Erscheinungsdatum: 18.10.2016

Spannender Informationsabend mit der Aktivistin und Journalistin Ruth Weiss in der Alten Bibliothek

"Wer die Geschichte nicht kennt, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen", ist der Leitsatz von Ruth Weiss. Aus diesem Grund ist Ruth Weiss auch mit ihren 92 Jahren immer noch auf Tour, um aus ihrem Leben und vor allem von ihrem Engagement gegen Rassismus, Antisemitismus, Frauenfeindlichkeit und über ihren Kampf gegen die Apartheid zu berichten. Sie hat als Zeitzeugin viel Geschichte erlebt, aber vor allem hat sie Geschichte mitgestaltet. "Dies ist heute meine Hauptaufgabe, den jungen Menschen zu vermitteln, dass man bestehende Missverständnisse nicht akzeptieren muss", erklärt Ruth Weiss bescheiden, die nach wie vor in internationalen Zeitungen regelmäßig Kolumnen schreibt.

Dieser Weg war Ruth Weiss aber nicht vorgegeben. Ihr Leben hätte auch anders enden können. 1924 wurde Ruth Weiss als Ruth Loewenthal in Fürth geboren. Der jüdische Glaube der Familie spielte nur eine untergeordnete Rolle in der Familie und hatte keine Auswirkung auf das alltägliche Leben. "Ich ging in eine normale Schule und war das einzige Kind mit jüdischem Hintergrund. Das interessierte meine Freundinnen zunächst nicht, aber nach dem 30. Januar 1933 hatte ich schlagartig keine Freundinnen mehr und auch die Lehrer übersahen mich von da an." Mit Inkrafttreten der Rassengesetze musste Ruth ihre Schule verlassen und auch der Vater verlor seine Arbeit. "So absurd das heute klingen mag, aber die Rassengesetze retteten uns das Leben. Da mein Vater keine Arbeit mehr fand, nahm er ein Stellenangebot in Südafrika an und wir folgten ihm 1936." In Südafrika angekommen erlebte sie sofort eine andere Form staatlich festgelegter Ausgrenzung gegen eine Menschengruppe. Diesmal war es kein gelber Judenstern, sondern die schwarze Hautfarbe. Zu dieser Zeit bereitete die weiße Minderheit mit Gesetzen die Ausgrenzung der farbigen Bevölkerungsgruppen vor, die 1945 dann gesetzlich verankert wurde.

Über mehre berufliche Umwege wurde Ruth Weiss Journalistin und engagierte sich gegen die Apartheid. 1965 musste sie Südafrika verlassen und wurde vom Apartheidsregime auf die Schwarze Liste gesetzt. Von nun an führte sie ihren Kampf von Zimbawe aus fort, das damalige Südrhodesien, wo sie auch die Unabhängigkeitsbewegung unterstützte.

Der Einsatz von Ruth Weiss gegen Apartheid und Rassismus war vielschichtig. Mit Wort, Schrift und zahlreichen Aktionen setzte sie sich aber auch immer für Verständigung und Menschlichkeit ein. Nicht der Kampf gegeneinander sei wichtig, sondern der Kampf miteinander. Sehr lebhaft berichtete Ruth Weiss, wie sie in den 80er Jahren, als es für weiße Südafrikaner gefährlich und verboten war, mit ANC-Mitgliedern Kontakt aufzunehmen, die sogenannten Zisa-Gespräche mit organisierte. "Schwarze und weiße Südafrikaner trafen sich heimlich in Zimbabwe, um miteinander zu reden. Am ersten Tag saßen sich die Gruppen gegenüber, spätestens am dritten Tag saßen sie beieinander." Mit dem Mittel der Kommunikation bewegten sich die beiden Gruppen aufeinander zu. Sie tauschten sich aus. Stellten mehr Gemeinsamkeiten als Trennendes fest. "Aus diesen Treffen sind nicht nur lebenslange Freundschaften entstanden, sondern auch die Basis für ein Ende des Apartheidregimes. Manchmal hilft es miteinander zu reden."

Für ihren unermüdlichen Einsatz zur Aussöhnung von Schwarz und Weiß und für einen fairen Umgang miteinander wurde Ruth Weiss 2005 für den Friedensnobelpreis nominiert.

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