Nach dem Abschluss im Studiengang BA Soziale Arbeit in Hildesheim arbeitet er beim Allgemeinen Sozialen Dienst.

Soziale Arbeit bedeutet für mich das Bauen von Brücken zwischen Menschen.
Sebastian Wirth

Wie bist du zum Studium der Sozialen Arbeit gekommen?

Bevor ich Soziale Arbeit studiert habe, habe ich eine Ausbildung zum Gesundheits- und Krankenpfleger
gemacht. Dort hatte ich schon Kontakt mit psychisch erkrankten Menschen. Danach
habe ich ein Jahr in der Kinder-Intensivstation gearbeitet und wusste, dass ich etwas mit
Kindern machen möchte. Durch meine Frau, die gelehrte Sozialarbeiterin ist, bin ich des Weiteren
mit der Sozialen Arbeit in Kontakt gekommen.

Welche Rolle spielte das Studium an der HAWK Hildesheim für dich?

Da die Soziale Arbeit breit gefächert ist, hat die HAWK Hildesheim mir ein bisschen von allem
gezeigt. Man selbst sucht sich aber seinen Fachbereich aus. Das, was in meinem Bereich
wichtig ist, sind verwaltungsrechtliche Grundlagen, sowie auch sich selbst und seine eigene
Rolle reflektieren zu können. In der Praxis kommen aber auch neue wichtige Fähigkeiten
hinzu, wie bspw. das Durchhaltevermögen oder auch die Authentizität, die man als Sozialarbeitende
entwickelt.

Wie würdest du deinen (beruflichen-) Weg bis heute beschreiben? Wie war dein beruflicher Start?

Ich arbeite seit etwa über einem Jahr beim ASD Goslar. Seit Oktober bin ich fest angestellt. Für
den ASD für das Berufsanerkennungsjahr habe ich mich entschieden, da ich das machen
wollte, worauf ich am wenigsten Lust hatte. Dementsprechend wollte ich mich selbst weiterentwickeln.
Ich hatte mir also zuvor Fragen gestellt wie: Weshalb wollte ich nicht zum ASD?
Und wie kann ich das verändern? Dies tat ich, um für mich die Beweggründe, warum ich das
nicht wollte zu reflektieren.
Ich kann meinen beruflichen Start als gut bezeichnen, da ich ein gutes Team hatte, welches
Studierende bzw. mich gut unterstützt hat und wo ich viel lernen konnte.

Was sind herausfordernde Situationen und wie meisterst du diese?

Am Anfang war für mich die Selbstregulierung ein großes Thema, da ich zuvor schnell eine
Lösung finden und handeln wollte. Vor allem wenn eine Meldung einer potenzielle Kindeswohlgefährdung
rein kommt, verspüre ich einen größeren Handlungsdrang. Die Arbeit kommt ja
auch in Wellen. Mal muss ich mehrere Stellungsnahmen abgeben, sowie Hilfeplangespräche
führen und habe es dann noch mit strittigen Eltern zu tun; Da steigt schon der Stresspegel.
Was mir dann hilft, ist zum Beispiel meine Kollegin, als Ruhepol, die mich dann darauf hinweist.
Dann bringe ich mich selbst runter und reguliere mich bzw. setze ich meinen Fokus neu und
konzentriere mich auf das wichtige: Was muss ich machen? Was ist wichtig? Was wurde genau
gesagt (bei der Meldung)?

Was gibt dir die Arbeit in deinem Bereich zurück?

 

Es gibt Fälle, da bin ich als Sozialarbeiter vom Jugendamt, wie ein „Fremdkörper im Familiensystem“.
Zumindest am Anfang wurde ich so wahrgenommen. Später wurde ich aber nicht
mehr als Fremdkörper, sondern als akzeptierter Teil des Systems angesehen. Der Großteil
meiner Arbeit besteht ja auch in der Beziehungsarbeit und wenn ich eben einen Fall beenden
kann und sehe, dass ich einer Familie helfen konnte, dann weiß ich, dass ich die Arbeit aus
einem Grund mache und Gutes bewirke.

Wie erkenne ich, dass die Soziale Arbeit etwas für mich ist?

Man sollte wissen, dass das Lernen nach dem Studium nicht aufhört. Man sollte lern- und
entwicklungsbereit sein. Wenn wir uns allein die Veränderungen der letzten 15 Jahren bzgl.
des Genderns ansehen, merken wir, dass sich da viel entwickelt hat. Man sollte an diesem
gesellschaftlichen Wandel dranbleiben und versuchen diesen zu verstehen und miteinander
zu sprechen und daraufhin Verständnis zu zeigen für Menschen, die vielleicht nicht mitkommen.
Wer nicht vorhat sich mit der Zeit weiterzuentwickeln und den Wandel auch zu reflektieren, der wird
es in der Sozialen Arbeit schwerer haben.

Was sind drei Kern Kompetenzen, die ich mitbringen sollte?

Eine grundlegende Empathie für die Probleme anderer, Stressresistenz und Spaß an der Arbeit
mit Menschen.

Würdest du sagen, dass man von Sozialer Arbeit gut leben kann?

Nach dem Anerkennungsjahr schon. Also ich bin mit meinem Gehalt zufrieden.

Könntest du dir vorstellen den Bereich innerhalb der Sozialen Arbeit noch einmal zu
wechseln?

Das könnte ich mir vorstellen. Ich glaube nicht, dass der Allgemeine Soziale Dienst meine
letzte Station sein wird. Aber das macht es auch spannend. Soziale Arbeit ist ein unglaublich
breites Feld.

Was ist Soziale Arbeit für dich?

Soziale Arbeit bedeutet für mich das Bauen von Brücken zwischen Menschen. Außerdem noch
lebenslanges Lernen und dementsprechend auch das Anpassen der Brücken an neue Problem-
und Lebenslagen. Soziale Arbeit ist eher eine Einstellung sowie ein gewisses Interesse
am gemeinsamen Leben.

Sebastian Wirth

Studiengang: BA Soziale Arbeit Hildesheim

Abschlussjahrgang: 2022

Aktueller Arbeitsbereich: ASD

Das Interview entstand im Rahmen des Studierendenprojekts "Berufliche Wege in die Soziale Arbeit" im Wintersemester 2023/24.