Erscheinungsdatum: 19.04.2016

Fakultät Ressourcenmanagement kooperiert auf vielen Ebenen mit spanischer Inselregierung

Fakultät Ressourcenmanagement kooperiert auf vielen Ebenen mit spanischer Inselregierung

Hoher spanischer Besuch im Göttinger Büsgenweg. Auf Einladung der dortigen HAWK-Fakultät Ressourcenmanagement haben sich Spitzenfunktionäre der Gran kanarischen Inselregierung über mehrere Tage ein Bild über das wissenschaftliche und praktische Know-how der Ressourcenmanager/innen verschaffen können. Ziel des Aufenthaltes war es, einen besseren Eindruck von Strategie und Organisation nachhaltiger Forst- und Landwirtschaft zu bekommen und die Kontakte zu intensivieren. Schon länger besteht zwischen der spanischen Umweltbehörde auf der Insel und der HAWK eine Kooperation, durch die ökologisch wichtige Projekte realisiert werden sollen. „Wir leben damit ein Stück Europa, und zwar ganz konkret und echt“, meint Professor Dr. Thorsten Gaertig, Dekan der Fakultät.

Ursprüngliche Landschaft im Norden
Bereits seit zwei Jahren sind HAWK-Forstwirtschaft- und Arboristikstudierende auf Gran Canaria aktiv. „Die Insel hat zwei Seiten“, erklärt Professor Dr. Martin Thren, „die meisten Touristen kennen nur den Süden.“ Im Norden bzw. Nordosten dagegen gebe es, weil diese Region für Urlauber zu kühl, windig und neblig sei, noch ganz ursprüngliche Landwirtschaft und speziell auch für die Forstwirtschaftler/innen hochinteressante Aufgabengebiete. Zusammen mit seinem Kollegen Professor Dr. Wolfgang Rohe hatte Thren seinerzeit erste offizielle Kontakte aufgenommen, nachdem ein Student dort ein Praktikum abgeleistet hatte. Seither sind insgesamt fünf Studenten aus der Fakultät Ressourcenmanagement vor Ort gewesen, um Projekte zu begleiten. Was genau aber machen sie dort auf der ansonsten eher für Sonne, Sand und Meer bekannten Urlauberinsel?

Einzigartige biologische Ökosysteme
„Da sind zum einen die im Nordosten Gran Canarias noch vorhandenen Lorbeerwälder“, erklärt dazu Martin Thren. Diese weltweit relativ einzigartigen biologischen Ökosysteme sind waldgeschichtlich gesehen Relikte von vor drei bis fünf Millionen Jahren, die nach den in Europa und Afrika einsetzenden Klimaveränderungen auf den Kanaren als einer von wenigen Regionen überdauern konnten. Mittlerweile sind diese seltenen Wälder aber aufgrund historischer Rodungen, Umwandlungen in Weideflächen, zunehmender Trockenheit und fortschreitenden Bodenerosionen massiv bedroht. „Unsere Studierenden führen dort Rekultivierungsprogramme durch, so dass diese Wälder wieder ihre ursprüngliche Größe erreichen können“, beschreibt Professor Wolfgang Rohe die Arbeit. Das an der HAWK Gelernte sei dabei allenfalls Grundwissen. Denn während die nachhaltige Land- und Forstwirtschaft auf den Inseln noch am Anfang stehe, gebe es eine vergleichbare Problematik in Deutschland so nicht. „Ein so vollkommen erodiertes Feld nach Ziegenbeweidung, wie es die Studierenden in den tiefen Canyons der kanarischen Inseln vorfinden, kennen wir hier gar nicht, das sind dort ganz andere Bedingungen“, sagt Martin Thren. Für die vor Ort agierenden HAWK-Praktikant/inn/en bedeutet das, eine wissenschaftliche Spielwiese vorzufinden, bei der vor allem Kreativität und Originalität gefragt sind.

Studierende entwickeln Landnutzungsplan
Daneben würden die angehenden HAWK-Absolvent/inn/en aber auch gern Ackerbau und Viehzucht auf der kanarischen Insel umkrempeln und einen Landnutzungsplan entwickeln, bei dem sich Land- und Forstwirtschaft besser ergänzen. „Die eigenen Potenziale werden nur zu einem ganz geringen Teil genutzt“, weiß Wolfgang Rohe. 95 Prozent des Gemüses werde importiert, obwohl es dort andererseits noch viele seltene alte landwirtschaftliche Kulturpflanzensorten gebe.

Ausbau des Ökotourismus
Die HAWK-Ressourcenmanager/innen möchten die einheimischen Landwirte gern dazu motivieren, anstelle der schon länger nicht mehr wirtschaftlichen Ziegen- und Schafzucht mehr Kartoffeln, Tomaten, Avocados und weitere Gemüse anzubauen. Ergänzt werden sollen diese Aktivitäten durch den Ausbau des Ökotourimus und von lokalen Vermarktungsstrategien der Bioprodukte. Herauskommen könnte dabei eine ökologische Wertschöpfungskette, die nicht zuletzt auch der Landflucht und der damit einhergehenden hohen Arbeitslosigkeit entgegenwirken soll – ein umfassendes praktisches Umweltmanagement, das in der Großstadt Las Palmas sinnvoll ergänzt werden kann. Dort nämlich wütet unter den städtischen Palmen - 20.000 immerhin - ein Pilz, der den Bäumen im Nachgang eines eingeschleppten Rüsselkäfers schwer zu schaffen macht. In den von einem kleinen Rüsselkäfer gebohrten Löchern sorgt jener Pilz für verheerende Schäden. Die Palmenkrone kann sogar komplett abbrechen und tödliche Unfälle verursachen. Um gesunde von befallenen Bäumen zu unterscheiden, sollen ausgebildete Spürhunde eingesetzt werden. Die Vierbeiner sind in der Lage, Pilze zu riechen und könnten deswegen einen wichtigen Beitrag zur Stadtbaumpflege leisten.

Zusammenarbeit schriftlich fixieren
„Wir haben also eine breite Palette an Möglichkeiten“, ist sich Professor Martin Thren sicher. Der Besuch des technischen Leiters der Umweltbehörde Gran Canarias, Dr. Luis Fernando Arencibia, und des Forstchefs, Ing. Carlos Velazquez, diente deshalb nicht nur dazu, den spanischen Gästen die Arbeitsmethoden und Möglichkeiten nachhaltiger Land- und Forstwirtschaft anhand zahlreicher südniedersächsischer Beispiele in und um Göttingen näherzubringen, sondern vor allem auch, um die bisher vor allem gelebte Zusammenarbeit auch schriftlich zu fixieren. Die spanischen Gäste jedenfalls sind von der Kooperation mit der HAWK überzeugt „Ich hoffe, dass die Verbindung in dieser Woche intensiviert werden kann“, erklärten die beiden hochrangigen Gäste der HAWK im Verlauf des Besuches, „es ist sehr wichtig für uns, hier zu sein“.

Prof. Dr. Wolfgang Rohe
Prof. Dr. Martin Thren

Studiengang Forstwirtschaft
Studiengang Arboristik

Revierleiter Ernst Kreysern von den Niedersächsischen Landesforsten (rechts) erklärt das F Revierleiter Ernst Kreysern von den Niedersächsischen Landesforsten (rechts) erklärt das F