Erscheinungsdatum: 14.11.2016

Wissenschaftsministerium informiert über Gutachten des Zentrums für Antisemitismusforschung

Wissenschaftsministerium informiert über Gutachten des Zentrums für Antisemitismusforschung

Stellungnahme des HAWK-Präsidiums zum
Gutachten des Zentrums für Antisemitismusforschung
über das HAWK-Seminar
"Die soziale Lage der Jugendlichen in Palästina"
Montag, 14. November 2016

Das Niedersächsische Wissenschaftsministerium hat die HAWK heute über Ergebnisse des Gutachtens des Zentrums für Antisemitismusforschung der TU Berlin zum HAWK-Seminar "Die soziale Lage der Jugendlichen in Palästina" an der Fakultät Soziale Arbeit und Gesundheit informiert.

Das Gutachten stellt gravierende wissenschaftliche Mängel sowohl in der Konzeption als auch in der Durchführung des Seminars fest. Die verwendeten Lehrmaterialien werden als israelkritisch bis -feindlich eingestuft. Außerdem konstatiert das Gutachten, dass bei der Auswahl der Lehrbeauftragten keine Qualitätssicherung stattfand und es keine funktionierende Evaluationskultur gegeben habe.

Die Hochschulleitung bedauert zutiefst, dass eine solche Lehrveranstaltung über mehr als zehn Jahre an der Hochschule stattfinden konnte und dass Hinweise und Kritik an den Inhalten nicht zu wirkungsvollen Konsequenzen geführt haben. Dafür möchte sich die Hochschulleitung erneut ausdrücklich und aufrichtig entschuldigen.

Antisemitismus darf in unserer Gesellschaft keinen Platz haben. Hochschulen sind in besonderer Form dazu verpflichtet, jegliche Form der Diskriminierung zu unterbinden. Deshalb ist es für die Hochschulleitung umso bedauerlicher, dass das zu Recht kritisierte Seminar über einen derart langen Zeitraum stattfinden konnte.

Die Hochschulleitung akzeptiert die Bewertung des Zentrums für Antisemitismusforschung. Sie wird umgehend die erforderlichen Konsequenzen aus dem Gutachten ziehen und sich dabei eng mit dem Wissenschaftsministerium abstimmen.

Das Gutachten zeigt nicht nur die bisherigen Versäumnisse hinsichtlich der kritischen Begleitung und der Evaluation von Lehrveranstaltungen und Lehrbeauftragten auf, sondern macht auch deutlich, wo und auf welche Weise hier zukünftig angesetzt werden kann und muss, damit die an der HAWK durchaus vorhandenen Prozesse der Qualitätssicherung auch Wirksamkeit entfalten.

Die Hochschule wird die Erkenntnisse aus dem Gutachten in die schon eingeleiteten Qualitätssicherungsprozesse einfließen lassen. Das Seminar ist seit Anfang August aus dem Lehrplan gestrichen. Der Senat der HAWK hat eine Sondersitzung für den 23. November einberufen, um sich mit den Ergebnissen des Gutachtens zu beschäftigen und weitere Schritte zu beschließen. Auch die Runde der Studiendekane bearbeitet das Thema Qualitätsprüfung und Qualitätsmanagement sowie deren Weiterentwicklung bei der Vergabe von Lehraufträgen mit oberster Priorität.

Die Hochschulleitung ist entschlossen, gemeinsam mit den Fakultäten und Gremien der Hochschule und in engem Zusammenwirken mit dem Ministerium für Wissenschaft und Kultur dafür Sorge zu tragen, dass sich solche Verstöße gegen wissenschaftliche Standards nicht wiederholen können. Sie möchte sich auch dafür entschuldigen, dass zu spät auf die berechtigte Kritik reagiert wurde. Die Hochschulleitung hofft auf einen Neuanfang und hat bereits damit begonnen, das Gespräch mit dem Zentralrat der Juden Deutschlands sowie den weiteren Beteiligten des Konflikts zu suchen.

In einem Briefwechsel mit dem Präsidenten des Zentralrats, Dr. Josef Schuster, hatdie Präsidentin um Entschuldigung fürdie durch das Seminar verursachten Verletzungen gebeten. Gleichwohl ist der Hochschulleitung die Feststellung wichtig, dass sich die Qualitätsmängel und Grenzüberschreitungen, die das Gutachten belegt, nicht auf die Hochschule insgesamt beziehen, sondern auf ein einzelnes Seminar und Modul innerhalb eines Studiengangs an der Hochschule.

Der gesamte Vorgang ist geeignet,der Hochschule und allen ihren Mitgliedern als Anstoß zu dienen, akademische Freiheit nicht als Vorwand für mangelnde Kritikfähigkeit zu nutzen, sondern wachsam zu sein, dass Antisemitismus und Diskriminierungen jedweder Art an der Hochschule keinen Raum haben dürfen.

Presseinfo mit Kurzgutachten des MWK

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