Erscheinungsdatum: 10.04.2012

Externe Lehrveranstaltung von Prof. Dr. Ursula Schädler-Saub in Florenz und Siena

Im März 2012 hatte eine Gruppe von Studierenden des 2. Semesters im Master-Studiengang Konservierung und Restaurierung die Gelegenheit, bei einer externen Lehrveranstaltung in Florenz und Siena mit Prof. Dr. Ursula Schädler-Saub eine Woche lang berühmte Beispiele der Kunstgeschichte und Restaurierungsgeschichte direkt am Original zu studieren.

Wie sehr das heutige Aussehen von Kunstwerken durch historische Restaurierungen geprägt ist, konnten die Studierenden zum Beispiel an den Fresken von Fra’ Angelico im Kloster von San Marco nachvollziehen, die nach malerischen Überarbeitungen in der Barockzeit und im 19. Jahrhundert in den 70er Jahren eine purifizierende Restaurierung durch den Florentiner Restaurator Dino Dini erfahren haben: Trotz möglicher Kritik an der Abnahme historischer Übermalungen, denen man heute mehr Respekt zollen würde, sind die konservatorischen Maßnahmen und die ästhetische Präsentation der Malereien nach wie vor überzeugend.

In der Galleria Palatina im Palazzo Pitti wurden barocke Formatveränderungen von Tafelgemälden thematisiert, darunter großformatige Altarbilder von Andrea del Sarto. In den Uffizien befassten sich die Studierenden mit der musealen Präsentation von Altarretabeln mit ganz unterschiedlicher Objekt- und Restaurierungsgeschichte, außerdem mit einem berühmten Beispiel von „Museografia“ aus den 50er Jahren: die drei einander vergleichend zugeordneten Darstellungen der „Maestà“ von Cimabue, Giotto und Duccio im ersten Saal der Galerie, dessen museale Gestaltung die Handschrift des Architekten Giovanni Michelucci trägt.


Bei Referaten vor Kunstwerken, die den Studierenden bislang nur durch Reproduktionen bekannt waren, stellte sich den Vortragenden die Herausforderung, das aus Büchern zusammengefasste Wissen mit den Beobachtungen am Original zu vergleichen und kritisch zu evaluieren. Auch die ästhetische Qualität historischer Restaurierungen lässt sich nur am Original beurteilen. Ein Referat am Kruzifix von Cimabue im Museum von Santa Croce konnte dies verdeutlichen: um das Bildwerk trotz der gravierenden Verluste durch die Flutkatastrophe von 1966 wieder erlebbar zu machen, hatte Umberto Baldini mit den Restauratoren/innen der Fortezza da Basso die „unità di metodologia“ entwickelt, eine einheitliche Retuschiermethodik zum Schließen unterschiedlicher Arten von Fehlstellen mit der sog. Farbabstraktion und Farbselektion. Die Studierenden stellten fest: diese Maßnahme hat Restaurierungsgeschichte geschrieben und verdient Respekt, auch wenn man es heute etwas anders machen würde.

Externe Lehrveranstaltung von Prof. Dr. Ursula Schädler-Saub in Florenz und Siena Studierende im Kreuzgang des Klosters von San Marco in Florenz, vor dem Fresko ?Der hl. Dominikus am Studierende im Kreuzgang des Klosters von San Marco in Florenz, vor dem Fresko ?Der hl. Dominikus am