Erscheinungsdatum: 30.05.2016

HAWK beteiligt am Programm \"Dörfer in Verantwortung – Chancengerechtigkeit in ländlichen Räumen sichern\"

Der wirtschaftliche Strukturwandel und die demografische Entwicklung stellen für viele Dörfer eine große Herausforderung dar. Bevölkerungsrückgang mit einhergehendem Verlust von Strukturen der Daseinsvorsorge, Leerstand und Verfall von Gebäuden und sich ausprägende Perspektivlosigkeit scheinen das Schicksal vieler Dörfer zu sein. Neben Stagnation und Resignation gibt es jedoch auch Dörfer, die sich mit eigener Kraft auf einen neuen Weg begeben. In diesen Dörfern sind die Dorfbewohnerinnen und Dorfbewohner häufig selbst aktiv geworden und verändern die Dörfer von innen heraus. Auch wenn die Initiativen und Projekte in jedem Dorf spezifisch sind, so geht es doch immer um die Suche nach neuen Wegen, um das Dorf als Wohn-, Wirtschafts- und Lebensraum zu erhalten. Die Dorfforschung hat diese jungen Entwicklungen bisher wenig untersucht.

Mit dem Promotionsprogramm „Dörfer in Verantwortung – Chancengerechtigkeit in ländlichen Räumen sichern“ soll das anders werden. Die Universität Vechta, die HAWK Hochschule für Angewandte Wissenschaft und Kunst Hildesheim/Holzminden/Göttingen und die Leibniz Universität Hannover haben gemeinsam einen Antrag zum Niedersächsischen Promotionsprogramm erarbeitet und freuen sich über die Bewilligung von zwölf „Georg-Christoph-Lichtenberg-Stipendien“ für das strukturierte Promotionsprogramm.

Von der HAWK sind Prof. Dr. Alexandra Engel von der Holzmindener Fakultät Management, Soziale Arbeit, Bauen und Prof. Dr. Birgit Franz von der Hildesheimer Fakultät Bauen und Erhalten sowie Prof. Dr. Ulrich Harteisen von der Göttinger Fakultät Ressourcenmanagement beteiligt. Mit der Zusammenarbeit von drei HAWK-Fakultäten an allen drei HAWK-Standorten kommt diesem Promotionsprogramm für die Weiterentwicklung der Forschung innerhalb der HAWK eine herausragende Rolle zu.

Die Idee zum Antrag entstand im Forschungsdialog von Karl Martin Born, Universität Vechta und Ulrich Harteisen von der HAWK. Gemeinsam betreuen Born und Harteisen bereits zwei Promotionen zur Zukunft der ländlichen Räume. „Die guten Erfahrungen in der Zusammenarbeit haben uns ermutigt und angespornt, diesen Antrag zu erarbeiten“, so Harteisen. Das Promotionsprogramm „Dörfer in Verantwortung – Chancengerechtigkeit in ländlichen Räumen sichern“ greift aktuelle Fragestellungen der zukünftigen Organisation und Ausgestaltung der Daseinsvorsorge in Dörfern auf. Im Mittelpunkt stehen dabei Diskurse um die Chancengerechtigkeit sowie die Weiterentwicklung vorhandener Instrumente und die Entwicklung neuer nachhaltiger kooperativer Handlungsansätze.

Theoretische Rahmung ist hierbei die Übernahme von Verantwortung durch die Bürgergesellschaft bzw. deren Ermöglichung durch kommunale und regionale Entscheidungsträger. Das Promotionsprogramm bietet Promovierenden die Möglichkeit der interdisziplinären Forschung, die in einem Zeitraum von drei Jahren mit einer Promotion abgeschlossen werden kann. Die am Promotionsprogramm beteiligten Einrichtungen sowie die jeweiligen thematischen Zuordnungen einschließlich möglicher Promotionsthemen und -betreuer finden sich unter www.uni-vechta.de/forschung/forschungsschwerpunkte/laendlicher-raum/

Promotionsthemen, die von den beteiligten HAWK-Professor/inn/en inhaltlich federführend betreut werden:

Prof. Dr. Ulrich Harteisen

Das Dorf in der Kulturlandschaft: Bedeutung kulturräumlicher Determinanten für die Resilienz von Dörfern
Die Zugehörigkeit der Dörfer zu (historischen) Kulturlandschaften hat bis heute ihre Spuren hinterlassen. Typische Siedlungsformen und die Baukultur, wirtschaftsstrukturelle Prägungen, Traditionen und spezifische Ausprägungen der Dorfgemeinschaft sind Ausdruck dieser kulturräumlichen Verankerung und stellen gleichzeitig die endogenen Potenziale dar, an denen Entwicklungen für die Zukunft anknüpfen werden. Erforscht werden soll, ob es eine Beziehung zwischen der kulturräumlichen Verankerung von Dörfern und deren Fähigkeit zur Anpassung an veränderte Rahmenbedingungen gibt.

Die Zukunft der Dorferneuerung im Lichte neuer Verantwortungsstrukturen und Planungsmethoden
Seit den 1990er-Jahren setzt die Dorferneuerung, anfangs eine Expertenplanung, immer stärker auf die Mitwirkung der Dorfbewohner. Beteiligungsprozesse sind in der Dorferneuerungsplanung offenbar erprobt, und dennoch stellt sich die Frage, ob die aktuelle Schrumpfung und Alterung vieler Dörfer verbunden mit dem Verlust von Strukturen der technischen und sozialen Infrastruktur und damit auch der Gefährdung der Lebensqualität nicht neue Formen einer lokalen Verantwortungsgemeinschaft und auch neue Planungsmethoden erfordert. An dieser Fragestellung sollte die Forschung im Rahmen der Promotion ansetzen.


Prof. Dr. Birgit Franz

Verantwortung für die gebaute Umwelt: Baukultur in Eigenregie?
Erforscht werden sollen die zukunftsorientierten Mechanismen erfolgreicher Baukulturbeförderung: Zunehmend erkennen Kommunen und Bürgerschaft sowie auch Tourismusnetzwerke, dass Baukultur nicht vordergründig Denkmalpflege meint, sondern insbesondere das zeitgemäße Bauen und Weiterbauen, die Gestaltung der dörflichen Räume. Beispielsweise lautet ein Motto im Modellvorhaben „LandZukunft“ der niedersächsischen Solling-Vogler-Region „Baukultur machen WIR“, werden im BMVBS-Forschungsvorhaben „Baukulturgemeinden“ Best-Practice-Beispiele von Baukultur in ländlichen Räumen eruiert, lauten in Österreich Slogans des „LandLuft“-Vereins „Baukultur gewinnt“ oder „Ort schafft Ort“.

Prof. Dr. Alexandra Engel

Soziale Arbeit: Marginalisierungsrisiken in Dörfern
Gegenstand des Promotionsvorhabens ist die Analyse sozialer Ungleichheit und die Herausarbeitung von Marginalisierungsrisiken für Bewohnerinnen und Bewohnern von Dörfern vor dem Hintergrund aktueller Transformationsprozesse ländlicher Räume und sozialpolitischen Regelung zur Sicherstellung von Teilhabechancen. Erhoben werden soll auch, inwiefern Dörfer von Angeboten Sozialer Arbeit profitieren. Ziel des Promotionsvorhabens ist die Formulierung von Handlungsempfehlungen für Sozialpolitik auf örtlicher und überörtlicher Ebene sowie Handlungsfelder und sozialräumlicher Organisationsstrukturen Sozialer Arbeit.

Die Betreuung der Promotionen erfolgt immer in Kooperation mit einem Kollegen der beteiligten Universitäten, denn nur die Universitäten verfügen über das Promotionsrecht. Die HAWK-Professor/inn/en freuen sich auf die wissenschaftliche Kooperation mit den Kollegen der Universitäten und sind sich sicher, dass die gemeinsame Betreuung der Promovenden die Qualität der Promotionen in besonderer Weise sichern kann.

Nun hoffen alle Beteiligten zunächst auf viele interessante Bewerbungen. Die Ausschreibung finden Sie hier.

Sprecher des Promotionsprogramms

PD Dr. Karl Martin Born
Universität Vechta
Institut für Strukturforschung und Planung in agrarischen Intensivgebieten (ISPA)
Driverstraße 22
49377 Vechta
Tel. 04441 – 15 241
karl-martin.born[at]uni-vechta[dot]de

Prof. Dr. Ulrich Harteisen
HAWK Hochschule Hildesheim/Holzminden/ Göttingen
Fakultät Ressourcenmanagement
Professur Regionalmanagement
Büsgenweg 1a
37077 Göttingen
Tel.: 0551 - 5032-170ulrich.harteisen[at]hawk-hhg[dot]de

HAWK beteiligt am Programm "Dörfer in Verantwortung – Chancengerechtigkeit in ländlichen Räumen sichern" HAWK maßgeblich beteiligt am Promotionsprogramm „Dörfer in Verantwortung – Ch HAWK maßgeblich beteiligt am Promotionsprogramm „Dörfer in Verantwortung – Ch