HAWK-Studierende konstruieren bepflanzte Sitzkombination für Hildesheim

Erscheinungsdatum: 24.09.2021

Ab und zu muss das neue Sitzmöbel auch mal begossen, hier und da Unkraut gezupft werden. Denn integriert in die Sitzflächen sind drei Hohlräume für kleinere Gewächse: ein neues, öffentliches Sitzmöbel aus Holz steht nun an der Osterstraße/Ecke Ostertor in der Hildesheimer Innenstadt.

Entworfen und zusammengebaut wurde es von Architektur-Studierenden innerhalb eines Praxis-Seminars an der HAWK. Initiiert wurde das Projekt von Prof. Dipl.-Ing. Ines Lüder, die an der HAWK-Fakultät Bauen und Erhalten Städtebau, Regionales Bauen und Entwerfen lehrt. Nun ist das Sitzobjekt zusammen mit allen Beteiligten am Ostertor eingeweiht und der Öffentlichkeit übergeben worden.

Das neue öffentliche Sitzmöbel ist in roten und gelben Pastellfarben gehalten und schon aus der Ferne an der Ecke Osterstraße und Ostertor gut zu erkennen. Die Farbgebung orientiert sich unter anderem an der Hildesheimer Wappen-Ästhetik.  
Die Sitzkombination besteht aus mehreren, sechseckigen Sitzelementen, die fest miteinander verschraubt sind. Dazu kommen Gewächs-Stelen und ein etwas höheres Element, das als Stehtisch benutzt werden kann. Gefertigt wurden alle Elemente aus sehr belastbaren Holz-Siebdruckplatten, wie sie im Bühnenbau verwendet werden.

 

Für die Realisierung haben die Studierenden selber Hand angelegt und ihre eigenen Ideen umgesetzt. Die Maschinenarbeiten wurden unter Aufsicht und Anleitung von Benjamin Seimer von der Freien Werkstatt durchgeführt. Innerhalb der letzten Wochen des ausgehenden Sommersemesters wurden in der Freien Werkstatt in der Nordstadt alle Bauteile zugeschnitten, lackiert und aufstellfertig vorbereitet.
In den Wochen zuvor konnte mit einem Prototyp bei einer Ortsbegehung gemeinsam mit allen Beteiligten, den Vertretern der Stadt und der Kulturverbände, Standfestigkeit, Größe und Sitzkomfort getestet werden.

„Wir hatten zuvor viele, viele Ideen gehabt“, erinnert sich Stefan Raven, der Architektur auf Bachelor im 5. Semester an der HAWK studiert: „Irgendwann waren wir dann gemeinsam zu der Wabenform, gekommen, weil das Hexagon in seiner Form sehr modular ist und dann die Anordnung in vielen verschiedenen Variationen stattfinden kann.“ Auch die Zusammenarbeit der Studierenden untereinander habe sehr gut geklappt, sagt Raven weiter: „Der eine konnte besser mit dem Akkuschrauber umgehen, der andere wusste, wie man Farbe gut aufträgt.“ So habe man sich optimal ergänzt.

„Architektur schaffen ist ein Prozess“, sagt sein Kommilitone Ibrahim Nayir, 3. Semester Architektur. Dass er jetzt diesen Prozess von A bis Z gesehen habe, fände er sehr angenehm und lehrreich. Auch gefalle ihm nun das fertige Objekt gut: „Ich finde das ganze Zusammenspiel zwischen Farben sehr interessant, die unterschiedlichen Höhen und auch, dass wir Pflanzen mit eingebracht haben.“
Denn ihre Idee einer Bepflanzung des Objekts haben die Studierenden selber umgesetzt: Neben einem kleinen Apfelbaum haben sie unter anderem auch einen Johannisbeer- und Himbeerstrauch in die Minibeete eingelassen. „Ich bin gespannt, wie die Hildesheimer das Objekt eigentlich benutzen werden“, sagt Nayir.

Es sei unheimlich wichtig zu verstehen, wer da überhaupt an so einem Projekt beteiligt ist“, sagt Prof. Ines Lüder, „und es ist ganz wichtig für Studierende auch zu lernen, Verantwortung zu übernehmen und sich mit den Themen auseinanderzusetzen, die jetzt gerade virulent sind -  gerade noch in dieser Coronazeit.“ Studierende sollten da auch letztendlich für sich eine Haltung entwickeln und bei der Stadtgestaltung mitmachen.

"Ich sehe hier ein ganz großes Potenzial und viele Themen“, so Lüder weiter und freut sich auf die kommenden Jahre, um in der Lehre und verschiedenen Projekten Hildesheim näher kennenzulernen und auch einen Beitrag zu leisten für den Diskurs in der Stadt. Vorgesehen sind mindestens zwei Standorte für weitere Sitzobjekte in der Stadt, die in der kommenden Zeit aufgestellt werden sollen.

Entstanden ist das Projekt in enger Zusammenarbeit mit dem Quartiersmanagement der Stadt Hildesheim, Eckhard Homeister und Wiebke Wrede-Olberg sowie etlichen anderen Fachbereichen. Maßgeblich an dem Projekt beteiligt war organisatorisch zudem die KulturFabrik Löseke (KUFA) mit Geschäftsführer Stefan Könneke. Das Projekt wird weiterhin unterstützt von dem Verein „Hildesheim blüht auf“ und der Quartiersgemeinschaft Osterstraße. Deren Mitglied Stefan Kühn übernimmt die „Patenschaft“, also Pflege und Säuberung des Sitzmöbels.