Prof. Dr. Karin Petersen geht in den Ruhestand
In Deutschland beschäftigten sich seit Mitte der 1980er Jahre wenige Arbeitsgruppen – an der Universität Hamburg, der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel und der Carl von Ossietzky Univer-sität Oldenburg – mit der Erforschung des Natursteinzerfalls sowie mit mikrobiologischen Schädigungen an mittel¬alterlichen Wandgemälden. Die Voraussetzungen für eine wirkliche Verknüpfung mit Lehrangeboten zur Erhaltung von Kunst- und Kulturgut sowie die Berücksichtigung weiterer Objektgruppen, wie Holzobjekte, Gemälde und Schriftgut, ermöglichte erst 1999 die damalige Fachhochschule Hildesheim, heute Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst Hildesheim/Holzminden/Göttingen (HAWK).
Karin Petersen entwickelte das Lehrgebiet und machte es nicht „nur“ durch ihre, bei den Studierenden beliebten, Lehrveranstaltungen und engagierte Forschungstätigkeit weit über die HAWK Hochschule hinaus bekannt; sie etablierte auch das Themengebiet der Molekularbiologie an den Hildesheimer Studiengängen der Konservierung-Restaurierung. Durch den Einsatz dieser modernen, sensitiven Techniken eröffneten sich für restauratorische Fragestellungen wichtige neue Möglichkeiten der Materialanalysen ebenso wie für die Identifizierung von Mikroorganismen. Die sehr flexible Anwendbarkeit dieser Methoden, insbesondere der PCR-Analyse, ermöglichten auch Studiengangs übergreifend Einsatzmöglichkeiten, u. a. in der Zusammenarbeit mit der Fakultät Ressourcenmanagement.
Die akademische Lehre gestaltete sie interdisziplinär, sehr praxisorientiert und international. Wichtig war ihr die Vermittlung der mikrobiologischen Vorgehensweise in Institutionen, direkt an den Objekten in Kirchen, Archiven, Bibliotheken und Museen, sowie im Labor, stets unter Einsatz moderner Untersuchungsmethoden und Einbeziehung gesundheitsrelevanter Aspekte. Die Entwicklung des Lehrgebietes der Mikrobiologie in den Restaurierungsstudiengängen führte auch zu einem völlig neuen Minorangebot „Analytik und Entwicklung“ im Master-Studiengang (M. Sc.). Mit dem von ihr außerdem konzipierten Onlinekurs „Mikrobieller Befall von Kunst- und Kulturgut“ unterstützte sie zudem die Weiterbildung von bereits berufstätigen Restaurator*innen.
Karin Petersen hat in ihrer Amtszeit von 1999 bis heute weit mehr über 100 Ab¬schlussarbeiten betreut, mehr als 20 geförderte Drittmittelprojekte (11 DBU, 5 AGIP, 4 EFRE und EFRE/ESF) für die HAWK eingeworben sowie über 80 Fachpublikationen allein oder in Kooperation erstellt.
Prof. Ulrike Hähner dankte Prof. Dr. Karin Petersen für ihren wertvollen Einsatz an der HAWK.