Erscheinungsdatum: 15.06.2015

Erster \"Kritischer Abend\" von HAWK plus und dem Zentrum für ehrenamtliches Engagement (ZEE) in Holzminden zum Thema \"Chance Ehrenamt\"  

Erster "Kritischer Abend" von HAWK plus und dem Zentrum für ehrenamtliches Engagement (ZEE) in Holzminden zum Thema "Chance Ehrenamt" 

Auf Einladung von zwei Studierenden (2. Semester Green Building), HAWK plus und dem Zentrum für ehrenamtliches Engagement (ZEE) Holzminden fand jetzt der erste „kritische Abend“ zur „Chance Ehrenamt“ statt.

Wie viele wohl kommen werden? An einem sonnigen Abend nach dem herbstlichen Ausklang des Monats Mai? Diese Frage trieb die Gastgeber um und tatsächlich kamen nur drei Studierende (Immobilienwirtschaft und Green Building). Nur? Ja, es blieben Plätze im vorbereiteten „U“ frei, aber schnell war klar, für den kritischen Abend waren ausreichend Erfahrungen, Interesse und Meinungen im Raum!

Marius Bräunlich und Michel Schmitt, 2. Semester Green Building, sind gemeinsam seit dem Sommersemester 2015 zum Thema Engagementförderung an der HAWK Holzminden bei HAWK plus beschäftigt. Ruth Happel, Zuständige für das Zentrum für Ehrenamtliches Engagement der Kreisvolkshochschule Holzminden, und Silke Neumeyer, HAWK plus, berieten gemeinsam mit den beiden Studenten, wie das Thema in die Hochschule gebracht werden kann. Schnell entstand die Idee, einen kritischen Abend zur „Chance Ehrenamt“ für die Studierenden zu organisieren.

Auftakt mit studentischen Erfahrungsberichten

Marius berichtete von seinen verschiedenen Einsätzen für „Die Tafel“ in Holzminden, die „Jugend Kunst Werkstatt Koblenz“, ein Kinderheim in Nepal, das traditionelle Segelschiff Naga Pelangi und den Aero Club Nastätten e.V.. Die Vielfalt seines Engagements im In- und Ausland beeindruckt und er selbst resümiert „Es macht großen Spaß sich für die Projekte und Menschen einzusetzen, ist aber auch mal anstrengende Arbeit. Verantwortung übernimmt man immer und das war mir auch wichtig. Mich motiviert neben dem Spaß, den ich bei meinen Einsätzen habe auch, dass ich mich für Stipendien qualifiziere und ich berufliche Vorteile vermute“. Michel berichtete im Anschluss von seinem 14-monatigen Aufenthalt als Freiwilliger in Uganda mit EIRENE, dem Internationalen Christlichen Friedensdienst e.V. Als Computer-Fachmann lehrte er in einer Schule für Garten- und Landschaftsbau in der Hauptstadt Kampala und unterstützte auch bei praktischen Einsätzen. Im Kern gehe es EIRENE und auch ihm persönlich durch den Aufbau persönlicher Kontakte und Freundschaften zugleich den Austausch zwischen Kulturen und Toleranz zur fördern. „Ich hatte einen echten Kulturschock. Das hat mich überrascht, aber es war wirklich ein Schock. Aber es hat sich gelohnt durchzuhalten. Mit den Freunden, die ich dort gefunden habe, habe ich weiterhin Kontakt und versuche aus der Ferne zu helfen, denn sie leben in sehr armen Verhältnissen“. Beide sind sich einig: Wer einmal begonnen hat, sich zu engagieren, hört nicht wieder auf!

Engagement in Holzminden: ZEE als Vermittler und Kontaktstelle

Ruth Happel stellt im Anschluss das ZEE vor und beantwortet damit gleich eine Frage von Christopher Borges, 2. Semester Immobilienwirtschaft: Wo finde ich denn eine passende Einsatzstelle in Holzminden? Das ZEE ist genau dafür da. Es vernetzt gemeinnützige Einrichtungen, die Unterstützung suchen, mit Menschen, die sich engagieren möchten. Es bedarf lediglich eines persönlichen Gespräches über Interessen, Fähigkeiten und Zeitressourcen, die man investieren kann und schon werden mögliche Einsatzstellen aufgezeigt. Darüber hinaus verweist Ruth Happel anschaulich auf die Leistungen des Ehrenamts für die Gesellschaft und bringt es auf den Punkt: Die Ehrenamtlichen sorgen mit ihrem Engagement für lebhafte, abwechslungsreiche, bunte, solidarische und soziale Strukturen vor Ort. Und was bringt es den Engagierten selbst? Sehr viel! Sie lernen gleichgesinnte Menschen kennen, sammeln vielfältigste Erfahrungen – die auch im beruflichen Kontext „verwertet“ werden können, und, und, und. Vor allem bekommen sie oftmals ein Lächeln als Dank! Das tut gut.

Kritische Betrachtung: Ehrenamt als Lückenbüßer oder Verantwortung einer demokratischen Gesellschaft?

Der Vortrag von Ruth Happel endet mit zwei kritischen Thesen, denn „das Ehrenamt“ kann aus unterschiedlichen Perspektiven betrachtet werden:

These 1: Ehrenamt = Verantwortungsübernahme für die Gesellschaft. These 2: Ehrenamt als Lückenbüßer für staatliche Verantwortung. In der Diskussion wurden verschiedenste Aspekte aufgeworfen und es zeigt sich, dass der persönliche Fokus auf das Thema entscheidend ist: Stehen bspw. die eigenen positiven Erfahrungen und Vorteile im Fokus, rückt die Frage des „Lückenbüßers“ in den Hintergrund. Christopher Borges formuliert eine dritte These: „Der Staat ist Lückenbüßer für fehlendes gesellschaftliches Engagement“ und bringt so eine neue Perspektive in die Diskussion. Die Frage der Abgrenzung staatlicher und gesellschaftlicher Verantwortung steht im Raum und lassen die Funktionen des Ehrenamtes als Korrektiv des Staates und „Transparenz-Ventil“ für gesellschaftliche Probleme oder Missstände in den Fokus rücken. Die gesellschaftliche Verantwortung der Wirtschaft/ Unternehmen wird ebenfalls benannt. Madeleine Hoeft, ebenfalls 2. Semester Immobilienwirtschaft, berichtet von ihrer aktuellen, durch Marius und Michels Initiative angestoßene Erfahrung während des Engagements für das Straßentheaterfestival in Holzminden. Die große, positive Resonanz auf ihr Engagement hat sie erstaunt und ihr wurde klar, wie einfach es tatsächlich ist, sich zu engagieren. „Quasi überall gibt es Möglichkeiten und solche Events machen ja total viel Spaß. Aber man muss sich erstmal einen Ruck geben“.

Kai Hasselmann, 2. Semester Green Building, stellt abschließend fest, dass er über Engagement mit seinen Freunden noch nie so richtig geredet hat – der kritische Abend gibt dazu einen Anstoß! Wenn nun alle fünf Studierenden des kritischen Abends als Multiplikatoren für einen bewussten Blick auf gesellschaftliches Engagement wirken, hat der Abend sein Ziel erreicht.

Zum Abschluss benennt Silke Neumeyer von HAWK plus noch Zahlen und Fakten: Laut aktuellem Freiwilligensurvey (2009) engagiert sich mehr als ein Drittel der 14 – 30-Jährigen, obwohl gerade von ihnen hohe Mobilität im Zuge ihrer Ausbildung abverlangt wird. Damit verbunden ist die Herausforderung, sich immer wieder an neuen Orten zu orientieren, soziale Netzwerke zu erkunden und passende Einsatzorte zu finden. Von „Patchwork-Engagement“ ist die Rede, denn es ist für viele nicht möglich ihr Engagement für einen Verein oder Initiative zu verstetigen. Das muss kein Nachteil oder Hindernis sein! HAWK plus und das ZEE unterstützen nun zusammen mit Marius Bräunlich und Michel Schmitt Studierende auf der Suche nach ihrem „Holzminden-Patch“, damit keine Engagement-Biografie aufgrund des Studiums in Holzminden einen Bruch erleidet oder dessen Beginn behindert wird.

Kontakt:

Marius Bräunlich und Michel Schmitt: E-Mail schreiben

HAWK plus Holzminden, Silke Neumeyer: E-Mail schreiben

Zentrum für Ehrenamtliches Engagement (ZEE) Holzminden, Ruth Happel: E-Mail schreiben

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