HAWK-Studierende der Fakultät Gestaltung kreieren neue Interaktionswegev

Erscheinungsdatum: 17.05.2017

„Wie geht es mir heute?“ – der Badezimmerspiegel weiß Antworten. Im vernetzten Badezimmer der HAWK-Studenten Dennis Laake und Fabian Hein hat er informative Daten parat – Blutwerte, Gewicht, Gesichtsauswertung. Ein intelligentes System wertet diese Informationen dann zu einem Gesamtbild des Gesundheitszustandes aus. Dafür designten die beiden angehenden Gestalter ein nutzerfreundliches Interface für die Spiegelfläche des sogenannten „Smart Mirror“.

Die HAWK-Studierenden der Fakultät Gestaltung durften sich im Seminar Creative Technologies im 4. Semester ein Thema unter dem Motto „Health & Safety Operations“ aussuchen. Bei der Abschlusspräsentation vor Stefan Wölwer, HAWK-Professor für Interaction Design,  und „Fachgast“ Dr. Michael Harder stellten sie ihre Projekte vor.

 

„Wir wollten das Rad nicht neu erfinden“, erzählt Dennis Laake über den Weg zum vernetzten Badezimmer. Aus den bereits vorhandenen Geräten zum Blutzuckermessen, des Smart Mirrors und der Waage gestalteten sie einen Service, der im Badezimmer die Technologien und erfassten Daten zusammenführt, auswertet und anzeigt.

Damit das Produkt auch gut ankommt, befragten sie Bürgerinnen und Bürger in der Hildesheimer Innenstadt nach ihren Wünschen. Das Ergebnis der Umfrage war durchaus ernüchternd: Die Menschen wollten nicht täglich mit ihren Gesundheitswerten konfrontiert werden. Die Idee wurde angepasst. Nutzer/innen können sich jetzt aussuchen, ob sie diese Funktion wahrnehmen wollen. Außerdem steht ihnen die Auswahlmöglichkeit zwischen Grobansicht und Detailangabe zur Verfügung. „Wir konzentrierten uns dabei auf das Design und die gewünschten Funktionen“, so Hein, dies könnte dann gemeinsam mit Informatikerinnen und Informatikern praktisch umgesetzt werden.

„Es ist immer wichtig, dass man in der Gesundheit kommuniziert: Wie ist das Arzt - Patientenverhältnis, aber auch wie Hersteller der Medizintechnik mit Ärzten sprechen können? Das ist ein schwieriges Feld und da sind die Ideen der Studierenden sehr faszinierend “, freut sich Harder über die neuen Impulse aus der Wissenschaft. Er ist Geschäftsführender Gesellschafter von Corlife, einer hannoverschen Firma, die Transplantate aufarbeitet, so dass sie nicht abgestoßen werden.

„Die Infos zur sexuellen Aufklärung sollten an einem Platz zu finden sein und altersgerecht zur Verfügung stehen“, fand Studentin Vanessa Blake und entwarf nach diesem Prinzip eine App, die sie übersichtlich konzipierte. Auch klassische Mythen und Fehlinformationen soll ihre App ausräumen.

„Aufklärung ist extrem wichtig“, lobte Dr. Michael Harder. Besonders gut gefalle ihm an dem Projekt, dass sich die App sowohl an Eltern als auch Jugendliche richte. „Ein sehr gelungenes Interaktionsdesign, das nicht nur Informationen vermittelt, sondern auch zu Gesprächen über das Thema führt.“

Was sind die Megatrends und wo liegen die Probleme im Medizinsektor? Unter diese beiden Aspekte hatte der promovierte Biotechnologe seinen Gastvortrag zu Beginn des Semesters gestellt. Nach dem ersten Einblick in die Medizintechnik recherchierten die Studierenden über passende Themen. „Bei dieser sehr freien Aufgabenstellung ging es vor allem darum, Wege und Methoden zu finden, um eine Projektidee heraus zu kristallisieren. Neben dem Vortrag starteten die Studierenden mit einem Koffer voller Anregungen in das immens große Feld der Gesundheit“, so HAWK-Professor Stefan Wölwer.

Der virtuelle Arzt von den HAWK-Studenten Sabri Hasso und Fabio Lo Cacciato soll vor allem eins, eine frühe Beratung per Mausklick ermöglichen. Bei ihrer Präsentation stellt ein virtueller Arzt zum Themenkomplex Kopfschmerzen entsprechende Fragen. Dafür drehte das Team ein Demo-Video mit einem Arzt-Double. „Bei unser Recherche über medizinische Beratungsportale stellten wir fest, dass diese schlecht zu bedienen sind und ungenaue Diagnosen stellen“, so Hasso. Ihr Online-Portal kann automatisch zu einer einfachen Terminvereinbarung mit einer Fachpraxis führen.

„Der virtuelle Arzt kann eine Chance sein, manchmal trauen sich Erkrankte nicht, ihre Symptome offen zu legen, gerade bei Krankheiten, die eine hohe Hemmschwelle haben“, bewertete Dr. Hader die Idee als zukunftsweisend. Das Gespräch mit einem wirklichen Arzt sei aber durch ein Online-Portal nicht zu ersetzen.

 „Unser Ziel als Designerinnen und Designer ist, vor allem die Kommunikation und Interaktion unter allen Beteiligten zu verbessern, in diesem Fall unter Ärzten, Patienten und Technologieherstellern – große Gesundheitsprobleme können wir natürlich nur gemeinsam mit den Fachdisziplinen lösen“, zog Wölwer die Grenze zwischen Design und Medizin.