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Das Wie und Was des Designs hängt immer auch am Wo: Orte der Gestaltung ermöglichen neue Arten und Weisen gestalterischer Welterzeugung. Einer dieser dynamischen Gestaltungsorte ist Hildesheim. Die HAWK-Fakultät Gestaltung verortet sich an ihrem lebendigen Campus Weinberg, in den Werkstätten, Laboren und Seminarräumen.
Das Buch „Design aus Hildesheim“ versucht eine Kartografie dieser Räume. Es zeigt, wie in einem lokalen Zentrum globale Strömungen zusammenfließen: Projekte und Philosophien aus Hildesheim verbinden sich mit näheren Orten Europas sowie ferneren Orten in Kolumbien, Südkorea, den USA, Japan und darüber hinaus. Der Gestaltungscampus stellt so einen Mikrokosmos dar, der durch die Energie der Studierenden, die Vielfalt der Lehrpositionen und die Herausforderungen unserer Zeit ständig in Bewegung bleibt.
Mit diesem gestalterischen Verorten geht auch ein Verantworten und dem Eintreten für soziale, ökologische und ethische Fragen einher. Es erfordert ein Verhandeln zwischen Disziplinen, Kulturen und Technologien. Und immer geht es auch um das Verändern im Hin und Her zwischen fest und fluid, lokal und global, möglich und wirklich.
Das Buch und die Ausstellung „Design aus Hildesheim“ stellen Projekte, Perspektiven und Positionen aus und entfaltet entlang dialogischer Campusdiskussionen ein vielschichtiges Bild der Hildesheimer Gestaltung: kreativ, kritisch und zukunftsweisend. Sie eröffnen eine inspirierende Reise durch die Topologien eines Campus, der weit über Hildesheim hinaus strahlt – in Vergangenheit, Gegenwart und gestaltbare Zukünfte.
Unter den Exponaten befinden sich herausragende Abschlussarbeiten der letzten 24 Monate. Zum Beispiel Vestigo, das experimentelle Tasteninstrument zur intuitiven Aufspürung von Raumbedürfnissen von der Masterabsolventin Sandra Holzinger. Es versteht sich gleichermaßen als Werkzeug als auch als Plattform für transdisziplinäre Designforschung im Spannungsfeld von Raum, Wahrnehmung und Intuition. Mit seinem offenen Charakter eröffnet das Instrument neue Wege, um die oft unbewussten und subjektiven Anliegen an Räume und deren Aushandlungsprozesse greifbar zu machen.
Ein weiteres Exponat liefert mit dem Buch „Auf der Suche nach dem Glück“ die Masterabsolventin Mirja Werner. Zu finden sind darin Geschichten und Erfahrungen von Menschen mit Migrationshintergrund in Deutschland. Denn fast 30 Prozent der Menschen in Deutschland haben einen Migrationshintergrund – doch ihre Stimmen bleiben oft ungehört oder werden auf negative Klischees reduziert. Werner gibt ihnen in ihrem Buch Raum, ihre Geschichten zu erzählen: Von Neuanfängen und Identitätsfragen, von Ausgrenzung und Erfolg. Es zeigt, wie vielfältig das Leben in Deutschland ist, regt zum Nachdenken an und macht Mut, Brücken statt Mauern zu bauen.
Das körperbezogene Objekt „Zeitgefühl“ von Lena Schüler fragt: „Kann Schmuck therapeutisch unterstützen?“ Im Dialog mit einer an Rheuma erkrankten Person entwickelte die Bachelorabsolventin eine individuelle Lösung: Die ergonomische Uhr mit speziellem Verschluss und einem aus Pferdehaar gewebten Band kombiniert persönliche Gestaltung mit praktischer Funktionalität. Dabei steht nicht die Heilung im Mittelpunkt, sondern die persönliche Unterstützung – ein Zeichen für Wertschätzung und gegen Diskriminierung.