Sie kehren Ende dieses Monats als Regionalmanagerinnen nach China zurück. Und ihre Chancen, in der Heimat einen attraktiven Job zu bekommen, sind vermutlich absolut erstklassig. Lu Gan und Chengchen Liang sind die ersten chinesischen Studentinnen, die den Master-Studiengang Regionalmanagement und Wirtschaftsförderung an der Göttinger HAWK-Fakultät Ressourcenmanagement abgeschlossen haben.
Die 23-jährige Lu Gan und ihre 22-jährige Kommilitonin Chengchen Liang kommen aus der niedersächsischen Partnerprovinz Anhui in China und hatten schon ihr Diplom von der Universität Hefei im Fach Internationale Wirtschaft/Internationaler Handel in der Tasche, bevor sie vor zwei Jahren zum HAWK-Master-Studium nach Göttingen kamen.
Alles war neu, vieles war nicht einfach für die beiden Chinesinnen, erzählen sie in ihrer leisen, bescheidenen Art. Zum Glück konnte das Internettelefon samt Webkamera das Heimweh im Zaum halten. Jetzt sind sie fertig. Ihre Master-Thesis haben sie über mögliche Felder der Zusammenarbeit bei der geplanten Städtepartnerschaft zwischen Göttingen und der südchinesischen Stadt Nanjing geschrieben.
„Viele Regionen Chinas bemühen sich um Wirtschaftsunternehmen auch aus Deutschland“, weiß Prof. Dr. Ulrich Harteisen, Dekan der Fakultät Ressourcenmanagement und Leiter des Master-Studiengangs, „Lu Gan und Chengchen Liang können Mittlerinnen zwischen den Welten und den knallharten wirtschaftlichen Interessen sein. Dafür sind ausgebildet.“ Aber auch deutsche Unternehmen in China suchen Experten, die beide Kulturen verknüpfen können.
Zum beginnenden Wintersemester werden drei neue chinesische Studenten an der Fakultät erwartet, die das Master-Studium beginnen. In den laufenden Semestern sind weitere fünf Studierende aus der Volksrepublik eingeschrieben. „Den Großteil unserer 21 Studienplätze belegen allerdings Bachelor-Absolventen oder Diplomanden aus dem ganzen Bundesgebiet und Europa“, schildert Dekan Harteisen. Im Moment seien nach der ersten Einschreibung noch drei Studienplätze frei. Last-Minute-Bewerbungen sind aber noch möglich. Angesprochen sind insbesondere Bachelorabsolventinnen und -absolventen aus wirtschafts-, politik- und sozialwissenschaftlichen Studiengängen.
Das fachliche Spektrum des Master-Studiengangs Regionalmanagement und Wirtschaftsförderung kann natürlich ein Blick auf den Lehrplan zeigen. Was aber ebenso zählt, ist die Liste der Arbeitgeber, die die HAWK-Absolventinnen und Absolventen zum Teil noch vor Abschluss der Master-Arbeit unter Vertrag nehmen.
So ist eine Absolventin dieses aktuellen Jahrgangs direkt vom Stahlkonzern Salzgitter AG „eingekauft“ worden. Sie hat im Rahmen ihrer Master-Arbeit Forschungen angestellt, wie wichtig für börsennotierte Unternehmen die so genannte Nachhaltigkeitsberichterstattung ist. Ihr Ergebnis: Wenn ein Unternehmen dokumentieren kann, dass und wie es ökonomisch, ökologisch und sozial ohne Verschwendung von Ressourcen produziert, stabilisiert beziehungsweise steigert das als Beitrag den Unternehmenswert an den heutigen Finanzplätzen nachweislich. Die Salzgitter AG will diesen Sektor ausbauen.
Eine weitere Absolventin beginnt als Regionalmanagerin im Landkreis Demmin (Mecklenburg-Vorpommern), dem nordöstlichsten Landkreis Deutschlands. Die strukturschwache Region wird mit EU-Mitteln gefördert. Aktivitäten sollen aber nicht einfach bezahlt werden, sondern von den Bürgern mit initiiert und getragen werden. Diesen Motor anzuwerfen, ist die Aufgabe dieser Regionalmanagerin. Know-how aus Göttingen wird also künftig ebenso in China wie Demmin oder auf dem internationalen Stahlmarkt an den Start gehen.