Ägyptische und deutsche Studierende restaurieren antike Wandmalereien

Erscheinungsdatum: 21.02.2017

Ein wenig aufgeregt sei sie schon gewesen, erzählt Sally Mahmoud, als sie zum ersten Mal an einer antiken Wandmalerei arbeiten durfte. Mahmoud ist Studentin der Restaurierung an der ägyptischen Minia University. Während der Summerschool des HAWK-Studienbereiches Konservierung und Restaurierung hat sie nun die Gelegenheit, gemeinsam mit Studierenden der HAWK, an der Restaurierung einer römischen Wandmalerei mitzuwirken.

Behutsam entfernt sie mit einem Wattestäbchen Verunreinigungen von der fast 2000 Jahre alten Oberfläche. „In Ägypten dürfen Studierende nur an Dummys üben“, erklärt Prof. Dr. Hussein Mohamed Ali, der die Gruppe aus zehn ägyptischen Studierenden in Deutschland begleitet. „Darum ist das für uns so eine großartige Gelegenheit, an historischen Originalen zu arbeiten.“

 

Auch Dr. Marc Hudy, Präsident (m. d. W. d. G. b.) der HAWK, der die Gruppe in der Werkstatt für Wandmalerei und Architekturoberfläche besucht, zeigt sich begeistert von dem Konzept des Workshops: „Besonders schön und wichtig finde ich, dass Sie ganz praktisch arbeiten und, gemeinsam mit acht deutschen Studierenden der HAWK, so zur nachhaltigen Konservierung unseres Kulturgutes beitragen“, erklärt er vor den ägyptischen Studierenden.

Bereits vor einer Woche ist die Gruppe aus Al Minya, der ägyptischen Partnerstadt Hildesheims, angereist. Drei Wochen lang besucht sie Workshops und Vorlesungen an der HAWK. Außerdem stehen Besichtigungen und Kurse im Roemer- und Pelizaeus-Museum, im Niedersächsischen Landesmuseum in Hannover und im Herzog Anton-Ulrich Museum in Braunschweig auf dem Programm.

Seit 2012 führt die HAWK, in Kooperation mit der Minia University, dem Niedersächsischen Landesmuseum (NLMH) und dem Roemer- und Pelizaeus-Museum Hildesheim, den deutsch-ägyptische Austausch durch. In den ersten drei Jahren wurde das Projekt vom Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) gefördert. Bis einschließlich 2017 übernimmt die VW-Stiftung die Finanzierung. Auf den Besuch der ägyptischen Studierenden in Hildesheim folgt ein Aufenthalt der HAWK-Studierenden in Ägypten. Dort haben sie die Möglichkeit, in der antiken Nekropole Tuna el-Gebel zu arbeiten.
Dr. Marc Hudy lobt das Engagement und die Ausdauer der ägyptischen und deutschen Organisatoren: „Ein so intensiver und regelmäßiger, theoretischer und praktischer Wissensaustausch, wie er zwischen Ihnen und uns mittlerweile seit 2012 besteht, ist doch eher die Ausnahme. Ich weiß, wie viel Arbeit dahinter steckt, so einen Austausch zu initiieren, zu organisieren und am Leben zu halten.“

Dazu trügen auch die teilnehmenden Studierenden selbst bei, findet Prof. Dr. Nicole Riedl-Siedow: „Ich bin sehr zufrieden mit der Gruppe. Bei der praktischen Arbeit kommen alle sehr gut miteinander in Kontakt. Dadurch ergibt sich ein intensiver fachlicher Austausch.“ Neben dem fachlichen soll natürlich auch der kulturelle Austausch nicht zu kurz kommen. So wurde auch das vergangene Wochenende gemeinsam gestaltet. Die deutschen Studierenden hatten die Idee zu einem gemeinsamen Ausflug und fuhren mit den Ägyptern nach Celle, um Ihnen eine typisch deutsche Fachwerkstadt zu zeigen.

Ein weiterer Höhepunkt des Austausches erwartet die ägyptischen Studierenden am Dienstag, 28. Februar um 17 Uhr. Dann werden sie von Bürgermeister Ekkehard Palandt und Oberbürgermeister Dr. Ingo Meyer im Hildesheimer Rathaus empfangen.