Erscheinungsdatum: 16.06.2016

Blockveranstaltung am Erlebnispädagogischen Zentrum Ith von HAWK plus

Beim Seminar "Nachhaltige Landschaftsnutzung erleben und gestalten" von HAWK plus haben sich Studierende der Forstwirtschaft und Restaurierung mit dem Themengebiet der Nachhaltigkeit ganz konkret auseinandergesetzt. Die Veranstaltung fand im Erlebnispädagogischen Zentrum Ith statt und bot den Teilnehmerinnen und Teilnehmern einen Rahmen, um die Diplomatie der Nachhaltigkeit zu erleben.

Am Anfang der Veranstaltung stand zunächst die Frage: "Warum sind Sie hier, bei der HAWK plus Lehrveranstaltung 'Nachhaltige Landschaftsnutzung erleben und gestalten'?" Hieran konnten die Studierenden der Forstwirtschaft inhaltlich gut anknüpfen. Schließlich schreibt ihr Gebiet die Nachhaltigkeit seit über 300 Jahren unter und die Nutzung der Landschaft erfolgt durch das tägliche Wirtschaften im Wald. Zur Teilnahme am Seminar motivierten schließlich aber doch offene Fragen, etwa wie sich Nachhaltigkeit im Spannungsfeld unterschiedlicher Interessen ganz konkret gestalten lässt. Rosanna, Studentin der Konservierung/Restaurierung, beschrieb, dass die Nachhaltigkeitsidee schon ihre Studienwahl beeinflusste, denn Altes zu bewahren, statt Neues zu produzieren, ist ihr Beitrag zur Nachhaltigkeit in unserer Gesellschaft. Kletterin ist sie außerdem und in den Gebieten, in denen sie klettert, findet sie den Rohstoff, den sie restauriert: Holz. "Weil für mich alles zusammen hängt", sagt sie und es wird deutlich, dass sich hier Studierende zusammen gefunden haben, die bereits für Nachhaltigkeit, dem zentralen gesellschaftlichen Leitbild der Zukunft, sensibilisiert sind.

Natur und Landschaft als Praxisbeispiel für Nachhaltigkeitslösungen

Die Lehrveranstaltung bot den Studierenden die Gelegenheit, anhand eines Praxisbeispiels die Herausforderungen und Voraussetzungen für Nachhaltigkeitslösungen nicht nur kennen zu lernen, sondern unmittelbar zu erleben. "Landschaft" bietet sich hervorragend an, um interdisziplinäre Studierendengruppen mit dem Nachhaltigkeitsleitbild zu konfrontieren. Schließlich hat jede Person zu ihr entweder einen professionellen Bezug wie zum Beispiel als Förster, Naturschützer oder Möbelrestaurierer oder eine persönliche Verbindung, etwa im Freizeiterleben oder auch im Sport. Die meisten verstehen "Landschaft" als etwas gemeinschaftliches, weshalb sich Nachhaltigkeitslösungen und die besonders hohe Relevanz und das Spannungsfeld von sozialen, ökonomischen und ökologischen Interessen exemplarisch gut vermitteln lassen. Die Vielfalt von Interessen lokal in Einklang zu bringen, stellt im Ith eine aktuelle und andauernde Herausforderung dar. Das norddeutsche Klettergebiet ist nämlich zugleich ein sehr wertvolles Naturschutzgebiet. Daniel Dammeier, Eigentümer der Kletterhalle Ithwerk und ein Akteur in den Verhandlungen um die Nutzung und den Schutz des Iths, öffnet für die HAWK-Studierenden die Tür für ein Lernen und Erleben vor realem Kontext. Gemeinsam mit Silke Neumeyer, Dozentin der HAWK mit dem Schwerpunkt nachhaltige Regionalentwicklung, führt er die übungs- und erlebnisorientierte Veranstaltung durch. Der Perspektivwechsel steht im Fokus der Veranstaltung, der ein Schlüssel zu Nachhaltigkeitslösungen ist: ob als angehende Försterin, Naturschützer oder Kletterin – jede Person bringt eigene fachliche und individuelle Ansprüche ein. Aber ein Verständnis für "die Anderen" sowie die Fähigkeit und die Bereitschaft diese anderen Interessen mitzudenken, um Gestaltungsspielräume für Nachhaltigkeitslösungen zu eröffnen, sind in Natur und Landschaft und jedem anderen Gesellschaftsbereich, indem verschiedene Interessen und Ansprüche aufeinander treffen, entscheidend. Die Veranstaltung forderte und förderte diese Fähigkeiten während der drei Blocktage.

Veränderungen werden sichtbar, Nachhaltigkeitslösungen werden greifbar

Die Bedeutung von Vertrauen in die Verhandlungspartnerinnen und -partner für Nachhaltigkeitslösungen arbeitete die Gruppe schnell heraus. Die erste Übung zur "Nachhaltigen Fischerei" endete im Desaster, weil Vereinbarungen zugunsten des Profitbestrebens ignoriert wurden. Ist einmal Misstrauen gesät, ist die Übernutzung der Ressourcen das wahrscheinlichste Szenario.

Auch die dann folgenden Aufgaben verdeutlichten immer wieder, welche zentrale Bedeutung Kooperation und Vertrauen einnehmen, um scheinbar konträre Interessen von Teilgruppen in Konsens zu bringen. "Ich bin richtig enttäuscht, dass wir schon wieder so lang für die Lösung gebraucht haben", lautete eine Aussage während der Reflexion nach einer Übung. Wie schwierig es ist, theoretisches Wissen praktisch umzusetzen, spürten alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer.

Das Rollenspiel am Ende des zweiten Tages, auf das sich alle durch die Ausarbeitung umfassender Akteursprofile vorbereitet hatten, zeigte, dass sich etwas verändert hat. Zwar begann auch das mit eher kompromisslosen Statements, jedoch gewannen zunehmend die Anerkennung der Perspektive des Konfliktpartners und das Bemühen um das Herausfiltern von Interessenschnittmengen die Oberhand. Am Ende diskutierten alle gemeinsam kreative Ideen, wie sich die Ist-Situation im Interesse aller verbessern lässt.

Selbsterfahrung und Naturerleben

Das Ringen um Vertrauen war durchgängig ein Thema der Veranstaltung. Ein Klettererlebnis bot eine ideale Schnittstelle zwischen diesem Thema und dem Kontext Landschaft und Natur. Für fast alle in der Gruppe war es eine neue Erfahrung und für viele eine persönlich große Herausforderung. Die Höhe, die Kraftanstrengung und auch das notwendige Vertrauen in die zwei Kommilitonen, die für die Sicherung zuständig waren, hat so manchen Angstschweiß in die Hände getrieben. Alle haben es bis ganz oben geschafft – oftmals, weil auch hier die Gruppe und das Vertrauen in sie scheinbare Grenzen überwinden lies.

Studentisches Fazit

Das studentische Feedback zeigt, dass Nachhaltigkeit als Prozess zu verstehen ist, denn Nachhaltigkeitslösungen kann man sich nur "durch Anpassung und ständiges Überdenken sowie der Zusammenarbeit unterschiedlicher Interessengemeinschaften annähern". Der Kommentar "Bei Konflikten die Ansichten aller einzuholen, bevor ich vorschnelle Urteile fälle" legt den Schluss nahe, dass die Studierenden für ihre eigene Rolle und Verantwortung in Verhandlungssituationen, in denen es um Nachhaltigkeitslösungen geht, stärker sensibilisiert und motiviert sind. Konstruktiv zu ihnen beitragen zu können, ist nun wahrscheinlicher.

Blockveranstaltung am Erlebnispädagogischen Zentrum Ith von HAWK plus ips Gruppenarbeit Teaser ips Gruppenarbeit Teaser