Erstmals Mathe- und Projektwoche an Fakultät N

Erscheinungsdatum: 20.09.2013

Erstmals Mathe- und Projektwoche - Fakultät N empfängt Erstsemester mit neuem Konzept

Früher begann das Studium schlicht mit der ersten Vorlesung und ging einher mit allen Ängsten, die der Sprung ins kalte Wasser so mit sich brachte. Lerne ich gleich jemanden kennen, komme ich in Mathe mit, finde ich mich in der Hochschule zurecht? So ging manchmal wertvolle Studienzeit durch Eingewöhnung verloren. Das ist jetzt anders. Die Göttinger HAWK-Fakultät Naturwissenschaften und Technik startet in dieses Wintersemester mit einer völlig neu konzipierten Studieneingangsphase von zwei Wochen: der Mathe- und der Projektwoche.

Angeboten wird ein einwöchiger Mathevorkurs, betreut von studentischen Tutor/inn/en. In der zweiten Woche stehen sechs Projekte zur Auswahl: Kleinroboter, Videodreh, Lego Mindstorm, Kartonfahrzeug, Laborführungen mit Versuchen und Smartphone-Programmierung. Am Ende stellen die Gruppen ihre Ergebnisse bei einem Projekt-Slam vor. Außerdem füllt „Lernen lernen“ den Stundenplan. Hinzu kommen Informationen zum Studium und die Vorstellung der Studentischen Gremien sowie das soziale Angebot des Fachschaftsrates.Das Konzept ist in Zusammenarbeit mit dem HAWK-Projekt LernkulTour entstanden, das im Rahmen des Qualitätspakts Lehre aus Bundesmitteln gefördert wird und auch die anderen HAWK-Fakultäten unterstützt.

 

Erstsemester berichten

Christopher Jünemann, Erstsemester im Studiengang Präzisionsmaschinenbau, hat eine Ausbildung in der Gastronomie und acht Jahre Berufstätigkeit hinter sich. Jetzt hat er völlig umgeschwenkt und ist froh über den Mathe-Vorkurs: „Man merkt, wo die Defizite sind und hat auch schon erste Kontakte geknüpft. Nach den zwei Wochen starte ich auf jeden Fall um einiges entspannter, als ich am Anfang war.“

Phillip Nolte studiert Elektro- und Informationstechnik und fand den Mathekurs ebenfalls gut: „Ich bin zwar noch nicht lange aus der Schule heraus, aber manche Sachen hatten wir schon in der siebten oder achten Klasse. Da ist nicht mehr alles im Kopf. Das Nützlichste war definitiv, die Bruchrechnung zu wiederholen.“ Die frühen Kontakte fand auch er sehr gut, denn so müsse keiner allein in die Vorlesung gehen: „Da wär man auf jeden Fall unaufgeschlossener.“

Das sieht auch Fabian Moch so, der ebenfalls Elektro- und Informationstechnik studiert: „Am wichtigsten finde ich, dass man gleich neue Leute kennenlernt, die dieselben Interessen haben und dass man dann mit gutem Gefühl ins Studium gehen kann. Natürlich hätten wir für Mathe auch alles alleine lernen können. Aber hier wurde gleich das behandelt, was man wirklich können muss und wir hatten jemanden, dem wir Fragen stellen konnten."

 

Tutoren berichten

Jan ist schon erfahrener Student an der Fakultät Naturwissenschaften und Technik. Er hat beide Studieneingangswochen als Tutor begleitet. Jan ist sich sicher, dass Ängste abgebaut werden, weil die Erstsemester hier im Studium die Anwendung der Theorie kennenlernen und es deshalb mehr Spaß macht.

Einig ist er sich mit den anderen Tutoren, dass sie solche Einführungswochen auch bei ihrem eigenen Start schon gern gehabt hätten: „Dann hätten wir uns auch gleich vorstellen können, was man im Studium wirklich macht und uns in den ersten zwei Semestern besser eingebracht. Denn dafür sind die neuen Projekte sehr aufschlussreich. Man weiß dann, was das Studium später alles noch bringt.“

Hadeler: "Leichterer Start"

Genau das ist auch das Ziel, das die Fakultät mit ihrem Konzept für die Studieneingangsphase verfolgt, bestätigen Dekan Prof. Dr. Ralf Hadeler und Studiendekan Prof. Dr. Bernd Stock: „Wir haben uns gefragt, was eigentlich die Herausforderung zu Beginn eines Studiums ist? – die Unsicherheit, habe ich mich richtig entschieden? Unser Ziel ist, dass die Studierenden Ende September sagen, ja, ich habe das richtige Fach, die richtige Hochschule gewählt, ich habe schon Leute kennengelernt, ich fühle mich in dem Umfeld wohl. Unser Ziel ist, Ihnen Arbeitstechniken an die Hand zu geben, damit ihnen das erste Semester leicht fällt und sie mit Begeisterung dabei sind.“

Deshalb werden zum Beispiel beim Science-Slam Abschlussarbeiten der einzelnen Studiengänge vorgestellt. Anschließend bearbeiten die Erstsemester schon selbst ein kleines Projekt in der Gruppe. „Wir haben in den Ingenieurstudiengängen ja das Problem, dass zunächst viel Grundlagenwissen aufgebaut werden muss“, beschreibt Hadeler, als da wären Mathe, Physik oder Grundlagen Elektrotechnik. Durch die Studieneingangswochen bekämen die Studierenden jetzt aber sofort eine Ahnung von dem, was sie erwartet, und „wir hoffen, dass es jetzt einfach schneller geht, dass sie mit Leib und Seele dabei sind und sich sagen ‚halt durch, es wird noch richtig interessant und spannend‘“. Aus langjähriger Erfahrung weiß er: „Unsere Studierenden sind klassischerweise nach ein/zwei Jahren sehr zufrieden, wenn sie uns kennengelernt haben. Dann wissen sie, wie gut sie es hier haben.“ Vielleicht klappt dies jetzt früher.

Müller: "Lerntyp ergründen"

Auch Dr. Anna Müller, Professorin für Gender und Diversitymanagement, trägt ihren Teil dazu bei, dieses Ziel zu erreichen. Sie zeichnet für das Angebot „Lernen lernen“ in den Studieneingangswochen verantwortlich. Müller unterstützt die Erstsemester zunächst darin, ihren Lerntyp zu ergründen und gibt ihnen mit auf dem Weg: „Das allerwichtigste im Studium ist, selbst tätig zu werden. In der Schule bekommt man den Lernstoff serviert und muss ihn eigentlich nur schlucken und zum richtigen Zeitpunkt möglichst vollständig wieder ausspucken.“ Das sogenannte „Bulimie-Lernen“ bringe im Studium aber überhaupt nicht weiter. Hier gehe es darum, Verknüpfungen der einzelnen Wissensgebiete herzustellen. Das akademische Lernen sei eben ein anderes Lernen. Deshalb bräuchten die jungen Leute Methoden und Techniken zum Mitschreiben, zur Vorbereitung auf Prüfungen. Müllers Lern-Tipp: „Interesse haben. Lerntyp ergründen. Und wenn ich den Fuß über die Schwelle eines Seminarraum setze, zu wissen, was das Thema der letzten Stunde war. Dann bin ich gut vorbereitet.“

Bei der Entwicklung des Konzeptes für die Studieneingangswochen habe die Fakultät sehr starke Unterstützung durch das HAWK-Projekt LernkulTour bekommen, betont Hadeler. Das Projekt wird aus Mitteln des Qualitätspakts Lehre der Bundesregierung für insgesamt fünf Jahre finanziert.

Vonarx: "Ganze Fakultät integriert"

Anne-Cathrin Vonarx, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Projekt LernkulTour erklärt, dass die Ziele und das Konzept der Studieneingangsphase zusammen mit Lehrern aus den benachbarten Schulen, aber auch mit dem Fachschaftsrat und den Studierenden entwickelt wurden, um Studienanfänger fachlich zu entzünden, organisatorisch zu integrieren und sich an der HAWK letztlich auch wohl zu fühlen: „Aus meiner Sicht ist diese Projektwoche gelungen. Das hat man daran gemerkt, dass die Studierenden motiviert waren, die Tutoren sehr viel Spaß hatten, die ganze Fakultät integriert war und wirklich tolle Ergebnisse in den einzelnen Projekten herauskamen. Außerdem gibt es einen Wanderpokal. Dieser Wanderpokal ist für mich das Symbol: Es geht weiter.“

Das erste Semester sei traditionell die härteste Umstellung für die jungen Leute. So sei denn auch das nächste Projekt, das die Fakultät angehen wolle, hier noch intensiver zu begleiten, betont Dekan Hadeler. Dazu gebe es auch intensive Kontakte zu Schulen, um gemeinsam zu sehen, wie der Übergang von Schule zu Hochschule noch weiter erleichtert werden kann. „Auch dies ist Teil des Paketes, mit dem wir den Start ins Studium erleichtern wollen.“

Projekt-Slam mit Wanderpokal

Höhepunkt dieser ersten besonderen Studieneingangswochen war der Projekt-Slam. Jedes Team stellte sein erstes Werk vor und eine Jury aus Professoren, Mitarbeiterinnen und der Vizepräsidentin für Studium und Lehre, Prof. Dr. Annette Probst, kürte die Sieger: Markus Nolte (1. Sem. Elektrotechnik), Tutor Mario Holzhauer, Tutor Christoph Brügge und Moritz Pieper (1. Sem. Präzisionsmaschinenbau) für ihren Video-Clip über die Miniroboter.

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Unser Radiobericht

Erstmals Mathe- und Projektwoche - Fakultät N empfängt Erstsemester mit neuem Konzept v.l.n.r. Markus Nolte (1. Sem. Elektrotechnik), Moritz Pieper (1. Sem. Präzisionsmaschinenbau). v.l.n.r. Markus Nolte (1. Sem. Elektrotechnik), Moritz Pieper (1. Sem. Präzisionsmaschinenbau).