Erscheinungsdatum: 12.06.2014

Studierende der Fakultät Soziale Arbeit und Gesundheit erkunden Social Service in Finnland

Studierende der Fakultät Soziale Arbeit und Gesundheit erkunden Social Service in Finnland

"Hei hei!"- so wird man auf Finnisch begrüßt und es verbreitet Offenheit und eine freundliche Atmosphäre.

Finnische Gastfreundschaft durften jetzt Studierende der Sozialen Arbeit erfahren. Die Gruppe von 18 HAWK-Studierenden, begleitet von Prof. Dr. Sylvia Oehlmann, erkundete im Rahmen des Projekts “Theorie und Praxis Sozialer Arbeit im Vergleich Deutschland-Finnland“ Inhalte und Organisation des Studiums "Social Service" sowie ausgewählte Praxisfelder der Sozialen Arbeit in Finnland, um gemeinsam mit den finnischen Studierenden das deutsche und finnische System Sozialer Arbeit zu verstehen und zu vergleichen.

Der Austausch der Studierenden im Mai 2014 in Helsinki war der vereinbarte Gegenbesuch, nachdem die HAWK-Studierenden im Januar 2014 ein attraktives und fachlich spannendes Wochenprogramm in Hildesheim organisiert und erste freundschaftliche Beziehungen zu den finnischen Gästen aufgebaut hatten. Denn es ist fest verankerter Teil des in jedem Herbstsemester startenden Projekts, dass jedes Jahr im Januarim erstenTeil des Projekts finnische Studierende der Partnerfachhochschule „Metropolia University of Applied Sciences“ aus Helsinki mit der Lehrenden Leigh Anne Rauhala die Soziale Arbeit im Studium und in der Praxis erkunden. Hierfür sind dann die HAWK-Studierenden verantwortlich. Das bedeutet, dass die Studierenden jedes Herbstsemester herausgefordert sind, innerhalb kürzester Zeit zu einem Team zusammenzuwachsen, Differenzen zu managen, eigenverantwortlich Entscheidungsprozesse herbeizuführen und konzeptionelle Schwerpunkte in der Programmgestaltung zu setzen. Dieser spannende Prozess der Teambildung, des Handelns im Projekt unter den Bedingungen von Ungewissheit und von Zeit- und von Handlungsdruck steckt voller Lernpotenziale, die dann im Sommersemester theoretisch reflektiert werden.
Außerdem findet im zweiten Teil des Projekts auch der Gegenbesuch in Helsinki statt, den dann die finnischen Studierenden eigenverantwortlich vorbereitet haben. Insofern konnten die HAWK-Studierenden die Anstrengungen der finnischen Studierenden sehr gut wertschätzen, an bereits bestehende Beziehungen wieder anschließen, begonnene Austauschthemen vertiefen oder neue Themen eröffnen.

Es war für die HAWK-Studierenden interessant kennenzulernen, wie an der ‚Metropolia-University‘ in Helsinki studiert wird und spannend zu erfahren, dass die Ideen der deutschen Klassiker der Sozialpädagogik auch für die finnische Soziale Arbeit die zentralen Wurzeln darstellen. Dagegen scheint das in studentischen Präsentationen vorgestellte finnische Sozialsystem ‚Kela’ verschieden zum deutschen Sozialsystem angelegt zu sein und sollte in jedem Fall fachlich vertieft werden. Daraus ergeben sich somit schon Impulse für eigene Forschungsarbeiten oder nachfolgende Projekte.

Insgesamt ist es den finnischen Studierenden sehr gut gelungen am Beispiel vonfünf Praxisinstitutionen einen Eindruck über die Handlungsfelder der sozialen Arbeit mit Kindern und Jugendlichen, mit Flüchtlingen sowie für Menschen mit geistigen Behinderungen und für Menschen mit Sehbehinderungen zu vermitteln. Kritisch wurde unter den deutschen Studierenden diskutiert, dass finnische Sozialprojekte in großen Teilen über Einnahmen aus dem staatlichen Glücksspielmonopol gefördert werden. Ein Fakt, der für die finnischen Studierenden gewohnt ist und von den geförderten Projekten auch begrüßt wurde. Aber auch die Flüchtlingspolitik war ein wichtiges Diskussionsthema, welches die Ergebnisse der gerade stattgefundenen Europawahl und das gemeinsame Verwiesen sein auf Europa in einer füreinander verantwortlichen Welt und die sich daraus ergebenen Aufgaben einer internationalen Sozialen Arbeit in den Mittelpunkt rückte.

Insofern konnte der Austausch zwischen finnischen und deutschen Studierenden für jeden Teilnehmenden die Reichweite der eigenen Horizonte erlebbar machen und die Möglichkeiten einer Verständigung über individuelle, sprachliche, kulturelle und politische Grenzen ausloten. Es hat sich wieder einmal bewahrheitet, dass ein internationaler Austausch zwischen Studierenden eine besondere Erfahrung darstellt, die nicht nur fachlich, sondern auch immer persönlich bereichert.
Die Projektgruppe bedankt sich an dieser Stelle für die Unterstützung des Projekts durch die HAWK mit einem finnischen "Kiitos".

Wir freuen uns, dass auch im kommenden Semester wieder ein "Finnland-Projekt" aufgelegt wird, welches die Theorie und die Praxis der Sozialen Arbeit in Finnland und Deutschland vergleicht und Studierenden die Möglichkeit eröffnet, über die Arbeit und den Austausch mit dem Anderen das Eigene selbst zu entdecken und zu bereichern.

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