Am Welterbetag erzählen Stuck-Fragmente aus St. Michaelis ihre Geschichten

Erscheinungsdatum: 26.05.2025

Am UNESCO-Welterbetag am 1. Juni können Sie Wissenschaft hautnah erleben.

Die ehemalige Klosterkirche St. Michaelis in Hildesheim wurde am Ende des 12. Jahrhunderts umfassend modernisiert: Eindrucksvolle Fragmente von Stuckfiguren und Ornamenten machen deutlich, dass die Michaeliskirche im Mittelalter noch aufwendiger ausgestaltet war als heute. Außergewöhnlich ist, dass man dazu vorzugsweise Stuck nutzte. 

Es gab eine zweite Chorschrankenwand mit Sitzfiguren, und der Lettner zum Mittelschiff hin war mit Bibelszenen geschmückt. Auch das stadtseitige südliche Seitenschiff wies damals über die „Seligpreisungen“ hinaus weitere Dekorationen auf. Sie können Fragmente aus der Wiederaufbauzeit und aus den Grabungen von 2006 betrachten und erfahren Neues über deren ursprüngliche Anbringung im Kirchenraum.

Insgesamt sind es 255 Fragmente, von denen keines in Hildesheim sichtbar ist. Unter der Leitung des Hornemann Instituts der HAWK wurden sie nun alle erstmals zusammengeführt und durch Fachleute aus der Restaurierung, Kunstgeschichte, den Materialwissenschaften sowie den Digital Humanities vielfältig erforscht.

Die Expert*innen nutzen diesen besonderen Welterbetag, um einige ausgewählte Objekte ihre Geschichten erzählen zu lassen, von ihrer Herstellung über ihre Anbringung, ihren verschiedenen Farbfassungen im Laufe der Zeit bis hin zu ihrem Abriss und ihrer Rettung.

So geben Ihnen zwei Restauratorinnen faszinierende Einblicke in die Herstellung und das besondere Material Stuck. Durch eine Standlupe erblicken Sie u. a. die letzten Reste der Vergoldung eines Gewandes auf den bislang noch nie ausgestellten Originalen. Auch die neuen naturwissenschaftlichen Analysen mit ihren schwierigen Interpretationen zeigen das detektivische Vorgehen der Forscher*innen.  

Viele neue Erkenntnisse zur Zuordnung gewinnen Mittelalterarchäolog*innen aus den Fundstellen der Objekte. Wie schwer das in der Michaeliskirche ist, wo sie an sehr verschiedenen Stellen über 100 Jahre gefunden wurden, erfahren Sie im persönlichen Gespräch.

Und woher haben die Meister ihre Gestaltungsideen für die Reliefs am ehemaligen Lettner? Anhand von Vergleichsbeispielen aus der Kunstgeschichte erkennen Sie nicht nur die Inspirationsquellen der Meister, sondern auch deren eigenständigen Umgang mit dem Motivschatz und Stil der Zeit.

Auch die Digitalisierung der Fragmente brachte viele Erkenntnisse und neue Vermittlungsmöglichkeiten. Am Welterbetag können Sie die empfindlichen Stücke virtuell und interaktiv am Touchscreen „in die Hand nehmen“ und das 3D-Modell direkt mit dem Original vergleichen. Die Forschenden der Uni Heidelberg bringen außerdem 3D-Brillen mit, mit denen Sie per Augmented Reality am vermutlichen Ort in St. Michael eine Rekonstruktion versuchen können.

Schließlich erfahren Sie auch vieles zur Entstehung der UNESCO-Welterbekonvention als Mittel der Völkerverständigung, vom Hildesheimer Antrag bis hin zu aktuellen Entwicklungen.

Wo? 1. Juni 2025, 12.15 bis 17.00 Uhr, St. Michaelis, auf und neben der Orgelempore

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