HAWK-Masterstudierende präsentieren Ideen für inklusives Wohnen in Hildesheim
Im Rahmen ihres Masterstudiums an der HAWK in Hildesheim haben angehende Architekt*innen ein Semester lang an Visionen für ein mischgenutztes inklusives Stadtquartier gearbeitet. Ihr Fokus lag dabei auf dem rund drei Hektar großen Areal zwischen den Bahngleisen und der Speicherstraße, westlich der Landkreisverwaltung. Unter der Leitung von Prof. Dr. Ines Lüder und mit Unterstützung der Lehrbeauftragten Martina Reichelt entwickelten die Studierenden Ideen im Einklang des Konzeptes „Caring City“.
Die Studierenden hatten die Aufgabe, nicht nur neue Wohngebäude mit vielfältigen Wohnungsangeboten zu planen, sondern ein ganzheitliches Quartierskonzept zu entwickeln, das soziale Einrichtungen, Begegnungsorte und Grünflächen einschließt. Nina Stollberg, Architekturstudentin im ersten Mastersemester, erläuterte den Ansatz ihrer Gruppe: „Hervorzuheben ist auf jeden Fall unser Inklusionshotel. Ferner eine inklusiv ausgebildete Kita, aber auch die Mehrgenerations-WGs, wo wir auch Senioren einen Platz bieten möchten.“ Zudem war ein zentraler Aspekt ihres Gruppen-Entwurfes die Schaffung von Wohnraum, der es Menschen ermöglicht, auch im Alter oder bei veränderten Lebensumständen im gleichen Quartier wohnen zu bleiben – und vielleicht aus einem Reihenhaus in eine Senioren-WG zu ziehen.
Die Abschlusspräsentation der studentischen Arbeiten fand im gut gefüllten Seminarraum des PULS-Gebäudes am Angoulêmeplatz statt. Als Gastkritikerinnen vor Ort waren Merle Heins vom Fachbereich Stadtplanung und Stadtentwicklung sowie Jasmin Gora vom Büro Lichtenstein, die am Rahmenplan Wohnstandort Innenstadt 2030 arbeitet. Ebenfalls anwesend waren Vertreter*innen des Inklusionsbeirats des Landkreises.
Martina Reichelt zeigte sich beeindruckt von der Bandbreite der vorgestellten Ideen: „Es war eine Freude zu beobachten, wie diese Themen dann auch angefasst wurden und in dieser Unterschiedlichkeit der Durcharbeitung haben alle diesen Weg weiterverfolgt, eben der ‚Caring City‘ ein Gesicht zu geben.“
Die Präsentation stieß bei Vertreter*innen aus Politik und Verwaltung auf Interesse. Tobias Eckardt, SPD-Ortsbürgermeister für Hildesheim Stadtmitte, sah in den studentischen Ideen einen wichtigen Impuls für die Stadtentwicklung: "Gerade das Innenstadtquartier oder die innenstadtnahen Quartiere brauchen einfach solche Wohnformen und Alternativen, weil ja gerade Menschen mit Hilfebedarf diese kurzen Wege benötigen. Die Anbindung an die Innenstadt finde ich da ganz wichtig."
Auch Volker Spieth, Ratsherr der Grünen, unterstrich die Relevanz der vorgestellten Konzepte vor dem Hintergrund des demografischen Wandels: "Wir haben für den gesamten Landkreis viel, viel zu wenig seniorengerechtes Wohnen. Das fehlt und das muss man jetzt immer mitdenken bei der Gestaltung von neuen Baugebieten.“ Andere Städte seien da bereits weiter, während es in Hildesheim vielleicht zwei, drei Projekte gebe und die sich dazu im Hochpreisbereich bewegen: „Das können sich Leute mit einem kleineren Geldbeutel gar nicht leisten. Da müssen wir viel besser werden, da muss viel passieren."
Kurt Warmbein, Vertreter der Bürgerinitiative „Marienburger Höhe“ fand die sehr unterschiedlichen Vorschläge hochspannend, und auch, wie ein brachliegendes Quartier in der Innenstadt aufgewertet und zum Wohnen vorbereitet werden kann: „Die Studierenden haben einen Nerv getroffen und ich glaube, wir haben hier in Hildesheim auch schon einen guten Weg beschritten.“ Inklusives Wohnen gehöre in jeden Stadtteil hinein, der neu geplant wird.
Die Studierenden haben sich im Laufe des Semesters intensiv mit den Herausforderungen und Potenzialen einer inklusiven Architektur auseinandergesetzt. Neben der Entwurfsarbeit nahmen sie an Workshops zum Thema Inklusion und dem Konzept der „Caring City“ teil. Für ihre Entwürfe führten sie Studien und Recherchen vor Ort durch.
Für viele von ihnen war das Projekt nicht nur fachlich, sondern auch persönlich bereichernd, wie Architekturstudentin Frini Peschke resümiert: "Gerade im Hinblick auf Caring-Aspekte und inklusionsgerechtes Bauen hat mir das Seminar sehr viel gebracht und die Workshops haben da sehr geholfen."