Lichtdesign-Studierende der HAWK-Fakultät Gestaltung stellen auf dem Light Move Festival (LMF) in Polen ihre selbst entwickelten Installationen aus

Von Hildesheim nach Lodz - Lichtinstallationen vor internationalem Publikum

Anreise

Viele Hunderttausende Gäste zählt das Light Move Festival (LMF) im polnischen Lodz jedes Jahr. Vom Ende September bis Anfang Oktober stellten Studierende der HAWK-Fakultät Gestaltung dort ihre selbst entwickelten Installationen aus. Die Zusammenarbeit mit dem LMF hatte Norbert Wasserfurth von langer Hand initiiert und geplant. Interessierte Kursteilnehmer*innen hatten durch diese Kooperation die Gelegenheit, bei diesem gigantischen Festival auszustellen. Ein Exkursionsbericht von Jonas Bönner mit Fotografien von Elias Körbel, Finja Cohrs und Vivienne Zagumin.

 

Lodz, polnisch Łódź, ausgesprochen „Wudsch“, liegt mittig in Polen, gute sechs Autostunden von Hildesheim entfernt. Die Installationen, die im Rahmen eines Seminars unter der Leitung von Norbert Wasserfurth entstanden, wurden erstmalig beim Kulturfestival Hildesheimer Wallungen gezeigt. Jetzt präsentierten die Studierenden ihre Werke einem größeren Publikum.

Mit zwei Fahrzeugen ging es in Hildesheim los. Die Installationen waren bereits am Vortag verladen, und so konnten Kunst und Kunstschaffende einer angenehmen Reise gen Polen entgegensehen. Bei Sonnenschein, guter Musik und freien Straßen war das ostdeutsche Hinterland schnell durchquert. Die viel besungene Stadt Eisenhüttenstadt rauschte an der Gruppe vorbei, als die Straßenschilder mehr und mehr polnisch wurden.

Erste Unterkunft

Wie groß das LMF eigentlich ist, wurde deutlich durch die komplizierte Suche nach Übernachtungsmöglichkeiten in der polnischen Großstadt. Die erste Nacht verbrachte die Reisegruppe darum in einem kleinen, rund 100 Kilometer entfernten Dorf. Die geliehenen Fahrzeuge mussten an dieser Stelle ihre Geländetauglichkeit unter Beweis stellen, denn Google Maps kann im ländlichen Raum durchaus für Überraschungen sorgen. Nach einem Abendessen in der nächst größeren Stadt konnte der Abend auf der Terrasse der Unterkunft abgeschlossen werden, bevor es dann am nächsten Morgen nach einem Frühstück in der Sonne weiter ging.

Die Stadt Lodz

Lodz ist eine historische Industriestadt. Für die polnische Textilien wurden etliche Verarbeitungs- und Produktionsstätten geschaffen. Heute ist der 700.000 Einwohner-Ort Dreh- und Angelpunkt der polnischen Filmproduktion und ein Zentrum für Kunst- und Designschaffende. Großflächige Wandbilder sowie verzierte Sandsteinfassaden zeichnen das Stadtbild des Zentrums. Für die Installationen der HAWK-Studierenden war ein Park vorgesehen.

 

Die Volunteer Dinara nahm die HAWK-Gruppe in Empfang und stimmte den Aufbau der Installationen sowie deren Standorte mit der Festivalorganisation ab.

Aufbau

Der eigentliche Aufbau fand in Gruppenarbeit statt. Einiges ging schnell, manches war kompliziert. Egal ob Tutor*in, Kursteilnehmer*in oder externe Unterstützung – alle arbeiteten Hand in Hand, haben angepackt wo es nötig war und so war am Ende des Tages der Großteil der Arbeit bereits erledigt. Für Feinheiten war am nächsten Tag Zeit. In der nächsten Unterkunft gab es ein richtiges Hotel mit eigenem Bad und Zimmerservice.

 

Einige der Studierenden mussten sich erst an diesen Luxus gewöhnen. Zum Ausgleich gab es ein polnisches Feierabendbier unter freiem Himmel und schon war der Tag vorbei.

Sightseeing

Da der Großteil der Installationen bereits stand, erkundete die Gruppe nach dem Frühstück die Stadt. Besonders imponierten die großen Industriebauten, die großflächige Streetart und die langgezogene Fußgängerzone. Hier fanden die größten Installationen. Am Ende der Hauptstraße öffnete sich eine Seitengasse, deren Hausfassaden zu allen Seiten mit Spiegelscherben bestückt war.

 

Dies ergab ein beeindruckendes Lichtspiel in riesigem Maßstab.

Festivalbeginn

Nun zum eigentlichen Festival. Der Sonnenuntergang leitete den Beginn des Spektakels ein. Noch beim Abendessen war schon der Bass der Musik zu vernehmen, die einige der großflächigsten Installationen begleitete. Die Stadt ging von voll zu überfüllt über. Das LMF ist ein Festival der Projektionen. Zwar gab es auch andere Lichtkunst zu bestaunen, doch Aushängeschild waren die gigantischen Installationen, die sich die beeindruckenden Sandsteinfassaden zur Leinwand genommen hatten.

Finaler Kontrollgang

Bevor sich jedoch ins Getümmel gestürzt wurde, war noch ein Kontrollgang zu den HAWK-Installationen nötig. Im Park angekommen, blieb vielen der Mund offen stehen und ein allgemeines Kribbeln machte sich breit. Überall Menschen, die Fotos machten, die lachen, sich freuen und staunen. Menschen, die Schlange stehen für die Kunst der HAWK-Studierenden. So etwas hatte kaum jemand erwartet.

 

Dieser Eindruck war einmalig. Natürlich musste darauf angestoßen werden bevor es erneut in die Innenstadt ging. Die weiteren Eindrücke des Festivals waren schlicht überwältigend. Die Genauigkeit, mit der die Videokunst an die Fassaden gestrahlt wurde, die technische Raffinesse, mit der ein Künstler eine gigantische bewegte Projektion mittels Overheadprojektoren und Elektromotoren geschaffen hatte. Auf viele Werke musste sich das Publikum einlassen, obschon eigentlich die Zeit dafür fehlte.

Vandalismus und Diebstahl

Der nächste Tag begann mit einer Ernüchterung. Die Nacht ist an den Kunstwerken nicht unbeschadet vorbeigegangen. Einige hatten gelitten, mehr oder weniger unabsichtlicher, aber es gab auch Spuren von Vandalismus und leider auch Diebstahl. Daher war eine Klärung mit der Festivalleitung nötig. Die Installationen wurden repariert und zusätzlich gesichert. Ein Werk musste leider vollständig abgebaut werden.

 

Dies war ein Dämpfer, das Festival ging aber weiter und so auch die Begeisterung für die Lichtkunst.

Kulinarische, optische und akustische Genüsse

Damit einher ging eine Begeisterung für die lokale Küche. Das gemeinsame Abendessen wurde diesmal in einem polnischen Restaurant eingenommen. Nach einer sauren Suppe gab es Pirogge in allen Variationen. Der kulinarische Höhepunkt der Reise. Der Abend sollte an diesem Tag länger gehen. Nachdem wieder beeindruckende Lichtkunst bestaunt wurde, von Wandprojektionen über plastische Werke, konnte noch bis spät in die Nacht zu Tina Turner, Elvis und Co. getanzt werden.

 

Ruhe und Natur 

war das Kredo für den nächsten Tag. Der botanische Garten lockte die Studierenden aus dem dichten Treiben der Stadt. Das Gelände war riesig und Aufregung gab es erst, als der Ausgang geschlossen wurde und sich verspätete Hildesheimer im Klettern versuchten. Als der Abend nahte, war es wieder Zeit für Stadt und Lichtkunst. Diesen Abend etwas gediegener, denn Abbau und Rückfahrt mussten am nächsten Tag bewältigt werden.

Fazit

Keine Frage – es war eine anstrengende Woche für alle, aber das LMF Lodz war eine wertvolle Erfahrung und Möglichkeit für alle. Das Festival an sich hatte mit seinen unterschiedlichen Installationen und Kunstformen schon für Begeisterung und viel Eindruck gesorgt. Eine neue Erfahrung war es, eigene Installationen einer so großen Öffentlichkeit zu präsentieren. Auch die wunderbar unkomplizierte und hilfsbereite Gruppendynamik hat dazu beigetragen, dass das LMF ein voller Erfolg und eine tolle Zeit war.

Eckdaten zum Projekt

Studiengänge
Lightning Design

Studienbereiche
Gestaltung

Zeitraum
2023

Ziel
Ausstellung studentischer Installationen auf einem internationalen Festival.