Gesundheitscampus Göttingen: Logopäd*innen forschen zu Sprachstörungen

Erscheinungsdatum: 11.07.2022

Der Gesundheitscampus Göttingen (GCG) beteiligt sich am Forschungsprojekt AddiThA. Das Projekt zielt darauf ab, die Wirksamkeit einer neuen App zu untersuchen, die für die Aphasie-Therapie entwickelt wurde. Hierzu analysieren die Forscher*innen, ob sich die sprachlichen Leistungen bei Patient*innen mit neurologischer Störung, die zusätzlich zur regulären Logopädie mit der neuen Neolexon-Aphasie-App üben, stärker verbessern, als bei Patienten*innen, die ausschließlich eine reguläre Logopädie erhalten.

Die Ergebnisse sollen dazu beitragen, dass das Übungsprogramm nach der Erprobungsphase endgültig in das Verzeichnis der Digitalen Gesundheitsanwendungen aufgenommen und die Kosten somit von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen werden.

 

Der Gesundheitscampus Göttingen ist ein Gemeinschaftsprojekt der Universitätsmedizin Göttingen (UMG) und der HAWK Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst Hildesheim/Holzminden/Göttingen. Mit dem Projekt AddiThA ist der GCG an einer der größten, randomisierten kontrollierten Therapiestudien für Aphasie in Deutschland beteiligt, an der insgesamt 180 Proband*innen teilnehmen werden.

Der Markt für Gesundheits-Apps wächst. Smartphone-Nutzer*innen können sich diese selbstständig auf ihre Geräte herunterladen. Darunter auch Programme, die in der Lage sind, medizinische, pflegerische und/oder therapeutische Werte zu messen, zu speichern und auszuwerten und damit der gezielten Behandlung dienen. Diese Digitalen Gesundheitsanwendungen (DiGA) sind nur auf Rezept erhältlich. Voraussetzung dafür: eine Zulassung als Medizinprodukt. Auch die neue Neolexon-Aphasie-App des Münchner Unternehmens Limedix GmbH wurde als solches in die DiGA aufgenommen. Sie ist von einem interdisziplinären Team aus Sprachtherapeut*innen, Wissenschaftler*innen und IT-Spezialist*innen an der Ludwig-Maximilians-Universität München entwickelt worden und bietet Übungen für Patient*innen an, die aufgrund einer neurologischen Erkrankung sprachliche Beeinträchtigungen haben.

Ebenso wie es aus der Physiotherapie bekannt ist, wird zur Verbesserung des Therapieerfolgs auch in der Logopädie empfohlen, ein häusliches Training zu absolvieren. Nach Leitlinie wäre hier eine Frequenz von bis zu zehn Stunden pro Woche ratsam, was aber an zahlreichen Faktoren scheitert. Meist findet nur eine Stunde Sprachtherapie pro Woche statt. Das digitale Eigentraining soll die logopädische Therapie bequem von zu Hause aus intensivieren, kann aber Logopäd*innen nicht komplett ersetzen, sondern nur ergänzen.

Das Ziel der Studie ist es, die Wirksamkeit der additiven, also ergänzenden, digitalen Therapie bei Aphasie (AddiThA) mit Hilfe einer App zu untersuchen. Hierzu wird gemessen, ob sich die sprachlichen Leistungen bei Personen, die zusätzlich zur regulären Sprachtherapie mit dem neuen digitalen Hilfsmittel üben, stärker verbessern, als bei Personen, die nur die üblicherweise verordnete Sprachtherapie erhalten. Das Besondere dabei: Das digitale Selbsttraining kann individuell an die Bedürfnisse der Patient*innen angepasst werden. Für die Studie sucht der GCG noch Patient*innen und Therapeut*innen, die bei dem Forschungsprojekt mitmachen möchten.