Ich habe in der „Farbe“ meine absolute Leidenschaft gefunden

Meine Chance: HAWK

Vom Hartz IV-Kind zur Doktorandin

Als ich mich damals zum Wintersemester 2013 für ein Studium an der HAWK beworben hatte, hätte ich nie gedacht, welchen Einfluss diese Fachhochschule auf den Verlauf meines Lebens nehmen würde. Ich erinnere mich noch genau an den Tag, als ich plötzlich einen Brief von der HAWK in den Händen hielt: Eine Zusage! Ich konnte es kaum fassen. Dieser Brief bedeutete für mich nicht nur die Chance auf einen akademischen Abschluss, sondern die Chance auf ein neues Leben.

Dieser Moment war für mich der Beginn ungeahnter Möglichkeiten und er wird mir wohl immer als die schönste Erinnerung an die HAWK im Gedächtnis bleiben. Als Kind mit unschöner Vergangenheit aus einer Großfamilie, die von Hartz IV lebte und dies immer wieder deutlich von seinen Mitmenschen zu spüren bekam, war es nicht leicht, sich gegen die Meinung Vieler trotzdem für ein Studium zu bewerben.

Umso schöner war es dann, gleich nach der Schule in das Farbdesign-Studium an der Fakultät Gestaltung in Hildesheim zu starten. Und trotz immer wiederkehrender psychischer und physischer Belastungen, die ich aus meiner Kindheit mitgenommen hatte, gab es keine gravierenden Hürden oder Hindernisse auf meinem Studienweg. Viel mehr gab mir der Umgang mit den Studierenden und Dozierenden die Kraft, meine Sozialphobien und Kindheitstraumata von selbst zu bewältigen und zu verarbeiten. Besonders schön ist mir in diesem Zusammenhang die heimelige Atmosphäre im Farbdesign-Studio in Erinnerung geblieben. So konnte ich bereits im Sommer 2016 erfolgreich meinen Bachelor of Arts und im Sommer 2018 meinen Master of Arts absolvieren.

Besonders motiviert hat mich in meinem gesamten Studium vor allem das Kompetenzfeld Farbdesign. Ich habe in der „Farbe“ meine absolute Leidenschaft gefunden, beruflich wie privat. Farben bestimmen unsere Wahrnehmung, unser Selbstbild, und beeinflussen maßgeblich, was wir beim Sehen empfinden, denken und tun.

Meine Faszination für Farben ging so weit, dass ich schon während meines Masterstudiums beschlossen habe, im Bereich Farbdesign zu promovieren. Seit dem Sommersemester 2018 bin ich Doktorandin an der Bergischen Universität Wuppertal in Kooperation mit der HAWK Hildesheim. Daher stehe ich nach wie vor in Kontakt zu Dozierenden und Studierenden des Kompetenzfeldes Farbdesign. Außerdem darf ich seit Oktober 2020 standortübergreifend die Anliegen Promovierender in der ersten Promovierendenvertretung der HAWK vertreten.

Der Übergang vom Studium in die Promotion und den Beruf verlief für mich völlig problemlos. Während meines Abschlusssemesters habe ich bereits mein erstes Portfolio gestaltet und Bewerbungen verschickt. Ich hatte einige Jobangebote von verschiedenen Werbeagenturen und fühlte mich durch mein Studium gut vorbereitet, in das Arbeitsleben zu starten.

Ich startete also als Grafikdesignerin in einer kleinen Werbeagentur in Hannover und fing zeitgleich mein Promotionsstudium in Wuppertal an. Nach einem halben Jahr als Grafikdesignerin strebte ich bereits neue Erfahrungen an, sodass es für mich als Kommunikationsdesignerin in einer mittelgroßen Werbeagentur in Göttingen weiterging.

Für das letzte Jahr meiner Promotion bin ich wieder Vollzeit-Studentin und will im Anschluss daran dauerhaft als Farbdesignerin und Lehrperson tätig sein. Außerdem ziehe ich ein weiteres Studium neben der Arbeit in Betracht. Denn wenn ich eines durch die HAWK gelernt habe, dann, dass alles möglich ist.

Unterstützung hätte ich mir von der HAWK vor allem bei dem Angehen meines Promotionsvorhabens gewünscht. Promotionen sind besonders an der Fakultät Gestaltung eine absolute Seltenheit und es wird nicht automatisch über die Promotionsmöglichkeiten im Bereich Gestaltung informiert. Aus meiner Erfahrung wissen die Studierenden der Fakultät Gestaltung nicht einmal, dass eine Promotion überhaupt möglich ist.

Wenn ich der HAWK einen Arbeitsauftrag geben würde, dann lautete er: Motiviert Studierende zur Promotion, informiert darüber gleichermaßen an allen Standorten und Fakultäten der HAWK und erkämpft euch ein Promotionsrecht!

Sehr gerne würde ich auch einmal an einem Mentoring-Programm der HAWK teilnehmen, um von meinen Erlebnissen und Erfahrungen im Studium, der Promotion und Arbeitswelt zu erzählen und andere Menschen in ihren beruflichen Wünschen und Vorhaben zu bestärken.

Zum Schluss möchte ich der HAWK anlässlich des 50-jährigen Jubiläums noch sagen: Weiter so!