HAWK-Studentin Natalie Bleile Spitze beim Bogenschießen
Sie schießt am liebsten mit leichtesten Mitteln. „Bei weniger Technik kann ich viel besser immer wieder über mich hinauswachsen“, sagt sie. Angefangen hat sie erst 2008 als sie in ihrem Sportverein in Bergen nach einer Alternative zum Volleyball suchte. „Bei der ersten Stunde waren der Bogen und ich gleich eine Einheit“ – außerdem gefiel ihr die Gemeinschaft, die sie bisher immer wieder neu im Bogensport findet. Auch bei dem Wettkampf in Göttingen, mit Teilnehmenden aus ganz Deutschland, sei man einfach selbstverständlich Teil dieser „Community“ gewesen.
In der Halle zur Winterzeit schießt sie ungern, dort stehen die Zielscheiben nur 18 Meter weit entfernt und auch Witterungsunterschiede gibt es keine – zum Beispiel durch Regen, Wind oder Sonneneinfall – vielleicht fehlen ihr hier die Herausforderungen. Inzwischen stehen die Zielscheiben draußen 50 Meter weit entfernt, bei ihren Anfängen waren es nur 40 Meter. „Erst dachte ich, dass ist ein sehr kleiner Unterschied, musste dann aber feststellen, dass es eine große technische Umstellung erforderte.“ Mit intensivem Training schafft sie inzwischen auch sicher die weitere Distanz.
Nach ihrem Bachelorabschluss in Jena und Masterabschluss an der Universität Göttingen in Geologie arbeitete sie in der Baugrunderkundung für ein Göttinger Ingenieurbüro, wo sie auch heute noch einige Stunden tätig ist. Nach dem Abitur hatte sie sich damit zwischen Naturwissenschaften und Kunst entschieden – im Wintersemester 2021 dann die neue Ausrichtung: eine Zusage für den Bachelor in Gestaltung an der HAWK am Standort Hildesheim, ihr Kompetenzfeld: Grafikdesign. „Ich mag einfach beides sehr gerne.“
Besonders angetan ist sie von Radierungen. Im Kurs „Experimentelle Druckgrafik, grafische und druckgrafische Darstellungstechniken“ von Marcel Kreipe und Alexander Mick lernt sie die Grundlagen kennen. Inzwischen hat sie ihren eigenen Stil und ihr Lieblingsmotiv entdeckt: Herrchen mit Hund oder Frauchen mit Hund. Ihre Bleistiftzeichnungen überträgt sie auf eine lackierte Druckplatte und ritzt die gezeichneten Linien in die Lackschicht ein. Durch ein Säurebad ätzen sich die eingeritzten Linien dann in die Platte ein. Was aussieht, als hätte sie es nach den Eigenschaften des Hundes und des Besitzenden kombiniert, ist teilweise ein Original.
„Ich beobachte gerne, manche Paarungen habe ich genau so gesehen.“ Ausgefeilt ist dabei die Ätztechnik, bevor sie das Aquatinta-Verfahren für den Druck anwendet. Manche Bereiche liegen nur 5 Sekunden in der Säure, andere, tiefere Schattierungen deutlich länger – alle Motive sind schwarz-weiß – vielleicht fügt sie später einmal noch Farbakzente hinzu – wie den roten Mantel der Dame und das rote Jäckchen des Hundes.
Über Ausgleich zum Studium spricht sie bei ihrem Lieblingssport nicht – „Ich muss sehr ausgeglichen sein, um gut schießen zu können“. Für den Ausgleich zum Studium setzt sie sich lieber einmal auf das Fahrrad.
Gerne würde sie dreimal die Woche in ihren 2 Vereinen, dem SCW Göttingen und dem PSV Hildesheim trainieren – „Das klappt nicht immer“. Bleibt ihr nur zu wünschen: „Alle ins Gold“ - dies ist die Gruß- und Wunschformel der Bogenschütz*innen für Zielsicherheit, die ihr die jüngste Urkunde und Nadel wieder einmal bestätigen.