204 Schülerinnen und Schüler hinterfragen Geschlechterrollen an der HAWK

Erscheinungsdatum: 28.04.2022

Die HAWK freute sich dieses Jahr am Zukunftstag darüber, 204 Schülerinnen und Schüler an ihren drei Standorten in Hildesheim, Holzminden und Göttingen zu begrüßen – einige online, andere direkt in den Hörsälen, Laboren und Werkstätten. Das besondere des Tages: Die Schülerinnen und Schüler sollen typische Geschlechterrollen hinterfragen und durchbrechen.

Hildesheim

„Das Themenspektrum nimmt durch männliche Kollegen in der Sozialen Arbeit einfach zu. Wir haben ja auch männliche Klienten in unserem Berufsfeld“, erklärt Prof. Dr. Corinna Ehlers, Dekanin der Fakultät Soziale Arbeit und Gesundheit. Deshalb seien Tage wie der Zukunftstag eine gute Werbung für ein doch eher von Frauen ausgefülltes Berufsfeld, da die Fakultät das Programm dann speziell auf männliche Schüler zuschneiden würde.

 

„Es gibt viele attraktive Bereiche im Berufsfeld der Sozialen Arbeit“, betont auch Muhammed Akyüz. Er studiert im dritten Semester Soziale Arbeit am HAWK-Standort Hildesheim. Bei Coach e.V. in Köln arbeitete er im Bereich Zuwanderung und Lernförderung mit Menschen mit Migrationshintergrund – seitdem steht sein Berufswunsch fest. „Die Jungen nehmen heute bei uns Fragen mit nach Hause, die sie auch noch gedanklich weiter nacharbeiten werden, zum Beispiel über die eigene Geschlechterrolle“, so Emma Hosse-Hartmann. „Wir waren erstaunt, wie gut die Jungen schon über unsere Aufgabenfelder informiert waren“, so die Studentin im fünften Semester. „Selbstbehauptung“, nennt es der Lehrbeauftragte Olaf Jantz. Der Diplom-Pädagoge lud die Schüler in sein HAWK-Seminar „Gender und Diversität in der Sozialen Arbeit“ ein, um sie zu ermutigen, zu ihren eigenen Wünschen zu stehen, ohne dass ihnen feste Gesellschaftsnormen im Wege stehen. Davon angesprochen fühlten sich auch Raphael Oks (15) und Mitschüler Lauris Jäger vom Gymnasium Himmelstühr, die sich dadurch die Geschlechterrollen im Alltag bewusster machten. Ilja Weber (15) vom Scharnhorstgymnasium kann sich gut vorstellen, später mit Obdachlosen und sozial Benachteiligten zu arbeiten, familiäre Vorbilder arbeiten bereits in der Migrationsberatung und mit Obdachlosen.

Schülerin Jeanne Kramer (13), ebenfalls vom Scharnhorstgymnasium, sammelte derweilen im Lichtlabor der HAWK ganz andere Erfahrungen. „Wie kann ich ein Ausstellungsstück mit Licht gut in Szene setzen?“, dieser Frage näherten sich die Schülerinnen mit Werkstattleiter Bernd Krupp und Studentin Madeline Hans. „Ich interessiere mich sehr für Naturwissenschaften und Physik“, so die 13-Jährige. Besonders fasziniert habe sie das große Mischpult für die Lichtsteuerung. „Am Ende des Vormittages können die Schülerinnen DMX-Kabel verlegen, Scheinwerfer ausrichten und haben Grundlagen der Bühnentechnik erlernt“ so Madeline Hans, die im vierten Semester Gestaltung im Kompetenzfeld Lightingdesign an der HAWK-Fakultät Gestaltung studiert. „Außerdem lernen sie die drei Lichtarten nach Lichtpionier Richard Kelly kennen: das Licht zu Sehen, das Licht zum Hinsehen und das Licht zum Ansehen.“
Hanna-Sophie Jelgerhuis (15) vom Gymnasium Lehrte interessiert sich sehr für ein Studium in Grafikdesign. In ihrer Freizeit zeichnet sie gern. Jetzt wollte sie die HAWK einmal aus der Nähe kennen lernen und lernte gleichzeitig noch viel über hochwertige Bühnentechnik.

In Hildesheim konnten Schüler, ebenfalls an der HAWK-Fakultät Gestaltung, unter dem Motto „Pimp your Profile“ online tiefer in die Welt der Sozialen Medien eintauchen oder mit praktischen Übungen am Computer die Kompetenzfelder Advertising Design, Branding Design, Digital Environments, Farbdesign, Grafikdesign, Innenarchitektur, Lighting Design, Metallgestaltung und Produktdesign kennen lernen.

 

 

Holzminden

Dass die Arbeit in einer Hochschulverwaltung spannend und lebendig ist, davon weiß Olga Koch, Geschäftsführerin der HAWK am Standort Holzminden, viele Geschichten zu erzählen. „Ich möchte an diesem Zukunftstag meine jungen männlichen Gäste überzeugen, dass sie sich diesem Berufsfeld nicht verschließen. Verwaltungsarbeit ist sehr dynamisch und für alle Geschlechter gleichermaßen geeignet“, erklärt Olga Koch.

 

Ein spielerisches, aber durchaus ernstzunehmendes digitales Programm hatte sie sich für die Schüler der Klassen 7 bis 9 ausgedacht. Der ausgefüllte Vormittag mit interaktiven Beiträgen ließ keine Langeweile aufkommen. Dennoch blieb genügend Raum für alle Fragen der Schüler. Und wer weiß, vielleicht findet man einen der zwölf Teilnehmer des Zukunftstages 2022 zukünftig im Kollegium in den Räumen der Hochschulverwaltung.

Der Geschäftsführerin wäre es eine große Freude: „Als ehemalige Schulleiterin freue ich mich über die Teilnahme der jungen Schüler, die sich freiwillig für das Programm angemeldet hatten und mit großem Interesse und Engagement teilnahmen. Ich freue mich darüber, dass die Schüler keine Scheu vor dem Einsatz digitaler Technologien haben und sich auf das Ausprobieren und Experimentieren eingelassen haben. Die Schüler lernten, dass die Arbeit in der Verwaltung – unter anderem mit Einsatz digitaler Technik – ein spannendes Berufsfeld ist. Mein großes Dankeschön geht an die Schüler, die sich aktiv beteiligt haben.“

„Soziale Arbeit für echte Kerle“

Gängigen Klischees in der Sozialen Arbeit entgegnete Thekla Gudjons, Lehrbeauftragte an der Fakultät Management, Soziale Arbeit, Bauen, mit ihrem Workshop „Männersache - Soziale Arbeit für echte Kerle“. Schüler der Jahrgänge 7 bis 9 erfuhren in dem digitalen Format der Diplom-Psychologin, wie facettenreich die Berufspraxis in diesem Bereich sein kann. Der Beruf Sozialarbeiter kann vieles bedeuten, er kann beratende Funktionen haben, aber auch sehr aktive Anteile. So kann ein Sozialarbeiter als „tougher“ Streetworker arbeiten, er kann sportlich sein als Erlebnispädagoge und sogar mehrsprachig in der Funktion als Experte für Familien mit Migrationshintergrund. Thekla Gudjons gibt außerdem einen Einblick in die sehr guten Jobchancen, die Weiterbildungsmöglichkeiten, das Studium und die Entwicklungsmöglichkeiten.

„Ich möchte den interessierten Schülern authentisch begegnen und ihnen freundlich zeigen, wie wertvoll es ist, sich mutig auf neue Herausforderungen einzulassen“, so Gudjons. Ein spannendes Mitmachprogramm für Jungen, die viel wissen wollten und nach diesem Zukunftstag mit jeder Menge Input für die Berufswahl nach Hause gehen.

 

 

Göttingen

Was ist Stickstoff genau? Wie funktioniert ein Laser? Wie wird man Physiotherapeut*in und wie funktioniert eigentlich Sprachentwicklung? Antworten auf diese und andere Fragen erhielten Jugendliche beim Zukunftstag an der HAWK Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst Hildesheim/Holzminden/Göttingen in der Göttinger Fakultät Ingenieurwissenschaften und Gesundheit durch eigenes Erleben der verschiedenen Studienrichtungen.

 

Rund 40 Mädchen und Jungen der Klassen 5 bis 9 waren zum Campus der Ingenieurwissenschaften an die Göttinger Zietenterrassen gekommen, um einen Einblick zu erhalten, welches Rüstzeug ein*e Ingenieur*in braucht, um ins Berufsleben zu starten. „Durch praktisches Ausprobieren und den Austausch mit unseren Fachleuten vor Ort, möchten wir den Schüler*innen eine konkrete Vorstellung der Berufe aus dem MINT-Bereich (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik) vermitteln“, so Anna Musialik, Gleichstellungsbeauftragte am Ingenieurwissenschaftlichen Campus.

Die 10-jährige Anna lötete beispielsweise an einer Figur, die am Ende, wenn sie an den Stromkreis angeschlossen war, sogar leuchtete. Sie erfuhr, dass man sogar Überraschungseier röntgen kann und im Laserlabor ihre am Computer selbst gezeichneten Initialen in eine Acrylglasplatte gravieren kann. Sie fand es „voll toll hier“ und freut sich, dass sie und ihre 14-jährige Schwester diesen Tipp von ihrer Tante bekommen haben.

Ein reiner Boys‘ Day am Gesundheitscampus Göttingen

Mit rund 50 Teilnehmern war auch das Online-Angebot des Gesundheitscampus Göttingen (GCG) sehr gut besucht – und das über die Region Göttingen hinaus. Die Jungen nahmen sogar aus anderen Regionen Niedersachsens teil. Die Schüler erhielten während der dreistündigen Videoschalte einen Einblick in die Physiotherapie, die Logopädie, die Pflege und die Soziale Arbeit. Doreen Müller, Koordinatorin des diesjährigen Boys‘ Day am GCG, zeigte sich begeistert von dem abwechslungsreichen Programm, dass sich ihre Kolleg*innen ausgedacht haben, „aber auch von den Teilnehmern, die sich mit ihren Beiträgen lebhaft an der Präsentation beteiligt haben, denn immerhin war es eine Herausforderung, die Berufe auch an die Bildschirme zu Hause und ohne direktes Erleben vor Ort näher zu bringen.“ Doch durch Direktschaltungen, beispielsweise in die orthopädische Klinik, nahm die HAWK die Teilnehmer direkt in das Alltagsgeschehen eines Physiotherapeuten mit.

Mit einem Video über ein Echtzeit-MRT veranschaulichten die Verantwortlichen des Studiengangs Logopädie, was die Zunge beim Sprechen macht und die Pflegefachleute demonstrierten, welche Rolle Roboter zukünftig bei der Pflege spielen könnten.

Doreen Müller war es wichtig, „die interdiziplinäre Ausrichtung unserer Studiengänge herauszustellen. Das ist etwas, was den GCG ausmacht, und es freut mich, dass diese Besonderheit anscheinend bei den Teilnehmern angekommen ist und wir einen Eindruck davon vermitteln konnten, wie wir hier arbeiten.“

Ein Paketdienst brachte bereits im Vorhinein Solarautobausätze und Werkzeug direkt nach Hause der Teilnehmerinnen des Angebotes  "Solar-Autos bauen in der heimischen Werkstatt", Die Schülerinnen schalteten sich aus ganz Deutschland zum Girls’Day an die HAWK Fakultät Ressourcenmanagement in Göttingen. Per Videokonferenz probierten die Schülerinnen zusammen mit den HAWK-Expertinnen aus, mit welchem Fachwissen sich Wirtschaftsingenieurinnen eigentlich den ganzen Tag beschäftigen. Der thematische Fokus lag traditionell während dieses Projekttages wieder auf erneuerbaren Energien, Planung, Kommunikation, Konstruktion und natürlich Experimentieren.