Erscheinungsdatum: 11.05.2015

Antrittsvorlesung von Prof. Dr. Corinna Ehlers an der Fakultät Soziale Arbeit und Gesundheit  

Am Anfang ihrer Antrittsvorlesung skizzierte Prof. Dr. Corinna Ehlers ihre persönliche Beziehung zum Case Management.

Case Management - entstanden in den USA aus der sozialen Einzelfallhilfe - gewann in Deutschland in den 90-iger Jahren zunehmend an Bedeutung. Genauso lang reicht Corinna Ehlers Interesse und Faszination an diesem Konzept, welches sie über Studium, Promotion und Stationen unter anderen in den USA, an die HAWK geführt hat.

Wie Case Management Antworten auf die Herausforderungen eines diskontinuierlichen Versorgungssystems entwickeln kann und gleichzeitig optimale Unterstützungsstrategien für Klienten entwickelt, stellte Corinna Ehlers im weiteren Verlauf der Antrittsvorlesung eindrucksvoll dar.

Stärkenorientiertes Case Management

Case Management, besonders der stärkenorientierte Ansatz nach Dennis Saleebey und Kolleg/inn/en, ist für Corinna Ehlers gleichbedeutend mit der „Quintessenz guter sozialer Arbeit."

Die Stärkenarbeit im Case Management umfasst mit den personen- und umfeldbezogenen Arbeitsweisen zwei Bereiche, die unmittelbar aufeinander aufbauen. Sämtliche Vorgehensweisen sind auf die "Stärkung der Stärken ausgerichtet."

Stärken definiert Ehlers in diesem Kontext als „persönliche Kraftquellen, die in bestimmten Kontexten besonders zum Vorschein kommen und uns zum Strahlen bringen.“

In der personenbezogenen Arbeitsweise kommt es darauf an, diese persönlichen Stärken des Einzelnen zu identifizieren und in Krisensituationen zu aktivieren. Hilfreiche Fragen zur persönlichen Stärkeidentifizierung können lauten:

  • Welche Erfahrungen in Ihrem Leben sind für Sie besonders wichtig? (Vergangenheit)
  • Welche Tätigkeiten machen Ihnen Spaß? Was gibt Ihnen Energie? (Gegenwart)
  • Auf welche Aktivitäten freuen Sie sich? Was wünschen Sie sich? ( Zukunft)

Die Stärkenperspektive impliziert ausdrücklich, hinter die äußere Fassade zu blicken und sich nicht zu vorschnellen Urteilen verleiten zu lassen.

Ausgehend von den individuellen Stärken wird in einem zweiten Schritt gemeinsam mit den Klienten ein Handlungsplan entwickelt.

In diesem Zusammenhang kommt die umfeldbezogene Arbeitsweise zum Einsatz.

Netzwerkarbeit

Ziel ist es jetzt, Netzwerke der Zusammenarbeit aus unterschiedlichen Bereichen zu schaffen.

Soziale Kontakte, Beschäftigungsmöglichkeiten oder Optionen der Freizeitgestaltung sind Ressourcen im Sozialraum. Sie werden aktiv in die Hilfeprozesse einbezogen. Hierzu gilt es, diese Ressourcen und Gelegenheiten im Sozialraum zu identifizieren und für Hilfeprozesse zu erschließen.

Unerlässlich für ein Gelingen des stärkeorientierenden Case Managements ist es, bei allen Schritten und Aktionen den Fokus auf die positive Beziehungsarbeit zu legen.

Das stärkenorientierte Case Management ist in einem defizitär ausgerichteten System immer wieder auch Kritik ausgesetzt. Es ist Corinna Ehlers wichtig zu betonen, dass das Konzept Realität nicht verleugnet. Vielmehr wird versucht, Chancen zu sehen und nachzugehen, die ansonsten unentdeckt geblieben wären.

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