Schon 1984 hatte Luise F. Pusch vorgeschlagen, die als PC bekannten Rechengeräte lieber „Compute" oder kurz „Pute" zu nennen. „Dumme Pute“ würde sie - eben wegen der weiblichen Tradition - nur für Momente krassen Ärgers anraten. Im Rahmen der HAWK Gender Tage las die promovierte Expertin auf dem Gebiet der feministisch-linguistischen Forschung ihre Glosse „Die Compute -Reloaded“ und weitere ihrer sprachkritischen Werke vor.
Ihre regelmäßig unter „Laut & Luise" veröffentlichten Glossen befassen sich amüsant, wissenschaftlich belegt und für „Jederman(n?)" verständlich mit der Gesellschaft im Gewande der Sprachkritik. Im Falle ihres Vorschlags, den Computer in „Compute" umzubenennen, beruft sie sich darauf, dass das berufsmäßige Rechnen, vor den Zeiten der modernen Hilfsgeräte, eine Tätigkeitsbezeichnung war. Diese wurde überwiegend von Frauen ausgeführt. Männern oblag es, die gelieferten Zahlenwerke zu theoretisieren und zu interpretieren. Das Anhängsel „Reloaded" ist einfach ein Hinweis auf etwas, was es schon immer gab. Die vorgeschlagene Namensänderung soll den weiblichen Ursprung des menschlichen Rechnens ehren.
Wie die Referentin erklärte, geht es in der geschlechtergerechten Sprache darum, Frauen einen gleichwertigen Raum in der Welt der Kommunikation zu schaffen. Denn, wie „Laut & Luise" meint, werden diejenigen schlichtweg vergessen, von denen nicht gesprochen wird. „Wer denkt schon bei der Frage, wer wird der nächste Bürgermeister, Schirmherr, Professor oder Kanzler daran, dass diese Posten auch von einer Frau besetzt werden können?", fragte sie in die Runde.
Weil die deutsche Sprache nach Ansicht der Wissenschaftlerin von den Grundlagen her maskulin aufgebaut ist, sei es nicht einfach, sie zu feminisieren. Seit etwa 50 Jahren sieht Pusch allerdings Fortschritte. Diese zeigen sich im heutigen Gebrauch von Doppelformen wie etwa „Bürgerinnen und Bürger", oder der Berufsbezeichnung „Kauffrau". Auch die damals übliche standardisierte Anredeform in amtlichen Schriftstücken „Sehr geehrte Herren", ist heute verschwunden.
Den Begriff der „Genderforschung" hat Luise F. Pusch bereits in einer Glosse aufgegriffen und erklärt unterhaltsam das neue Wort über die wissenschaftliche Geschlechterforschung. Basierend auf der Doppeldeutigkeit des Wortes „Sex" in der englischen Sprache erklärte Pusch in einer humorvollen Variante: „Man soll in der Forschung nicht immer an Sex denken müssen." Daher sei das Wort „Gender" für das breite Feld der Forschungen um das soziale Geschlecht gewählt worden.
In der folgenden Diskussion mit etwa 40 Zuhörerinnen wurde unter anderem die Frage besprochen, ob weibliche Sprachformen auch in Fach- und Hausarbeiten der Studierenden als Grundlage und Bewertungskriterium aufgenommen werden sollten. Es wurden Möglichkeiten erörtert, wie die Texte nicht holprig, aber dennoch in feministischen Sinne formuliert werden könnten.