Erscheinungsdatum: 13.10.2014

\"Employer Branding in niedersächsischen Familienunternehmen - Bewährtes und Bedarfe heute und 2025\"

"Employer Branding in niedersächsischen Familienunternehmen - Bewährtes und Bedarfe heute und 2025"

Am 7. Oktober 2014 fand in den Räumlichkeiten der HAWK der Szenario-Workshop „Employer Branding in niedersächsischen Familienunternehmen - Bewährtes und Bedarfe heute und 2025“ statt. Die Veranstaltung ist Bestandteil der aktuellen Forschungsprojektes der Professur für Familienunternehmen und des angegliederten Kompetenzzentrums für Familienunternehmen zum Thema Erfolgsfaktoren des strategischen Personalmanagements in Familienunternehmen vor dem Hintergrund der demographischen Entwicklung.

"Erfolgreiche Familienunternehmen sind besonders"
Zu Beginn der Veranstaltung trug Dr. Rena Haftlmeier-Seiffert, EQUA-Stiftung zu Besonderheiten von Familienunternehmen vor. Augenzwinkernd fragte sie in die Runde, was es schon Besonderes gebe, wo 90% aller Unternehmen in Deutschland als Familienunternehmen gelten können. Als Expertin für Familienunternehmen weiß sie, „Familienunternehmen sind total individuell“. Grund dafür sind die besonderen Herausforderungen, die entstehen, wenn sich die Systeme „Familie“, „Unternehmen“ und „Eigentum“ überschneiden und der Nachfolger so mit dem ‚Chef‘ zu Abend isst. Hinzukommt der gegenseitige Einfluss von Unternehmen und Unternehmerfamilie aufeinander. Der Annahme, was für börsennotierte Unternehmen in anonymen Streubesitz gelte, müsse auch für Familienunternehmen gut sein, widerspricht sie nachdrücklich. „Ein Familienunternehmen darf nicht alle Eier in einen Korb legen.“ Auch das Thema Personal verlange einen individuellen Zugang. Dies gilt besonders für die Nachfolgeregelung. Hier muss eine, für das Familienunternehmen einzigartige Persönlichkeit ersetzt werden. Frau Haftlmeier-Seiffert spricht deshalb auch von einem „Neustart“, der ohne eine hohe Kompetenz aller Gesellschafter, also auch derer ohne Führungsaufgabe im Unternehmen, nur schwer zu meistern ist.
Erfolgreiche Familienunternehmen suchen Personal anders. “Sie haben Ecken und Kanten, Traditionen und spezifische Werte." Hieran scheitern familienfremde Fach- und Führungskräfte oft. Die „Passung“ zwischen Bewerberin oder Bewerber und dem Unternehmen sowie auch der Unternehmerfamilie ist ausschlaggebend für Gelingen oder Misslingen einer Zusammenarbeit. Die zentrale Aufgabe von Familienunternehmen in ihrer Personalakquise besteht laut der Referentin daher darin, zu kommunizieren, wer sie sind, nicht, wer der Bewerber sein soll. Denn „Erfolgreiche Familienunternehmen sind besonders. Sie wissen und sie zeigen es.“

"Emlpoyer Branding ist all das, was ein Unternehmen attraktiv und einzigartig macht"
"Meine Nase ist meine Marketingabteilung." Damit mochte der 1903 geborene Verleger Franz Burda senior noch erfolgreich agieren können. Der demographische Wandel erfordert heute jedoch eine umfassende Personalstrategie. Catharina Haas, HAWK Kompetenzzentrum für Familienunternehmen, stellt den Ansatz des Employer Brandings bzw. der Arbeitgebermarkenbildung als eine mögliche Handlungsoptionen hierzu vor. Als Querschnittsaufgabe identifizieren Personal- und Marketingabteilung sowie Geschäftsführung, was das Unternehmen als Arbeitgeber besonders attraktiv für Nachwuchs und Belegschaft macht. Dies wird in einem zweiten Schritt nach außen und innen kommuniziert, über Stellenanzeigen, Social Media, Hochschulkooperationen etc. Familienunternehmen haben hier große Potenziale, zum einen durch ihren Ruf als stabil, vertrauens- und glaubwürdig, zum anderen gerade durch die Verbindung von Unternehmens- und Familiengeschichte, besonderen Persönlichkeiten und durch persönlichen Kontakt. Diese Vorteile gilt es, bewusst für die Rekrutierung qualifizierter Bewerberinnen und Bewerber wie auch für die Mitarbeiterbindung einzusetzen.

Was für Einflussfaktoren gibt es für Familienunternehmen in Niedersachsen im Jahr 2025?
Moderiert durch Prof. Dr. Alexander Nicolai, Experte für strategisches Management von der Carl-von-Ossietzky Universität Oldenburg, diskutieren diese Frage Vertreter der Familienunternehmensforschung der HAWK, des Amts für regionale Landesentwicklung Leine-Weser, der Volksbank Hildesheim eG, des Projektes InnoFaktor marktführender (Familien-)Unternehmen aus Hannover, sowie der Gründer und Geschäftsführer des international aufgestellten Automatisierungs- und IT-Unternehmen Elektramation, Holger Hümpel und Nadine Weiberg, Mit-Gründerin von FOVEA. Gemeinsam werden Einflussfaktoren auf das Gewinnen und Binden von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern in der Zukunft identifiziert. So wird beispielsweise die Standortattraktivität auch Aufgabe der dort angesiedelten Unternehmen sein, Work-Life-Balance wird durch die Generationen Y und Z offen verfolgt, ebenso persönliche Anerkennung, die Unternehmen müssen vorbereitet sein auf einen Fachkräftemangel trotz und auch wegen einer zunehmenden Akademisierung, das Image von Familienunternehmen und bestimmten Branchen in der Zukunft wird ausschlaggebend für die Berufswahl des Nachwuchses sein, es wird neue Karrierepfade und neue Zielgruppen der Mitarbeiterrekrutierung geben, individuelle Arbeitsplatzgestaltung und neue Netzwerke zwischen kleineren Unternehmen, um nur einige der Ergebnisse zu nennen.

"Wir wollen Instrumente entwickeln."
Die hier entwickelten Szenarien und Personas bilden die Grundlage eines zweiten Workshops. Mit der Methode des Design Thinking werden konkrete strategischen Maßnahmen und passgenaue Instrumente konzipiert, die Familienunternehmen in Niedersachsen vorbereiten sollen auf den Arbeitsmarkt der Zukunft.
Der ganztägige Workshop findet statt am Donnerstag, den 13. November 2014 statt. Bei Interesse an einer Teilnahme oder Fragen wenden Sie sich bitte an Catharina Haas, Mitarbeiterin Kompetenzzentrum für Familienunternehmen, 05121/881-508.


Szenario_Alexander Nicolai und Christoph Kolbeck Szenario_Alexander Nicolai und Christoph Kolbeck