Hornemann Institut der HAWK feiert 25-jähriges Bestehen

Erscheinungsdatum: 10.11.2023

Das Hornemann Institut gehört seit stolzen 25 Jahren fest zum Kulturbetrieb der Stadt Hildesheim mit ihren Weltkulturerbestätten und  trägt als „Global Player“ der HAWK auch international maßgeblich zum Erhalt von Kulturgut bei.

„Das Hornemann Institut zeigt sehr gut die ‚DNA‘ einer Hochschule für angewandte Wissenschaften – sich mit der Region gut zu vernetzen, in der Stadtgesellschaft beheimatet zu sein, in der sie ihre Standorte hat, aber eben auch den Transfer der Erkenntnisse zu befördern – häufig auch online-basiert und international“, erklärte HAWK-Präsident Dr. Marc Hudy beim Jubiläumsfestakt vor rund 160 Gästen in der Aula der Hochschule. Was einst 1998 als Projekt für die EXPO 2000 in Hannover begann, könne als etabliertes Institut am heutigen Tag auf eine beeindruckende Bilanz zurückblicken, so der Präsident.

Das Resümee umfasst 25 öffentliche Online-Kurse zur Konservierung und Restaurierung in 3 Sprachen, 22 meist internationale Tagungen mit rund 2640 Teilnehmenden, 54 öffentliche Vorträge in Hildesheim mit rund 3240 Teilnehmenden, 10 Forschungsprojekte, 23 Bücher, rund 4200 E-Publications, 15 Ausstellungen, 2 Schulprojekte in der Stadt und ein europäisches, deutsche Newsletter mit rund 2550 Abonnierenden und einen englischen Newsletter, den Menschen in 44 Ländern lesen. Er dankte der Institutsleiterin Dr. Angela Weyer, die über die 25 Jahre das Hornemann Institut maßgeblich geprägt habe.

 

„Ihr Aufgabenspektrum ist dabei einfach zu nennen: ‚Alles‘“.

„Ich freue mich sehr, dass mit dem Hornemann Institut eine bedeutende, weltweit operierende Institution in Hildesheim ansässig ist, die den Erfahrungsaustausch im Bereich der Restaurierung und der Denkmalpflege fördert, sowie die Aus - und Weiterbildung von Fachkräften anbietet“, sagte der Hildesheimer Oberbürgermeister Dr. Ingo Meyer. Als beeindruckend zukunftsweisend und innovativ benannte er die weichenstellende Institutsgründung, die die vorhandenen Ressourcen in der Stadt zum ersten Mal bündelte. Und zwar die heutige HAWK (damals Fachhochschule Hildesheim), mit ihren sehr bekannten Restaurierungsstudiengängen, die Universität Hildesheim mit Wissen über internetbasierte Fernlehre und Weiterbildung und die Stadt Hildesheim mit dem Roemer- und Pelizaeus-Museum, dessen ehemaliger Leiter Prof. Dr. Arne Eggebrecht die Idee zu dem auf Weltkulturerbe konzentrierten EXPO-Projekt entwickelte.

„Als kleine Einrichtungen, lokal, sind wir eigentlich kaum lebensfähig. Auch Forschung braucht immer größere Zusammenhänge und insofern empfinde ich gerade den internationalen Aspekt des Hornemann Institutes als etwas extrem Wichtiges. Als Stadt, als Forschungseinrichtungen oder Hochschulen wollen wir natürlich gesehen werden, aber es ist einfach auch die Zusammenarbeit, die Weiterentwicklung, Transfer, Austausch und Forschung erst wirklich möglich macht“, so Prof. Dr. May-Britt Kallenrode. Die Präsidentin der Universität Hildesheim arbeitete in ihrem Grußwort heraus, dass es dem Institut, namentlich auch Dr. Weyer, durch ein außergewöhnliches gutes Gespür vorbildlich gelungen sei, zu differenzieren, was im Digitalen möglich sei und was im Gegenzug die persönliche Begleitung brauche.

Gefragt nach den Highlights in den 25 Jahren durch HAWK-Moderator Dr. Ralf Buchholz, überlegt Dr. Angela Weyer lange, so viel ist in den vergangenen Jahrzehnten „erstmalig“ in Hildesheim eindrucksvoll an den Start gegangen. „In jedem Fall die Online-Kurse zu den beiden Alleinstellungsmerkmalen der HAWK-Studiengänge der Konservierung und Restaurierung an der Fakultät Bauen und Erhalten: Mikrobiologie und Ethik der Restaurierung von HAWK-Professorin Dr. Ursula Schädler-Saub und unser Buch ‚1000 Jahre St. Michaelis in Hildesheim‘. Es ist in einer hohen Auflage gedruckt worden, längst ausverkauft, und wird nahezu täglich von unserem Fachportal heruntergeladen“. Auch beim EU Projekt ‚EwaGlos‘ lassen sich tägliche Downloadzahlen verzeichnen. Das Glossar zur Terminologie der Konservierung von Wandmalerei mit 70 Mitwirkenden liegt inzwischen digital in 17 Sprachen vor. „So können Fachleute der Konservierung und Restaurierung sehr schnell international auf einem Niveau diskutieren, weil der englische Begriff gemeinsam definiert und dann in die einzelnen Sprachen übersetzt wurde“. Das „EwaGlos“ gilt inzwischen als das Standardwerk in der Konservierung und Restaurierung von Wandmalerei, fast jährlich kamen bislang neue Sprachen hinzu.

Das Ziel im Gründungsjahr des Hornemann Institutes lautete, Restaurierungs-Know-how weltweit via Online-Lernkurse zu verbreiten und allgemein für die Notwendigkeit der Erhaltung unseres Kulturerbes zu sensibilisieren und dies in einer Zeit, als das Internet noch in den Kinderschuhen steckte. „Ich habe damals bewusst auch auf eine analoge Schriftenreihe gesetzt, weil der Onlinebereich in den 2000ern zu experimentell war, gerade für Restauratorinnen und Restauratoren“, so Weyer. Alle Beteiligten haben sich da didaktisch und technisch erst einarbeiten müssen.

Wegbegleiterinnen und Wegbegleiter der vergangenen 25 Jahre ließen dann „25 Jahre Hornemann“ aus ihrer Sicht wieder lebendig werden. Dabei waren Dr. Annamaria Geiger, ehemalige Kultur- und EXPO-Dezernentin der Stadt Hildesheim, Prof. Dr. Erwin Wagner, ehemaliger Leiter des Zentrums für Fernstudium und Weiterbildung der Universität Hildesheim, Prof. Dr. Ursula Schädler-Saub, vormals ordentliche Professorin der HAWK in den Studiengängen der Konservierung und Restaurierung, Prof. Dr. Thomas Vogtherr vom Historischen Seminar der Universität Osnabrück, Dr. Dörthe Jakobs, Leiterin der Restaurierungswerkstätten des Landesdenkmalamtes Baden-Württemberg, Prof. Dr. Steffen Laue von der Fachhochschule Potsdam, Naturwissenschaftler im Studiengang Konservierung und Restaurierung und Jennifer Oster, Alumna der HAWK-Studiengänge der Konservierung und Restaurierung und heutige Lehrbeauftragte der HAWK.

Dem Festakt vorangegangen war eine interdisziplinäre Tagung zu „Pigmentveränderungen in Mal- und Fassungsschichten“. „Das Thema ist in idealer Weise geeignet, das 25-jährige Bestehen des Hornemann Instituts würdig zu feiern, da wir uns von Anfang an um eine interdisziplinäre Objekterforschung und um Erhaltung durch Restaurierungswissenschaften, Kunstgeschichte sowie Ingenieur- und Naturwissenschaften bemühten. Analog zur Themenbreite unserer Online-Kurse und des E-Publishings sind auch hier wieder verschiedene Fachrichtungen der Restaurierung mit einbezogen worden“, so Dr. Angela Weyer. Pigmentveränderungen könnten die ursprüngliche Farbwirkung einer Malerei oder Fassung grundlegend verwandeln und dadurch massiv in die künstlerische Aussage eingreifen. So könne sich beispielsweise das Pigment Mennige in Bleioxid umwandeln, wodurch sich ehemals leuchtend rote Bereiche braun bis schwarz einfärben würden. Im Fokus der vollständig ausgebuchten Tagung standen die materialwissenschaftliche Analytik und der restauratorische Umgang mit den Veränderungen.