HAWK entwickelt ReGo für schulabsente Kinder und Jugendliche
Einmalig in Deutschland
Die HAWK startete ReGo, um schulabsenten Jugendlichen zwischen 13 und 18 Jahren eine niedrigschwellige Anlaufstelle anzubieten, mit der sie sich über ihre Problemlagen informieren, ihre Situation reflektieren und ihr Leben selbstbestimmter und gelingender gestalten können. Diese Zielgruppe ist im Bildungsprozess besonders gefährdet. Verloren gegangene Bildungsmotivationen und schwierige Zugangswege soll ReGo aufgreifen – möglichst, damit die jungen Menschen auch einen Schulabschluss erreichen. Denn ein erfolgreicher Schulabschluss kann Jugendlichen als Symbol dienen, sich gegen das eigene vermeintliche Schicksal gewehrt zu haben. Der Abschluss kann sie außerdem zur Selbsthilfe befähigen, um sozial schwache Ausgangssituationen hinter sich zu lassen, die eigenen Missstände zu überkommen und eine gesündere Gesellschaft zu schaffen.
Seit dem Sommersemester 2020 führen die Fakultät Gestaltung und die Fakultät Soziale Arbeit und Gesundheit das Projekt in interdisziplinärer Zusammenarbeit durch. Lehrende und Studierende des Bachelorstudienganges Soziale Arbeit und der Bachelor- und Masterstudiengänge Gestaltung arbeiten in diesem interdisziplinären Lehrforschungsprojekt zusammen. Mittlerweile hat das Team eine Plattform überwiegend aus Eigenmitteln der HAWK entwickelt, die in Deutschland einmalig ist .
Das Grundgerüst steht
Die Plattform teilt „Look & Feel“ mit gern von Jugendlichen benutzten Plattformen und hält gleichzeitig Werte wie Anonymität, Sensibilität und Selbstreflexion hoch. Ein User-Testing mit jungen Menschen zwischen 13 und 18 Jahren und sozialpädagogischen Fachkräften ergab, dass das Team ein niedrigschwelliges Angebot geschaffen hat, das sowohl den Ansprüchen der Jugendlichen als auch den pädagogischen Ansprüchen von Schulsozialarbeitenden gerecht wird.
Das Grundgerüst von ReGo ist mittlerweile entwickelt und soll sich nun beständig durch weitere Module weiter ergänzen. „Das hilft uns, die Plattform bedarfsorientiert weiterzuentwickeln und in der Gestaltungs- und Entwicklungsphase die Module regelmäßig mit der Zielgruppe weiterzuentwickeln und zu testen, um die bestmögliche Wirksamkeit der Module zu erzielen“, führt Vincent Timm aus, der als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der HAWK-Fakultät Gestaltung zusammen mit Prof. Dr. Maria Busche-Baumann und Prof. Stefan Wölwer das Projekt leitet. Diese Tätigkeiten erfordern ein fachliches Niveau, das sich nicht von Studierenden in Bachelorstudiengängen erwarten lässt, sondern die Expertise von Fachkräften aus den Bereichen Psychologie, Public Health, Erziehungswissenschaft, Gestaltung, Technik/Informatik und Soziale Arbeit erfordert. Aktuell sucht das Projekt nach Fördernden, die Interesse daran haben, dass Jugendliche mit persönlichen und schulischen Problemen Ansprache- und Hilfsmöglichkeiten erhalten.
„Die Lebenswelt von jungen Menschen heute ist mediatisiert und digitalisiert“
26 Prozent der Lehrerinnen und Lehrer beobachteten einen deutlichen Anstieg des Schulabsentismus. Für Fachkräfte der Schul- und Sozialpädagogik ist es eine kontinuierliche und große Aufgabe, diesen jungen Menschen Hilfe anzubieten. Hier setzt ReGo an, denn: „Diese Angebote sind unseren Recherchen zufolge vielfältig, allerdings ausschließlich analog. Die Lebenswelt von jungen Menschen heute ist mediatisiert und digitalisiert. Digitale Angebote bieten deshalb zentrale Anknüpfungspunkte für die Schul- und Sozialpädagogik als weiteren Zugang, um mit schulabsenten Jugendlichen in Kontakt zu kommen“, erläutert Vincent Timm.
„Unsere Untersuchungen haben ergeben, dass Mobbing und Cyber-Mobbing sowie seelische und soziale Probleme wesentliche Ursachen für Schulabsentismus sind. Außerdem hat die Pandemie in den letzten zwei Jahren insbesondere junge Menschen in ihrem Wohlbefinden beeinträchtigt“, erklärt Vincent Timm. Er verweist auf eine Studie des Universitätsklinikums in Hamburg-Eppendorf, die sich seit 2020 mit den Auswirkungen der Pandemie auf die seelische Gesundheit und das Wohlbefinden von Kindern und Jugendlichen beschäftigt. Sie weist nach, dass sie durch den Lockdown und Onlineunterricht massiven seelischen Belastungen ausgesetzt sind. Fast jedes dritte Kind zeigt sein Beginn der Pandemie psychische Auffälligkeiten, vor allem treten Depressionen auf. Kinder berichten vermehrt über Streit innerhalb der Familie.
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