Erscheinungsdatum: 30.07.2015

HAWK-Studierende des Lighting Design haben die Hildesheimer Wallungen mit ihren Installationen zum Leuchten gebracht  

Norbert Wasserfurth hat sich eine ganz bestimmte Stunde während der Wallungen für den exklusiven Rundgang ausgesucht: Es ist die sogenannte blaue Stunde, also der Zeitraum zwischen Sonnenuntergang und Dunkelheit. Die beste Zeit einerseits, um sich nicht nur viele der Lichtobjekte bei den Wallungen bei Tages- und Nachtlicht anzuschauen, sondern ideal für die Fotodokumentation.

Seit geraumer Zeit unterstützt das HAWK Lighting Design Veranstaltungen der Stadt Hildesheim, so Norbert Wasserfurth, Wissenschaftlicher Mitarbeiter im Kompetenzfeld Lighting Design an der Fakultät Gestaltung der HAWK. Die Studierenden im ersten Semester konzipierten unter seiner und auch der Begleitung von Tutor/inn/en ein halbes Jahr lang Installationen und Ideen für die diesjährigen Wallungen:

"Licht muss überraschen", meint Wasserfurth, der die Wallungen als wunderbare Plattform für Lichtdesign ansieht. "Hier kann man dieses wundervolle Element des Lighting Designs ausleben, ausprobieren und realisieren."

An sechs verschiedenen Standorten der Wallungen konnten sich Besucher/innen durch die Installationen verzaubern lassen. Zuvor war für die am Ende so einfach aussehenden Lichtobjekte hart gearbeitet und manche Hürde gemeistert worden: "Sicherheit steht natürlich an erster Stelle, aber die größte Herausforderung der Wallungen sind die Ausdehnung und die Fläche. Das alles zu bewältigen, ist für uns immer schwierig", so Wasserfurth. Die Studierenden würden einen größeren Bereich vom Goschentor über den Domhof bis zum Kalenberger Graben bespielen, und "das in eine Klammer zu fassen, ist eine technische, logistische und gestalterische Herausforderung."

Bei der Konzeptionsentwicklung sei nicht nur auf die planerische Komponente, sondern auch auf die didaktische Qualität der Arbeit geachtet worden. "Am Ende haben die Studierenden eine wunderbare Möglichkeit gehabt, ihre Entwürfe in Photoshop mit der Wirklichkeit zu vergleichen", resümierte Wasserfurth. Jeder habe jeden beim Aufbau in der Gruppe dabei unterstützt.

Wie Michelle Pelka, die mit rund zehn Helfer/innen und Kommiliton/inn/en die markanten Leuchttropfen im Graben am Kehrwiederwall gestaltete. Am Ende wurden während eines halben Tages über 180 dieser Leuchtobjekte zusammengebaut und in die Bäume gehängt. Diese bestanden aus einer LED und einer Batterie, luftdicht verpackt in einen mit Wasser gefüllten Wasserballon, der wiederum mit einem Nylonstrumpf in die Bäume und Äste gehängt wurde. Als Lichtprobe sind sie mit zehn bis 15 dieser Lichttropfen herumgelaufen, hätten verschiedene Orte auf ihre Wirkung hin ausprobiert: "Wir sind alle mit dem Ergebnis sehr zufrieden", fasst Pelka zusammen.

Am Eingang der Wallungen, am Goschentor, schräg gegenüber der HAWK, konnten die aufmerksamen Besucher/innen ein Schattenspiel auf einem großen Baumwipfel betrachten: Ein Heißluftballon war in der Baumkrone zu sehen. Dennis Grimberg, der dieses Projekt mit einem Strahler und einer Metallmaske realisierte, war durch die Grafik der Wallungen-Flyer inspiriert worden, auf denen ein Heißluftballon abgedruckt ist.

Am Tunnel zogen bunte Linien und Sterne die Konturen der Wände und angedeuteten Fenster nach: Fabienne Czayka nannte diese Installation, an der sie zwölf Stunden gearbeitet hatte, "Lichtzauber": "Ich habe mit dem Raum etwas gespielt, mit den Fenstern versucht, einen Tunneleffekt herzustellen. Das Ganze sollte ein bisschen verzaubernd und kindlich wirken."
Auch sie ist mit dem Resultat zufrieden, sieht vor allem die jüngeren Wallungen-Besucher/innen fasziniert davor stehen: "Kleine Kinder reagieren gut darauf, sie haben gar nicht verstanden, dass da plötzlich Linien und Sterne sind und wollten alles anfassen."

Eine eher geruchsintensive Erfahrung machte Henning Stauch: Er arbeitete zur Vorbereitung zwei Tage im Mühlengraben an der Brücke beim Frauengefängnis: "Bei den warmen Temperaturen war das irgendwie schon eine Abkühlung - aber irgendwann hat man dann doch keine Lust mehr, im Schlamm zu stehen. Das ist etwas anstrengend", zog Stauch als Fazit. Dennoch habe sich die Mühe für ihn ausgezahlt, unter der Brücke, an der er - teils kopfüber abgeseilt - gelbe Lampen und eine Nebelmaschine installierte: „Es hat Spaß gemacht, die Arbeit hat sich doch gelohnt und man hat unglaublich viel dazugelernt." Und auch wenn der Wind den Nebel teils etwas zu schnell wegwehte, habe es den gewünschten Effekt erzielt.

Weitere Arbeiten waren sowohl am Domhof von Judith Michael zu sehen als auch eine Installation am Kalenberger Graben mit leuchtenden Booten zum Thema Flüchtlinge.

Wasserfurth gefielen alle Arbeiten sehr gut, vor allem das Engagement der Studierenden. Eine richtige Generalprobe habe es nicht gegeben, aber es standen mehrere abendliche Beleuchtungsproben kurz vor der Realisierung am Samstag an: "Wir zittern immer ein wenig, das ist das Lampenfiebergefühl: Wie wird es tatsächlich? Wie reagiert das Publikum? Das sind der Kick und der Adrenalinstoß, für den wir Lightingdesigner/innen teilweise leben."

Weitere Informationen:

  • Lighting Design an der Fakultät Gestaltung
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