Die Einführung von mehr als 60 frühpädagogischen Studiengängen an deutschen Hochschulen hat eine heterogene Lehr-Lern-Landschaft geschaffen, in der
die Akademisierung der frühpädagogischen Ausbildung schrittweise vorangetrieben wird. Zurzeit werden unterschiedliche hochschuldidaktische Konzepte
erprobt, um eine sinnvolle Verzahnung von Forschung, Lehre und Praxis zu ermöglichen. Eine geläufige Methode in der Ausbildung ist das Nutzen von Moderationstafeln
in Diskussionsgruppen, um über das Clustern von Begriffen, Ideen oder Beschreibungen, Themen zu strukturieren, Visionen zu entwickeln oder Lösungen
zu suchen. Die Akteure beschreiben farbige Karten, die sie auf Tafeln, ähnlich wie bei einer Mind-Map, anordnen. In diesem kreativen Prozess konstruieren Gruppen-mitglieder in einer Kombination visueller und sprachlicher Mittel einen gemeinsam geteilten Bedeutungsraum. Für die Tagung „Konturen frühpädagogischer Hochschulausbildung – Forschung, Lehre und Praxis verzahnen“ der Robert Bosch Stiftung und der Bundesarbeitsgemeinschaft Bildung und Erziehung im Kindesalter im September 2009 in Berlin sollte auf anschauliche Art und Weise der Prozess und das Ergebnis der Tagung dokumentiert werden. Aus diesem Anliegen heraus entstand eine Moderationsskulptur, welche die Moderationstechnik aufgreift und sie durch De-und Rekonstruktion der Materialien in eine neue, dreidimensionale Form verwandelte.
Die Skulptur drückt den dynamischen und spannungsreichen Charakter der hochschuldidaktischen Diskussionen in der heterogenen Lehr-Lern-Landschaft frühpädagogischer Studiengänge aus. Hier fühlt man sich zuweilen an eine Baustelle oder an einen sich ständig verändernden Bausatz erinnert. In einem offenen Prozess werden ganz unter-schiedliche Konzepte, Haltungen, Methoden und Verfahren miteinander in Verbindung gebracht. Es entstehen Architekturen stabiler und weniger stabiler Verhältnisse, direkter und indirekter Bezüge, transparenter und undurchsichtiger Zonen oder harmonischer und disharmonischer Formen. Auf den Segmenten der Skulptur wurden Schlüsselbegriffe und Thesen der Diskussion aus 16 Impulsreferaten der 4 Tagungsworkshops dreidimensional festgehalten, um sie dann anschließend zusammenzusetzen. Formal wurden die Elemente Moderationswand und Moderationskarte aufgegriffen und in einer organisch-dynamischen Weise rekonstruiert. Die geometrische Formsprache der Segmente bezieht sich auf die klassische Moderne, wie z.B. Calder, Arp, Miro oder Niki de St. Phalle. Als begehbare Moderationsskulptur können BetrachterInnen die komplexe Thematik frühpädagogischer Hochschulausbildung als Verzahnung von Forschung, Lehre und Praxis aus den unterschiedlichsten Perspektiven wahrnehmen und sowohl sinnlich-symbolisch als auch sprachlich-rational erschließen. Diese künstlerische Transformation des Tagungsthemas ermöglicht einen ungewöhnlichen Zugang zu den zentralen didaktischen Fragestellungen der Diskussion.
Prof. Dr. Stefan Brée, Studiengangsleiter für Bildung und Erziehung im Kindesalter, präsentiert künstlerische Transformation eines Tagungsthemas
Moderationsskulptur - entwickelt von Prof. Dr. Stefan Bree