Studierende des Masterstudiengangs Konservierung und Restaurierung der HAWK, Fakultät Bauen und Erhalten trafen sich zum dritten Mal mit Bachelor- und Masterstudierenden der Kunstakademie Riga in dem Wasserschloss Gut Ludwigsburg. Hier fand unter Leitung von Prof. Dr. Michael von der Goltz ein Workshop zur Konservierung und Restaurierung von bemalten textilen Wandbespannungen aus dem 18.Jh. statt.
In den vorangegangenen zwei Workshops wurden die Wandbespannungen des sogenannten Blinde-Kuh-Zimmers untersucht und aufwändig konserviert. Nach lebhaften Diskussionen einigte man sich danach auf das Restaurierungsziel. Dies beinhaltete eine Oberflächenreinigung und die optische Reduzierung eines alten Wasserschadens. Weiterhin wurde beschlossen, nicht den ersten Zustand aus dem 18.Jahrhundert wieder herzustellen. Unter Berücksichtigung der Geschichte des Objekts und des Umfelds sollte stattdessen die Überarbeitung aus der Mitte des 19.Jh.s, die eine Vergrößerung des Formats, einige malerische Veränderungen und die Umfassung mit einem illusionistischen Papierrahmen beinhaltete, wieder hergestellt werden, bei gleichzeitiger Schonung der darunter liegenden Malerei des 18.Jh. Als Primärdokumentation wurde eine große Fehlstelle im Papierrahmen belassen, die einen Blick auf die darunterliegende ursprüngliche illusionistische Gobelin-Imitation ermöglicht.
Die weiteren zahlreichen, auch großflächigen Fehlstellen in den Papierumrahmungen wurden mit überbrückenden Papierintarsien geschlossen, ohne die darunter liegende wasserlösliche Malerei zu tangieren. Die Intarsien wurden retuschiert, wobei verlorengegangene goldene Ornamente in ihrer Form angedeutet wurden.
Mit großem Engagement gelang es, die Arbeiten in diesem Zimmer weitgehend fertigzustellen.
Die zügige Fertigstellung stand vermutlich unter dem Einfluss des Schlossgespenstes, dem eine besondere Affinität zu dem Raum nachgesagt wird.
Im kommenden Jahr soll die Bearbeitung eines weiteren mit Wandbespannungen versehenen Raums begonnen werden, bei dem sich wieder neue Fragestellungen ergeben.
Weitere Informationen:
- Prof. Dr. Michael von der Goltz
