Erscheinungsdatum: 06.08.2012

HAWK-Fakultät Gestaltung zeigt in der Ausstellung \"Gipfelstürmer\" über 80 Abschlussarbeiten aus neun Kompetenzfeldern


Der Gipfel ist erobert. Jedenfalls von den über 80 Absolventinnen und Absolventen der Bachelor- und Master-Studiengänge der HAWK-Fakultät Gestaltung. Die zeigen traditionell ihre Abschlussarbeiten öffentlich – dieses Mal unter dem Titel „Gipfelstürmer“. Von dort aus geht es nun in weiterführende Studiengänge oder direkt hinein ins Berufsleben.

Im Bereich Innenarchitektur sieht es aus, als ob die Vorbereitung zur Ausstellung in Arbeit wäre. Doch weit gefehlt – das Konzept sieht vor, das Publikum direkt hinein zu ziehen in den Arbeitsprozess, der ja sonst nicht sichtbar und für viele kaum vorstellbar ist. Nach so viel Arbeit darf man sich mal gemütlich hinsetzen. Am besten in den Schreibtischstuhl von Heidi Pohle. Es ist ein Redesign des B 7A von Marcel Breuer. „Ich habe halt nie einen wirklich schönen Schreibtischstuhl gefunden. Nur solche riesigen Teile, oft viel aus Plastik“, lacht Pohle, die den Stahlrohr-Stuhl in einem alten Katalog aus dem Jahr 1935 entdeckt hatte. „Die Formensprache ist genial. Das erinnert mich an die Zeit, als Stahlrohre neu waren und sich mit ihnen vollkommen neue Möglichkeiten ergaben“, urteilt Werner Sauer, Dekan der HAWK-Fakultät Gestaltung und auch Prüfer von Pohle. Dann wird gemeinsam Probe gesessen.

Bei den Produktdesignern wollte einer den Berg ganz offensichtlich mit etwas Hilfe besteigen. Nicolas Eggert präsentiert ein Rückenmotorsystem, mit dem das Abheben zum Riesenspaß wird. Damit möchte der junge Designer Flexibität und Produktivität bei Expeditionen verbinden, wenn Wüsten oder steinige Flussbetten erforscht werden sollen. Solche, die auch gerne ihre Zeit zu Hause verbringen, dürften sich von den Schalen aus Porzellan von Denise Meinholz angezogen fühlen. Die Rundungen sind formvollendet, aber die Seite sieht aus, als wäre sie wie bei einem Unfall eingedrückt. Etwas für wirkliche Ästheten in Sachen Haptik und Ansicht.

Ideal wäre das für Räume, die mit Hilfe von LEA geplant wurden. So hat Matthias Mannel sein Werkzeug getauft, mit dem die Qualität von Licht gemessen werden kann. Es ist kaum größer als ein handelsübliches Smart-Phone, passt also in jede Tasche, ist leicht zu bedienen und ermöglicht neue Erfahrungen in der Bewertung und im Verständnis von Licht und Raum. Denn Licht wäre schließlich mehr als nur Hell und Dunkel. „Als nächstes sehe ich zu, damit in Serie zu gehen“, erklärt der Lichtdesigner.

Farbdesignerin Lena Lübben ist es, die in ihrer Bachelor-Thesis fragt: „Gibt es Frauen- oder Männerfarben?“ Mit zwei unterschiedlichen Methoden ging sie der Sache auf den Grund – die Initiative Pinkstinks dürfte ihre helle Freude an dieser Untersuchung haben. Gezeigt wird, welche Klischees weiterhin stimmen und wo die Grenzen verschwinden. Das passt zur aktuellen Diskussion, in der es darum geht, dass einige Spielwarenhersteller ihre speziell für Mädchen gedachten Produkte geradezu mit Pink überfluten.

Alles andere als von Pink dominiert zeigt sich die Arbeit von Bachelor Andreas Hilbert. Mit viel frischem Grün hat er ein Corporate Design für die Michelsenschule Hildesheim entworfen. „Ich feile an dem Logo, bis es spricht“, erklärt er – und behält Recht. Vom Briefpapier bis hin zur Info-Broschüre bringt der facettenreiche Entwurf die Vielfalt einer Schule vom Lehrer bis zum Schüler auf einen Nenner.

Viele Facetten ihres Könnens hat auch Svenja Mannitz in ihrer Master-Arbeit zusammen gebracht – indem sie ein neuartiges Gestaltungskonzept für einen Cupcake-Store erfunden hat. In ihrer kontrastfreichen Filiale fließen die Kompetenzfelder Corpoarate Design und Innenarchitektur zusammen – die komplette Ladeneinrichtung verschmiltzt mit dem Corporate Design. „Ein hervorragendes Beispiel dafür, wie die Schwerpunkte an unserer Fakultät im Master-Studiengang ineinander übergehen“, erklärt HAWK-Prof. Dominika Hasse.

Eine wissenschaftliche Design-Studie legt Master-Absolventin Jennifer Sinclair vor. Sie hat sich mit Surface Design, also der Gestaltung von Oberflächen, auseinander gesetzt. Und zwar speziell für Oberflächen am Armaturenbrett und der Türverkleidung eines Autos. Dabei hat sie sich von Beispielen aus der Natur inspirieren lassen – entstanden sind sechs verschiedene Beispiele, die mit Materialkollagen und Farbkonzepten ergänzt hat. Tipp: Augen zu und sich begeistern lassen.

Alle 67 Bachelor-Absolventinnen und -Absolventen aus den Kompetenzfeldern Advertising Design, Corpoarate Identity/Corporate Design, Digitale Medien, Farbdesign, Grafikdesign Interior Architecture/Interior Design, Lighting Design, Metallgestaltung und Produktdesign sowie die 14 Master-Abschlüsse finden sich zusammengefasst in der Publikation zur Ausstellung „Gipfelstürmer“. Sie ist erhältlich für sieben Euro in der HAWK-Fakultät Gestaltung. HAWK-Fakultät Gestaltung zeigt in der Ausstellung "Gipfelstürmer" über 80 Abschlussarbeiten aus neun Kompetenzfeldern Nicolas Eggert Rückenmotorsystem Nicolas Eggert Rückenmotorsystem