Das Praktikum war zusammenfassend sehr spannend, nie langweilig und sehr förderlich für die Entwicklung der eigenen professionellen Haltung.

Eine Studierende berichtet

Meine Praktikumseinrichtung

Ich habe ein sechswöchiges Praktikum in einer Haftanstalt für Jugendliche absolviert, welche insgesamt 430 Hafträume für männliche Jugendliche bietet, wovon 27 Plätze im offenen Vollzug sind. Außer dem Regelvollzug und dem offenen Vollzug gibt es in der Anstalt noch eine sozialtherapeutische Abteilung, die Untersuchungshaft und den Drogenfachbereich.
 

Das waren meine Aufgaben

In den ersten Wochen des Praktikums bestand mein Aufgabenfeld in der Begleitung des Sozialdienstes. Ich nahm an Gesprächen mit den Inhaftierten, Vollzugsplankonferenzen und Dienstbesprechungen teil. Zu den Vollzugsplankonferenzen erschienen auch die Justizvollzugsbeamten (mit welchen man täglich im Kontakt ist) sowie Mitarbeitende der Jugendgerichtshilfe, der Bewährungshilfe oder anderen ambulanten Straffälligenhilfen. Folglich ist man stets (nicht nur telefonisch) auch mit Kolleg/inn/en „von außen“ im Kontakt. Außerdem gehörte zu meinem Aufgabenbereich auch das Studieren von Akten, die Vorbereitung eines Vollzugsplans sowie weitere administrative Aufgaben, wie die Dokumentation der Gespräche. Des Weiteren hospitierte ich jeweils einen Tag in der Untersuchungshaft, der SoThA (Sozialtherapeutische Anstalt), dem Drogenfachbereich und beim kriminologischen Dienst. Besonders in Erinnerung geblieben ist mir die Hospitation bei dem Übergangsmangement der Haftanstalt. Die Mitarbeitenden sind vor und nach der Entlassung für die Jugendlichen zuständig, um sie bei der Wiedereingliederung in die Gesellschaft zu unterstützen.

Meine Empfehlung

Ich würde ein Praktikum in einer Jugendhaftanstalt jenen Studierenden empfehlen, die sich für den Bereich Straffälligenarbeit im nicht-ambulanten Bereich interessieren. Es bietet nicht nur eine einmalige Chance einen Einblick in das geschlossene System einer Haftanstalt zu bekommen, sondern verändert auch die Sicht auf Themen wie Strafen, Haftaufenthalt etc. Das Praktikum war zusammenfassend sehr spannend, nie langweilig und sehr förderlich für die Entwicklung der eigenen professionellen Haltung. Ich würde allerdings empfehlen, wenn möglich, ein Praktikum über einen längeren Zeitraum zu machen, da es doch eine Weile dauert, bis man sich eingewöhnt hat. Besonders die ersten Wochen erschienen sehr überwältigend, da es sich um eine eigene, geschlossene Welt handelt und die Baulichkeiten sowie die Machtstrukturen der Haftanstalt sehr eindrucksvoll auf Außenstehende wirken können. Auch die Biografien der Jugendlichen oder die detaillierte Beschreibung der Straftaten können beim Lesen der Akten teilweise sehr belastend wirken. Besonders wichtig ist es deswegen auch, eine*n Praxisanleiter*in zu haben, mit der/dem man sich immer wieder austauschen und reflektieren kann.