foyer des Goschentors und hier zitierte HAWK-Präsident Prof. Dr. Martin Thren die Alarmmeldungen von der Hannover: „95 .000 Ingenieure dringend gesucht“, hatten Tageszeitungen landauf landab Anfang der Woche getitelt. „Allerorten wird Ursachenforschung betrieben“, sagte Thren in seiner Rede, „fest steht aber, einer der Gründe ist, dass sich nach wie vor viel zu wenige Frauen in ingenieurwissenschaftliche Studiengänge einschreiben. Und damit sind wir bei unserer kleinen Ausstellung“, schlug Thren den Bogen.
Ingenieurwissenschaften und Technik würden bis heute traditionell als männlich angesehen. „Wie oft haben Sie schon das immer etwas abfällig gemeinte Wort von ‚Frauen und Technik…’ gehört? Vermutlich ziemlich oft“, fragte Thren und forderte: „Wir müssen schon unseren Jüngsten die Bereiche Naturwissenschaften und Technik nahe bringen. Wir müssen von Anfang an Forscherdrang und Neugier fördern. Wir müssen andere Lehr- und Lernmethoden für Schülerinnen und Schüler, für Studentinnen und Studenten entwickeln. Und dabei ist wichtig, dass die Mädchen ihren spezifischen Weg in Naturwissenschaften, Mathematik und Technik finden können. Die Technik muss sich aus ihrem Korsett befreien. Deutsche Hochschulen müssen ihren Teil dazu beitragen.“
Spontan in die vornehmlich junge Runde fragte dann Ingrid Haasper, die HAWK-Gleichstellungsbeauftragte, ob denn jemand wisse, was ein Korsett überhaupt sei. Großes Schweigen als Antwort, dann meldet sich einer zaghaft. „So ein eng anliegendes Teil“, sagt mutig der zehnjährige Daniel in die Runde. Stimmt. „Wir schnüren uns ein, was die Innovationsfähigkeit des Landes anbelangt“, betonte Brigitte Doetsch, Gleichstellungsbeauftragte der TU Braunschweig, die die Wanderausstellung mitkonzipiert hat. Es sei bekannt, dass gemischte Forscherteams sehr viel kreativer seien. Wir dürfen das Potenzial von jungen Frauen nicht mehr ignorieren.“
Die Ausstellung „Technik im Korsett“ geht der Bedeutung des Technikbegriffs nach, der Frage woher die Gleichsetzung von Technik mit Männlichkeit kommt und der Frage warum Frauen in den Ingenieurwissenschaften nach wie vor stark unterrepräsentiert sind. Sie befasst sich mit der heutigen Ausbildung von Ingenieuren und Ingenieurinnen und zeigt auf, welchen Gewinn ein erweiterter Technikbegriff und die Einbeziehung von mehr Frauen in Studium und Praxis bedeuten würden.
Die Ausstellung „Technik im Korsett“ ist noch bis zum 9. Mai 2008 wochentags von 8 bis 18 Uhr im Foyer, Goschentor 1, an der HAWK zu sehen.